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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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Literatur
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VERMISCHTES . LITERATUR

BUDAPEST Eswurden in den lebten Wochen
einige Vorie[*ungen gehaiten, die aus der
Reihe der Vorträge über Kun[t hervorgehoben
werden müffen. Juiius Meier-Gräfe fprach
am 12. Januar im Ernft-Mufeum über Marees,
Prof. Georg Biermann am 26. desfeiben Mo-
nats, gleichfalls im Ernft-Mufeum, über Greco,
Dr. Geza Elemer Gaspare^ am 9. Februar im
Nationalmufeum über die mikrochemifcheUnter-
fuchung alter Gemälde. Z. T.
LONDON Seit einiger Zeit hat ein unter-
nehmungsluftiger Händler in einem der erften
Hotels der htadt eine mäßige alte Kopie des wohl
nur aus dem Atelier Raffaels ftammenden,
im Madrider Mufeum befindlichen und wohlbe-
kannten Gemäldes „Die Madonna mit dem
Eichen bäum" ausgeftellt und fie mit wahren
Trompetenftößen der Reklame als „Raffaels ver-
lorenes Meifterftück" anqepriefen. Es verlohnte
[ich nicht, auf die ganze Sache auch nur mit
einem Worte hier einzugehen, wenn nicht felbft
große auswärtige, und darunter auch deutfche,
Blätter die Nachricht weiter verbreitet hätten,
deren Quelle die billige, jede Senfation auf-
greifende Londoner Preffe war. Was diefe
Blätter, deren Publikum die Kunft weniger noch
als Hekuba ift, über künftlerifche Dinge ver-
öffentlichen, ift nur mit größter Vorficht aufzu-
nehmen. Der betreffende Händler aber muß
doch ein w^enig fchlauer Mann fein, denn er
hätte fich fagen müffen, daß diefes an die große
Glocke hängen feinem Spielchen nur verderblich
werden könnte, da fich auch Kenner einftellen
und die Sache in der ernfthaften Preffe zur
Sprache bringen würden. Diefen Dienft hat die
„Times" und auch das „Burlington Magazine"
denn auch der Allgemeinheit und etwaigen zu
kaufluftigen Amerikanern geleiftet, welch letz-
tere vielleicht auf den böfen Streich hineinge-
falien fein würden, hätte man ihnen mit aller
Heimlichkeit in einem famtausgefchlagenen Ka-
binett den Wunderfchafz vorgeführt. Die Kopie,
um die es fich hier handelt, ift die aus dem
Palaft des Conte Vatieili zu Pefaro, die fchon
Crowe und Cavalcafelle als nicht gleichbedeutend
mit dem Madrider Original bezeichnen. F.
LITERATUR
Im Vertage von Meyer & Jeffen in Berlin
ift ein Werk erfdhienen, daß in 48, zum Teil
farbigen, Tafeln eine Auswahl aus dem Werke
des nordfriefifchen Malers Hans Peter Fed-
derfen bringt. Zu diefer Mappe hat Guftav
Schiefler, der treffliche Kenner norddeutfcher
Kunft, eine fchöne, liebevolle und eingehende

Einführung gefchrieben, die den Entwicklungs-
gang diefes Malers verfolgt. Fedderfen ift von
der Zunft hergekommen. Der Vater übte die
Kunft des Porträts, freilich in mehr handwerk-
licher als rein künftlerifcher Betätigung, aber
doch in guter Qualität. Der Sohn ging dann
nach Weimar und Düffeldorf, aber fein eigent-
liches Wefen enthüllte fich erft, als der faft
40jährige, halb gezwungen, in die nordifche
Heimat für immer zurückkehrte. Hier fchuf fich
der Zögling und Genoffe der Düffeldorfer Genre-
maler für fich eine Art impreffiomftifcher Mal-
weife, ganz abfeits von Sttömungen und theo-
retischen Erwägungen, rein aus dem Objekt
heraus. Diefe Art übertrug er dann auch auf
die Porträts, von denen die Mappe fchöne Bei-
fpiele einer vornehmen, fein-pfychologifiercnden,
malerifch fehr reifen Art enthält. Das wichtigfte
find aber doch die Landfchaften, die ihm mit
Recht den Namen des kiaffifchen Schilderers
nordfriefifcher Natur eingebracht haben. Selbft
an den farblofen Reproduktionen (und noch
deutlicher natürlich an den fehr gelungenen
farbigen) fpürt man das feine Verftändnis und
die bezwingende Wiedergabe diefes Landes.
H. Fr.
HANDBUCH DER KUNSTWISSENSCHAFT.
Eine wichtige neue Publikation erfcheint unter
diefem Titel foeben in der Akademifchen Ver-
lagsanftalt M. Koch, Neubabelsberg. ImGegen-
fafz zu den älteren Darftellungsmethoden wird
hier die Kunftgefchichte nicht als Künftlerge-
fchichte aufgefaßt, fondern als eine wahrhafte
Gefchichte der Kunft, im weiteften Sinne als
eine Gefchichte des menfchlichen Geiftes. Von
den Mitarbeitern find neben dem Herausgeber
Fritz Burger, die Profefforen Curtius-Erlangen,
Hartmann-Straßburg, Singer-Dresden, Wulff und
Herzfeld-Berlin, Graf Vitzthum-Kiel, Pinder-
Darmftadt, Wackernagel-Leipzig, Weefe-Bern,
Neuwirth-Wien, Egger-Graz, Willich und Ober-
bibliothekar Leidinger-München zu nennen. Eine
Fülle trefflichen, feiten gefehenen Abbildungs-
materials in der beften Reproduktionstechnik -
in der Offizin Bruckmann-München gedruckt —
wird dem Werke beigegeben werden, von dem
foeben die erfte Lieferung erfchienen ift.
EINGEGRNGENE JAHRESBERICHTE DEUT-
SCHER MUSEEN. KaiferFriedrich-Mufeum
in Pofen. 9. Jahresbericht — Etatsjahr 1911.
Erftattet vom Direktor Prof. Dr. Kaemmerer.
Bericht über die Entwicklung desStädtifchen
Mufeums in Elberfeld 1902—1912. Im Auf-
träge des Oberbürgermeifters verfaßt von Prof.
Dr. Fries.

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