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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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23. Heft
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Meier, Burkhard: Johann Christoph Rincklake
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0854
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JOHANN CHRISTOPH RINCKLAKE

Selbftbildniffes), und in einer Dar-
Jtellung im Tempel fchließt er [ich
noch an die Rembrandts Frühwerke
nachahmende Manier C. W. E.
Dietrichs, damals Profeffor an der
Dresdener Akademie, an. Einige
[rühe Porträts möchte man dem
Format und der [chlicht-bürger-
liehen Auf[a[[ung nach mitChodo-
wiecki in Verbindung bringen, und
fchließlich könnte er auch Heinrich
Füger begegnet [ein, der ihm noch
einige gute Erbteile des Rokoko,
graziö[eAu[[a[[ung und zarte Far-
bigkeit übermittelt haben mag.
Einige [ehr gute Miniaturbildni[[e
aus [einer früheren Zeit, die in
der Mün[ter[chen Aushebung zu-
[ammengebracht waren, möchte
man auf eine Einwirkung Fügers
zurückführen, die dadurch noch an
Wahrfcheinlichkeit gewinnt, daß
Füger Beziehungen zu Münfter ge-
habt haben muß, wie das [chöne
und vornehme Porträt einer malen-
den Gräfin Merveldt von [einer
Hand bewei[t, das noch heute im
Merveldter Hof zu Münfter [ich
befindet. — Soviel ift aber troß
allem ficher, Rincklake ift nicht
der ausgefprochene Schüler eines beftimmten Künftlers gewefen.
Gegen das Jahr 1790 hat Rincklake [eine allem Anfchein nach fleißig angewandte
Studienzeit abgefchloffen und ift in die Heimat zurückgekehrt, wo ihm allerlei Gönner
mit Empfehlungen und Aufträgen unter die Arme greifen. 1791 verlobt er [ich;
mehrere Porträts zeigen das hübfehe Köpfchen [einer Braut oder ihn felbft (Abb. 1),
als ausgefprochenen Elegant und nach der neueften Mode gekleidet, mit rundem, hohem,
[chwungvoll gerandetem Hut, der keck fchief auf dem Kopf [ißt und weiche Schatten
über einen Teil des Gefichtes wirft; und darunter quellen in reicher Fülle die forg-
fältig gekräufelten Haare hervorA Das Malgefchäft geht aber doch [o kümmerlich,
daß er erft im Jahre 1800 [eine Marianne heimführen kann, die ihm dann in elfjähriger,
glücklicher Ehe fünf Kinder fchenkte, die, wie [ie felbft, dem Maler noch oftmals will-
kommene Modelle waren. Es war keine [ehr gefunde Familie — nur Luife, die
Biographin des Vaters und ein Sohn, [päter Dozent der Aftronomie, überlebten die
früh geftorbenen Eltern und Gefchwifter. Ein Selbftbildnis, etwa aus der Zeit der Ehe-
* 56x41 cm, grüner Grund, fchwarzgrüner Hut, blonde Haare, brauner Rock, weiße Binde.
Eine matte Wiederholung im Landesmufeum Münfter, Nr. 146; vgi. das Seibftbiidnis Fügers in
Kiei (Jahrhundertausfteiiung Nr. 549).
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