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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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10. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0424

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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

der ja in vielen Dingen felbft zur Gefolgfchaft
Cezanne’s zählt. Es ift nicht verwunderlich,
daß diefe Art der Stilißerung beide Künftler
auch zum Farbenholzfchnitt geführt hat. In
einigen Schwarz-Weißblättern weiß Schröder
den eigenartigen Reiz der Marmorinkruftation
toskanifcher Kirchen adäquat wiederzugeben. —
Nur für kurze Zeit folgte eine Äusftellung der
Arbeiten Egon Schieies, wohl des jüngften
Mitgliedes der Gruppe. Man fieht diefen —
zweifellos begabten — Künftler ftets in erborg-
ter Maske; nachdem zuerft Klimt, — man er-
innert fich (ungern) der Anfänge Schieies von
der Kunftfchau her —, dann Kokofchka zumal
in ihren Äußerlichkeiten fklavifdi nachgeahmt
wurden, haben jeßt von beiden entlehnte Stil-
elemente eine im ganzen höchft unerfreuliche
Mifchung eingegangen. Man wird niemals den
Eindruck innerlicher Unwahrheit los; ob Schieies
(trot5 aller aufgeklebter Mäßchen) ftarkes zeich-
nerifches Können eine Verheißung für die Zu-
kunft bedeutet, bleibt dahingeftellt. Die Hymnen
feiner literarifchen Propheten (Artur Rößler,
„Bildende Künftler“, Heft 3, dort auch die fonder-
bare „Selbftbiographie“ des 1889 geborenen
Künftlers, und Paris von Gütersloh, Verfuch einer
Vorrede) feien Melancholikern zur Lektüre
empfohlen.

Die GALERIE ARNOT brachte eine umfang-
reiche Kollektivausftellung von Ölgemälden und
Aquarellen Hugo Charlemonts, der aus dem
Künftlerhaufe zur Genüge bekannt ift.

Im KUNSTSALON HELLER zeigen Adrian
und Marianne Stokes Studien zu dem von
ihnen illuftrierten Reifewerke „Hungary“. Da-
neben fieht man jeßt einige der bekannten
geiftreichen Zeichnungen Th. Th. Heines für
den Simpliziffimus und die Statuette eines „En-
gels“ (Silberzinnguß), das köftliche Gegenftück
zu dem weitverbreiteten „Teufel“. Ein zweites
Exemplar diefes Engels ift gegenwärtig auf
der Äusftellung der Berliner Sezeffion zu fehen.
Vielleicht hat Heine in diefem überfchlanken,
verzückten Figürchen mit den fledermausartig
ausgebreiteten Flügeln — einer an fich künft-
lerifdi vollwertigen Kleinplaftik — den Stil
eines „Neugotikers“ wie Minne parodieren
wollen? K. R.

WIESBADEN Im KUNSTSALON IM HOTEL
VIER JAHRESZEITEN findet zurzeit eine größere
Äusftellung von Werken neuerer Franzofen ftatt,
und zwar find u. a. folgende Künftler vertreten:
Maurice Denis, Georges Dufrenoy, Jules Flandrin,
Charles Guerin, Franqis Jourdain, Pierre Laprade,
Alcide le Beau, Theo v. Ryffelberghe, Paul Se-

rufier, K. X. Rouffel, Pitcairn Knowles und
Gailhof.

Die nächfte Äusftellung wird eine umfangreiche
Kollektion von Ludwig v. Hofmann und einzelne
hervorragende Werke von Pißarro, Sisley, Monet,
Renoir ufw. bringen.

Im antiken Raum wurden die Beftände durch
wertvolle Handzeichnungen von Rembrandt und
Oftade, fowie durch einige Gemälde der Rem-
brandtfchule und des David Teniers ergänzt.

DENKMALPFLEGE

DIJON Die Stadtverwaltung hat das bekannte
Rouffin-Haus „des Cariatides“ mit Unterftüt$ung
der Staatsregierung als hiftorifches Denkmal
angekauft.

LE MÄNS Das in der hiefigen grande rue
gelegene Haus, das zwifchen 1520 und 1525 von
dem Arzt Lepine erbaut wurde und an feiner
Faffade mit herrlichem Basrelief (Adam und Eva)
gefchmückt ift, follte kürzlich an einen amerika-
nifchen Multimillionär verkauft werden, der es
abreißen und in feinem Lande wieder aufbauen
laffen wollte. Die Stadtverwaltung aber hat den
Verkauf verhindert und es als ftädtifches Eigen-
tum erworben.

PARIS Die Stadtverwaltung hat 600000 Fr.
für die Reftaurierung und Inftandhaltung ihrer
Kirchen ausgeworfen.

PISA Auf Veranlagung der Sopraintendenza
per i Monumenti, der feit kurzem Dr. Peleo
Bacci vorfteht, wird demnächft die Freilegung
des Campanile der Kirche San Niccolö in An-
griff genommen werden. Der außen achteckige,
innen aber runde Turm mit feiner originellen
Treppenanlage, ein Meifterwerk Niccolo Pifanos,
zeigt eine Neigung von drei Metern und wird
erft nach Durchführung der Freilegungsarbeiten
in feiner ganzen Schönheit bewundert werden
können. B.

ROM Der Präfident der Schweizerifchen Ge-
fellfchaft für Erhaltung hiftorifcher Kunftdenk-
mäler, A. Naef, wurde vom eidgen. Departe-
ment des Innern nach Rom gefchickt, um die
Frage der Erhaltung der Bafilika di San Pelle-
grino zu ftudieren. Das heute vernachläffigte
und fchadhafte Denkmal war im 17. Jahrhundert
zur Kapelle der Schweizer Garde beftimmt. Papft
Pius X. zeigt für die Reftauration größtes Inter-
effe und billigt den Weg, der von den eidgen.
Behörden eingefchlagen wurde, um die Bafilika

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