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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0088

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AUSSTELLUNGEN
AUSSTELLUNGEN
BERLIN Der Kunftfalon FRITZ GURLITT
hat, anläßlich des Regierungsjubiläums des
deutfchenKaifers, eine glanzvolle Heerfchau über
die Künftler veranftaltet, die er im Laufe der-
felben 25 Jahre den Berliner Kunftfreunden vor-
geführt hat. Man fteht mit Empfindungen der
Dankbarbeit vor diefen Bildern, wie vor der
ähnlichen Veranftaltung Caffirers zur Eröffnung
feiner neuen Räume, und man konftatiert, daß
hier die gleiche Entwicklungsreihe zu verfolgen
war: von den franzöfifchen Vertretern des Re-
alismus und des Impreffionismus bis zu den
deutfchen Impreffioniften. Daß Gurlitt fich auch,
meines Wiffens als erfter, das Verdienft erworben
hat, die Expreffioniften der Brücke gefchloffen
vorzuführen, ift befcheiden verfchwiegen worden.
Dagegen fieht man, daß das Programm diefes
Salons auch den Kreis der Deutfch-Römer und
der ihnen naheftehenden umfaßt. Die ausge-
ftellten Bilder find faft alle bekannt und auch
hier fchon befprochen. Ich kann mich alfo darauf
befchränken, den Befuch der Veranftaltung wärm-
ftens zu empfehlen.
* *
*
CASSIRER beginnt eine Reihe von Aushei-
lungen deutfcher Privatfammlungen mit der
Sammlung Reber-Barmen, und erhofft,daß hier-
von Öffentlichkeit und Sammler gleichermaßen
Nutzen hätten: die Öffentlichkeit, indem ein nicht
unwefentlicher Teil der kulturellen Arbeit fo
wirkfam gemacht werde, der Sammler, indem
er fich den Wert, den feine Tätigkeit für die
Allgemeinheit hat, von diefer beftätigen laffe.
Die Sammlung Reber befteht nun aus zwei
ganz differenten Teilen: der erfte umfaßt eine
kleine Zahl alter Meifter, meift Holländer, auch
drei deutfche Meifter. Dann hebt aber, mit drei
mäßigen Goyas, eine Abteilung impreffionifti-
fcher Malerei an, die ausfchließiich den Fran-
zofen gewidmet ift, und in der man wohl den
Eindruck erkennen darf, den, wenn nicht Caffirer
felbft, fo doch feine Veranftaltungen gemacht
haben. Alan hat diefen Einfluß nicht ailzu fehr
zu bedauern, denn es find einige köftliche Stücke
dabei, auch in der Serie der — meift fpäten
und fehr ungleichen — elf Cezannes, die in der
Zurückführung der Form auf die Grundlagen
geometrifcher Gefeite fo etwas wie einen orga-
nifch aus einer ftark vereinfachenden Art des
Sehens gewonnenen Kubismus darftellen können.
Corot ift mit einem früheren Stück vertreten, von
den drei Courbets ift befonders eine fehr groß-
artige Küfteniandfcbaft auffällig, die beiden
Renoirs find fehr fpät, aus derZeit der völligen,
formalen und farbigen, Auflöfung, und die fieben

Manets zeigen den Meifter von allen Seiten feiner
reifften Kunft. Gut find die van Goghs (vor und
nach Tahiti), der Daumier, Gauguin und zwei
der Monticellis, während mich der Degas mit
feiner Süßlichkeit enttäufcht hat. Alles in allem
ift es alfo eine Sammlung, die ein gutes Zeug-
nis ablegt von dem Qualitätsfinn deffen, der fie
zufammengetragen hat. Nur glaube ich — da
hier ja nicht nur die Qualität der Sammlung,
fondern auch ihr Kulturwert für die Allgemein-
heit zur Diskuffion ftehen foll, — fagen zu müffen,
daß diefe Allgemeinheit freudiger zuftimmen
könnte, wenn aus einer mit fo großen Mit-
teln und Abfichten begonnenen Sammlung die
deutfche Kunft nicht ausgefchloffen bliebe. —
Im erften Stockwerk fieht man die neulich fchon
befprochene Brockhufen fche Kollektion, Zeich-
nungen von Chriftophe von bekannter Art und
Qualität, und eine Anzahl Strathmanns, dar-
unter ein Stitleben: „Gelbe Rofen", fehr breit, fehr
weich, ganz anders als alles fonftige, aber auch
auf diefe Weife nicht über das Dekorative hin-
ausaehend. % %
*
Im VEREIN BERLINER KÜNSTLER feiert man
Paul Meyerheims fiebzigften Geburtstag mit
einer Ausftellung feiner Werke. Die 52 Stücke
geben eine gute Überficht der Entwicklung diefer
Kunft, von denAkademieftudien an, deren einige
durch fchöne Breite des Vortrags und fehr zu-
fammenfaffende Anfchauung überrafchen. Eine
davon, eine Kiffinger Landfchaft, möchte ich mit
einer gleichfalls fehr frühen Baumfchlagftudie
aus dem zoologischen Garten zum beften der
Ausftellung zählen. Es folgen dann die großen
Stilleben mit Tierftaffage, die, unter dem Ein-
fluß der Holländer, mit großem Können und
vornehmer Haltung gemalt find, und jene Bilder,
an die man eigentlich bei dem Namen Meyer-
heim denkt: Tierbilder und Landfchaften mit
Genreftaffage, unter diefen fchöne Stücke, wie
die Savoyardenkinder, das Kunftreiterbild und
„Bei den Zigeunern". Außerdem werden vor-
nehme und charakteriftifche Porträts von Georg
Ludwig Meyn, zwei hübfche Kinderbilder von
Ferd. Schauß, Interieurs von einer fehr dicken,
fchweren Farbigkeit von Aug. v. Brandts, und
lichte, liebenswürdige, nur etwas trockene Aqua-
relle von Rud. Dammeier gezeigt. Von Ger-
hard Janenfchs Plaftiken find namentlich die
Porträtftücke gelungen, während die beiden
Apoftelfiguren in ihrer allgemeinften Charakte-
rifierung nicht erfreuen.
* * *
Die AKADEMIE DER KÜNSTE wird der fo-
ebcn eröffneten Gedächtnisausfteliung für Alb.
Hertel, Paul Wallot und Otto Leffing um die

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