Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

DOI Heft:
22. Heft
DOI Artikel:
Stoermer, Curt: Die Neuerwerbungen der Bremer Kunsthalle
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0829
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE NEUERWERBUNGEN DER BREMER KUNSTHALLE


Abb. 12. BLECHEN, Das Atelier Schadows in Rom
beide Werkftätten Beziehungen haben und nicht unmöglich, daß Ruisdael ein direkter
Schüler Vrooms war. Ebenfalls aus der Sammlung Lurmann ftammt ein Herrenbildnis
von Ter Borch. Auf der Rückfeite der Leinwand fteht: Portrait de van Campen
Bourgmeftre de Deventer 1671. Es ift ein prachtvoll fein gemaltes Bild und troß des
kleinen Formates durchaus groß gefchaut. Die peinliche Korrektheit feiner Malweife
hat feine farbige Nuancen. Zudem wurden zwei Porträts eines fpäteren Holländers
Arnold Boonen (1669 — 1729) erworben.
Viel Intereffe haben von jeher drei Bilder eines einheimifchen (Oldenburger) Malers
erweckt. Er heißt Chriftian Wolfgang Heimbach (1600 —1667) und war fpäter
Hofmaler des Grafen Günther von Oldenburg. Er ift natürlich Scholaftiker und fteht
ganz unter holländifchem Einfluß; troßdem haben diefe Bilder etwas Befonderes, wie
es von Menfchen herrühren kann, die außerhalb der großen Schulen und des Kunft-
getriebes leben; zwar ift etwas primitiv Dilettantifches durchfühlbar, aber andererfeits
kommt ihnen dies wieder zugute, weil die Architektonik der Bilder bei weitem aus-
gefprochener wird, wie bei manchem der großen Schulmaler. Auch die Farbe ift (viel-
leicht unfreiwillig) pikant und zart.
In aller Kürze möchte ich noch auf die modernen Bilder hinweifen, die anzufchaffen
Paulis größtes Verdienft ift, wenn es ihm auch in gleichem Maße fchlecht gedankt
wurde. Zuerft ift da eine Landfchaft von Corot, wie fie beffer nur im Louvre zu finden
ift, zwei der unvergleichlichen Meerbilder von Courbet, die „Brandungswelle" und „Stür-
mifche See". Den überwältigendften Eindruck macht allerdings das „Porträt des Dichters
Aftruc" von Manet. Höchftens Velasquez konnte ähnlich empfinden, was Kraft der

797
 
Annotationen