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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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23. Heft
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Meier, Burkhard: Johann Christoph Rincklake
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0853

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JOH R NN CHRISTOPH IR IN CK LR KE
Mit 6 Rbbildungen Von BURKHRRD MEIER
tTr ftarb am 18. Juni 1813 und zu [einem Gedächtnis wurde im Landesmufeum zu
Münfter am 18. Juni 1913 eine Ausheilung [einer Werke eröffnet, die mehr Intereffe
fand, als man eigentlich erwartet hatte und die eine höhere Meinung von dem Manne
vermittelte, als fie vordem beftanden hatte, das heißt, foweit man überhaupt von ihm
wußte. Auf der Jahrhundertausftellung, wo er nur mit dem einzigen Bilde Blüchers
von 1802 aus [einer [päteren und weniger erfreulichen Zeit vertreten war, ift er ganz
überfehen worden. Vielleicht aber nimmt fich die kommende Ausftellung in Darmftadt
[einer ein wenig wärmer an und zeigt wenig[tens einige [einer früheren Arbeiten, die,
wie immer bei untergeordneten Talenten, feine beften find. Das zu erreichen, ift der
eigentliche Zweck diefer Zeilen, nicht aber etwa, die Lärmtrommel zu rühren [ür ein zu
Unrecht vergebenes Genie, denn das war er nicht, nur ein befcheidenes Talent, dem enge
Grenzen gefteckt waren, der aber innerhalb derfelben, der Porträtmalerei, manche ge-
diegene Leiftung vollbracht hat, die zwar alle hinter Graff oder J. F. A. Tifchbein oder
H. F. Füger zurückftehen, aber es mit anderen malenden Zeitgenoffen, die bekannter
als er find, getroft aufnehmen können.
Das, was wir über das Leben Rincklakes wiffen, verdanken wir in erfter Linie
[einer Tochter Luife, die lange nach dem Tode des Vaters, den [ie [iebenjährig er-
lebte, ihre ziemlich dürftigen und nicht immer zuverläffigen Erinnerungen zu Papier
gebracht^, ferner hat [ich Nordhoff, weiland Profeffor der Kunftgefchichte an der Aka-
demie Münfter, der Mühe unterzogen, einen größeren Auffatj über ihn zu fchreiben
und dabei [o ziemlich alle erhaltenen Bilder, eine lange Reihe, aufzuzählen-, endlich
foll ein kleines Bilderbuch, deffen Erfcheinen bevorfteht, eine Anzahl feiner Werke be-
kannt machen.3
Rincklake wurde als Sohn eines einfachen Schreiners 1764 in Harfewinkel bei
Gütersloh geboren. Nachdem er in Münfter bei einem Steinme^en einige Zeit ge-
arbeitet hatte, ging er auf die Wanderfchaft, die fich bis zum Ende der achtziger Jahre
hinzog. Luife berichtet, daß er während diefer Zeit mehrere Malerakademien befucht
habe, in Berlin, Wien, Frankfurt a. M., Düffeldorf. Anfragen aber ergaben ein nega-
tives Refultat, die Schülerliften nannten feinen Namen nicht oder waren aus jener
Periode nicht mehr vorhanden. Es ift gar nicht unmöglich, daß er es nicht zur Auf-
nahme in eine Akademie gebracht hat, fondern daß er fich nur in ihrem Bannkreis
bewegt hat, was aber immerhin zureichte, ihn auszubilden und ihm wertvolle An„
regungen, fo gut fie die Zeit nur zu bieten vermochte, zuzuführen. In Dresden fcheint
ihm der damals fünfzigjährige Graff ein gutes Vorbild gewefen zu fein, von deffen
ficherem, kühlem Blick und matter Tonigkeit einige der befferen Bilder, wie das hier
abgebildete Selbftporträt (Abb. 2), berührt find. Verfchiedene, zum Teil erft in den
neunziger Jahren entftandene Kopien find, wenn auch an fich belanglos, intereffant als
Zeugniffe feines Gefchmackes. Er kopiert eine Kompofition des Dresdener Akademie-
direktors G. B. Cafanova, deren akademifche Langweiligkeit unter dem trockenen Pinfel
des Kopiften um nichts gebeffert wurde (Landesmufeum Münfter Nr. 143), dann den
Amor des A. R. Mengs in der Dresdener Galerie (Miniatur auf der Rückfeite eines
* Gerhard Löbker, Wanderungen durch Weftfalen IV, Münfter 1875, S. 149.
s Weftdeutfche Zeitfcbr. für Gefchichte u. Kunft III, 1884, S. 135 u. 256.
s Herausgeg. von Prof. Max Geisberg. Der Verlag Borgmeger & Co. in Münfter geftattete in
liebenswürdiger Bereitwilligkeit, die hier veröffentlichten .Abbildungen feiner Publikation zu ent-
nehmen.

Der Cicerone, V. Jahrg., 23. Heft. 62

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