Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0223
DOI Heft:
6. Heft
DOI Artikel:Rohe, Maximilian Karl: Bernhard Hoetger: M. K. Rohe
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Von M. K. ROHE
BERNHARD HOETGER
Mit 7 Abbildungen
Tn der Kollektion Bernhard Hoetger, die der junge aber wagemutige Salon „Neue
-*-Kunft" von H. Golß in der Zeit vom 18. Februar bis in den März hinein den
Münchnern darbot und die von hier aus die Reife nach andern deutfchen Städten, zu-
nächft nach Berlin, antreten foll, ift uns hier zum erftenmal ein Einblick in das Ge-
famtfchaffen eines zeitgemäßen Plaftikers gewährt worden. Und da [teilten [ich,
nachdem man das Werk diefer hoffnungsvollen Begabung hatte auf fich wirken laffen,
prompt einige Reflexionen ein, die zwar bitter find für Münchens neuzeitliche Bild-
hauer, über die aber nicht mit Stillfchweigen hinweggegangen werden darf.
ln der neueren Skulptur war hier bislang die Hildebrandfchule tonangebend. Wo
immer man auf Regungen eines moderneren Geiftes in der Plaftik ftieß, da waren fie
— ich rede natürlich nur von dem, was direkt aus München rührt oder von feinem
Geifte befruchtet ift — orientiert nach der Art Hildebrands oder entftammten Kreifen,
die noch nicht einmal fein Niveau erreichten. Auf feine Schule hatte man für Deutfch-
land die größten Hoffnungen gefeßt. Man hatte ihr den allerweiteften Kredit auf die
Zukunft eingeräumt und während man in Rodin, deffen Schaffen man natürlich hier
mit ebenfo tiefem Intereffe verfolgte, wie allerwärts, den Endpunkt einer Entwicklungs-
BERNHARD HOETGER, Tanzende Befi^er Oberftleutnant Buiirich auf Dippelshof.
197
BERNHARD HOETGER
Mit 7 Abbildungen
Tn der Kollektion Bernhard Hoetger, die der junge aber wagemutige Salon „Neue
-*-Kunft" von H. Golß in der Zeit vom 18. Februar bis in den März hinein den
Münchnern darbot und die von hier aus die Reife nach andern deutfchen Städten, zu-
nächft nach Berlin, antreten foll, ift uns hier zum erftenmal ein Einblick in das Ge-
famtfchaffen eines zeitgemäßen Plaftikers gewährt worden. Und da [teilten [ich,
nachdem man das Werk diefer hoffnungsvollen Begabung hatte auf fich wirken laffen,
prompt einige Reflexionen ein, die zwar bitter find für Münchens neuzeitliche Bild-
hauer, über die aber nicht mit Stillfchweigen hinweggegangen werden darf.
ln der neueren Skulptur war hier bislang die Hildebrandfchule tonangebend. Wo
immer man auf Regungen eines moderneren Geiftes in der Plaftik ftieß, da waren fie
— ich rede natürlich nur von dem, was direkt aus München rührt oder von feinem
Geifte befruchtet ift — orientiert nach der Art Hildebrands oder entftammten Kreifen,
die noch nicht einmal fein Niveau erreichten. Auf feine Schule hatte man für Deutfch-
land die größten Hoffnungen gefeßt. Man hatte ihr den allerweiteften Kredit auf die
Zukunft eingeräumt und während man in Rodin, deffen Schaffen man natürlich hier
mit ebenfo tiefem Intereffe verfolgte, wie allerwärts, den Endpunkt einer Entwicklungs-
BERNHARD HOETGER, Tanzende Befi^er Oberftleutnant Buiirich auf Dippelshof.
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