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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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7. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0297

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SAMMLUNGEN

in fünf Sälen (Nr. 128, 129, 131, 144 und 145)
zur Aufteilung gelangt und foeben dem Publikum
zugänglich gemacht worden. Eine große Zahl
diefer Werke war fchon an verfchiedenen Stel-
len des Mufeums früher zu fehen gewefen, da
Salting viele feiner Schäle dem Mufeum fchon
bei feinen Lebzeiten als Lehen überlaffen hatte.
Die Werke aber, die er bis zu feinem Tode bei
[ich behalten hatte, find nun mit den bereits
allgemein bekannten zufammen zu fehen und
beweifen, was für ein eifriger, meift vorfiditig
abwägender, kenntnisreicher Sammler von um-
faffendem Intereffe Salting gewefen ift.

Burne-Jones’s Sohn hat dem Mufeum zwei
große Zeichnungen „Geburt“ und „Kreuzigung“
feines Vaters zum Gefchenk überwiefen. Die
Zeichnungen waren als Vorlagen für Glasfenfter
in einer Birminghamer Kirche beftimmt und
früher fchon einmal im South Kenfington Mufeum
ausgeftellt gewefen. F.

MÄGDEBURG Das KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM erhielt als Gefchenk ein Gemälde von
Rayski, dem erft in der Jahrhundertausftellung
1906 entdeckten großen Dresdner Maler. Es
ftellt zwei Reiter in der Tracht der 1840er Jahre
dar, die in wilder Flucht vor einem Gewitter
dahinreiten. Dem malerifchen Gegenftand ent-
fpricht die temperamentvolle Malerei: Die (tür-
mende Bewegung der Pferde, das aufjagende
Gewitterdunkel, die Staubwolken find mit einer
Sicherheit in Flächen hingefeßt, die den genialen
Meifter der „Wildfehweine“ verraten. Man er-
kennt vor folchen Bildern mit Schmerz, einen
wie großen Vorzug die franzöfifche Malerei in
der Konzentration auf Paris und der daraus
folgende ununterbrochene Tradition gehabt hat.
Ferdinand v. Rayski wäre berufen gewefen,
in Deutfchland die Rolle zu fpielen, die Delacroix
in Frankreich zufiel. Aber er blieb ifoliert oder
er ifolierte [ich felbft, was auf eins hinausläuft,
und fein Genie verzehrte fich in halbdilettantifcher
Weife an adligen Paffionen. Und wo ift der
Nachhall feiner Wirkung von 1906? Man ver-
anftaltet Ausheilungen von Waldmüller, Menzel,
Friedrich,Blechen: wer aber hört noch vonRayski?
Er ift wieder in das Dunkel und Schweigen
zurückgetaucht, das feine ariftokratifche Perfön-
lichkeit in myftifcher Weife umgab, und fein
Wefen zu fchildern wäre doch lohnender und
auffchlußreicher als das fo vieler Deutfcher.

Aus der Wolffchen Stiftung erwarb das Mu-
feum ferner ein Bildnis der Nanna von Feuer-
bach und ein Selbftbildnis von Marees. Das
lebensgroße Knieftück Feuerbachs ftammt aus
dem Jahre 1862, aus jener erften Zeit der Be-

kanntfehaft mit der fchönen Römerin, die mehr
als 12 große Studien von ihr entftehen ließ. Es
ftellt die melancholifch blickende Frau von vorne
dar, in dem berühmten fchwarzen Seidenkleide,
einen weißen Burnus um die Schultern und eine
Gefichtsmaske in der Hand; fie fißt vor einer
pompejanifch roten Wand. Das Bild ift ausge-
zeichnet durch die deliziöfe Malweife, die an
dem Proßlbild Nannas mit dem rofa Fächer fo
fehr entzückt, und durch eine feurige Farbigkeit,
die ungemein überrafcht. Das fchwarze Seiden-
kleid und das leuchtende Rot der Wand, ver-
mittelt durch den weißen Burnus: wie wirkt das
ftark, noch fern von dem filbrigen Kolorit der
fpätern Feuerbach, und ganz ohne Härten. Man
vermißt nicht die große Linie, die das von vorn
gefehene Knieftück nicht hergegeben hat, weil
das Koloriftifche völlig dominiert. Wie in einem
Brennpunkt gefammelt erfcheint alle Farbigkeit
nochmals in der Kamelie, die fie unter einer
goldenen Schließe vor die Bruft gefteckt hat.
Und betrachtet man die Hände, die in ihrer
klaffifchen Schönheit müßig ruhen, fo ift man im
Zweifel, ob man ihnen oder denen der daneben
hängenden Leiblfchen Dame den Preis fchöner
Malerei zuerkennen foll.

Das Selbftbildnis Hans v. Marees ftammt
aus der Zeit kurz vor den Neapler Fresken (1872).
Meier-Graefe nennt es in feiner Marees-Bio-
graphie mit einem gleichzeitig gemalten „die
objektivften Selbftbildniffe“ von ihm. Seine Per-
fönlichkeit fcheint faft reftlos in diefem Bruftbild
aufgefchloffen; nur ift die Selbftironie und der
Zweifel an fich und den Menfchen hier ftärker
betont als uns für ein ganz objektives Abbild
von Marees nötig erfcheint. Als Fleifchmalerei,
auf feinem metallifch graublauen Grund, mit einer
fabelhaften Modellierung und dem „Email guter
alter Galeriebilder“ ift das Bildnis fchlechthin
vollendet. Es ift eine Vollkommenheit, die
etwas abfeits lag von dem geraden Wege
Marees, und die ihm in guten Stunden wie
eine Nebenarbeit gelungen ift.

Paul Ferd. Schmidt.

WEIMÄR GROSSHERZOGL. MUSEUM FÜR
KUNST UND KUNSTGEWERBE. Als Gefchenk
des Künftlers ift Ludwig Dettmanns Gemälde
„Friefifches Lied“ — zwei Mädchen in Volks-
tracht, bei Abendfchein über Land gehend —
der Sammlung einverleibt worden. W. H.

WIEN Im Märzheft der „ Öfterreichifchen
Rundfchau“ (Bd.26, Heft 5) veröffentlicht einer der
Herausgeber, Dr.Felix Freiherr von Oppenheimer,
einen Auf faß über einen „ÖfterreichifchenGa-

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