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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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2. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0096
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN


HEINRICH ZILLE, Frau mit Sack

Alte perfifche und türkifcheKunft aus
der Sammlung v. Schmidthais-Teheran und aus
Berliner Privatbefiß kommt am 29. und 30. Ja-
nuar bei Rudolph Lepke zur Verweigerung.
Wir entnehmen dem Katalog-Vorwort Dr. Ernjt
Kühneis folgende Angaben über den Beftand
der Kollektionen:
Unter den verfchiedenen islamifchen Techniken
ift im lebten Jahrzehnt, vornehmlidi durch die
reiche Ausbeute an Ausgrabungsfunden in Per-
fien, Syrien und Ägypten, die Keramik am.meiften
hervorgetreten. Sie macht denn auch faft zwei
Drittel des vorliegenden Kataloges aus. Als
gefchloffene Gruppe treten zunächft die perfifchen
Fayencen der Mongolenzeit auf, die von den
Eigentümern faft aile an den Ausgrabungsftätten
felbft oder in Teheran, dem Zentrum des per-
fifchen Kunfthandels, erworben wurden. Intakte
Stücke find darunter feiten, da die Ware in der
Regel aus den Schutthaufen zerftörter und unter-
gegangener Städte in mangeihaftem Zuftande
zutage gefördert wird. Die Lüfterkeramik, die
in vielen Exemplaren vertreten ift, kommt zu-
meift in Raghes (bei Teheran) zum Vorfdiein,
während die farbig giafierten und bemalten
Fayencen teils ebenfalls daher, teils aus Sul-
tanabad oder anderen Orten Nordweftperfiens
ftammen.

In großer Mannigfaltigkeit präfentieren fich
fodann die in Nachahmung chinefifchen Blau-
porzehans im 16.— 18. Jahrhundert in Perfien
hergeftellten Haibfayencen, die fich in faft allen
Einzelheiten des Dekors, felbft in den Marken-
zeichen eng an ihre Vorbilder anlehnen. Zu
der perfifchen tritt dann die türkifche Kunft-
töpferei mit einigen vorzügiichen Beifpielen der
fogenannten Damaskus-, Rhodos- und Kutahia-
Ware.
Neben der Keramik dürften am meiften die
Teppiche intereffieren, die zumeift noch der
klaffifchen Periode der Knüpfkunft, vom 16. bis
18. Jahrhundert, angehören und im Handel nur
äußerft feiten Vorkommen. Unter den klein-
afiatifchen Stücken ift ein alter, fchön gezeich-
neter Ufchak, unter den perfifchen vor allem ein
prachtvoller Vafenteppich von großem kolorifti-
fchen Reiz hervorzuheben.
An Stoffen werden einige perfifche Brokate
geboten; das Hauptftück in diefer Abteilung
bildet eine Sammetdecke, die aus der beften
Zeit der Manufaktur vonBruffa (16. Jahrhundert)
ftammt und ihre ganze Leuchtkraft bewahrt hat.
In größerer Zahl erfcheinen indifche Minia-
turen, die in Europa neuerdings fehr begehrt
find und fich befonders in Künftlerkreifen viele
Liebhaber erworben haben. Einbände fehlen,
dagegen find zwei vollftändige Handfchriften
aufgeführt, ein vermutlich ägyptifcher Koran
des 16. Jahrhunderts und ein 1578 datiertes Hafiz-
Manufkript mit Miniaturen.
Unter den Metallarbeiten verdienen einige
mitteialterliche Bronzen mit teilweife erhaltener
Silbertaufchierung und unter den nur fpärlich
vorhandenen Erzeugniffen der Giaskunft zwei
fchöne, emaiilierte mefopotamifch-fyrifche Becher
des 12.—13. Jahrhunderts befondere Beachtung.
* * *
Vom 19. bis 24. Mai werden Amsler & Rut-
hardt die bekannte koftbare Sammlung des
kürzlich in Hamburg verftorbenen Herrn Notars
Dr. Weber verfteigern, welche Original-
arbeiten von Künftlern unfererZeit enthält, dar-
unter zahlreiche frühe Abdrücke und Selten-
heiten ahererften Ranges. Ganz befonders find
aus diefer Sammlung hervorzuheben die reich-
haltige Kollektion von Radierungen von Anders
Zorn, darunter aüergrößte Seltenheiten; das
faft vollftändige Werk von Max Liebermann
mit zahlreichen frühen Probedrucken und vielen
Plattenzuftänden. Ferner reichhaltige Werke
von Israels und Graf von Kalckreuth, dar-
unter zahlreiche frühe Plattenzuftände, Selten-
heiten und Unika. Außerdem befinden fich noch
in diefer Verfteigerung prächtige Arbeiten und

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