Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

DOI Heft:
20.Heft
DOI Artikel:
Endeckungen und Funde
DOI Artikel:
Gesellschaften und Vereine
DOI Artikel:
Personalien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0760

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GESELLSCHAFTEN UND VEREINE ° PERSONALIEN

gegen viele Bilder des Mufeums falfche Zu-
fdireibungen aufweifen, i[t diefe Nachricht immer-
hin mit Verficht aulzunehmen. O. G.
MARSILIANA (Gro}]eto) Der Principe
Tomma[oCor[ini veran[ta!tet [eit einigen Jahren
Ausgrabungen au[ [einer Beßrung Marfiliana
unweit Aibegna in der Provinz Gro[[eto. Ein
großes etruski[ches Gräberfeld, das bis in das
8. und 7. Jahrhundert vor Chriftus zurückreicht,
wird hier aiimählich [reigelegt, und die Funde
werden regelmäßig dem Mufeo Archeologico zu
Florenz überwie[en. Im Mai 1912 [and [ich ein
großes Rundgrab mit reicher Ausftattung an
goldenen, [iibernen, bronzenen und anderen
Gegenwänden, zwar durch die Laft der darüber
gekürzten Steine fchwer befchädigt, aber reftau-
rierbar. Nur einige befonders koftbare Gegen-
[tände waren unverfehrt, darunter die [chnell
zu großer Berühmtheit gelangte Fibula Cor [ini,
über die Pro[. Miiani, der Direktor des Floren-
tiner archäologifchen Mufeums, im Januar 1913
der Akademie der „Lincei" einen Vortrag hielt.
Diefes wertvolifte Stück der ganzen Grabaus-
ftattung i[t [eit kurzem ausgeftellt. Es mißt
16 cm und befteht aus Goldplatten, die au[ Silber
gehämmert [ind. In getriebener Arbeit zeigt es
die Plejaden, die Töchter des Atlas, verbunden
mit den Sternbildern des Löwen und der Zwil-
linge, ein Symbol der ewigen Wiederkehr in
der Natur. Als Arbeit des 8. Jahrhunderts vor
Chriftus i[t diefe Fibula Corfini einzig in ihrer
Art. An der Wiederherftellung der übrigen
Fundftücke wird unter Leitung Prof. Milanis
eifrig gearbeitet. W. B.
VITERBO Die Wiederherftellungsarbeiten in
der Kirche S. Maria Nuova förderten [oeben das
alte Paviment, die Krypta und Refte eines Ci-
boriums des 14. Jahrhunderts zutage. W. B.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
SIENA Auf dem „Congresso italiano
delle Scienze", der Ende September hier tagte,
hielt der Architekt Prof. Antonio Caneftrelli
einen Vortrag über die romanifche Architektur
(Abteien, Kirchen, Kaftelle, Paläfte und Türme)
der Provinz Siena und unterfuchte die Einflüffe
der Lombardei und des Nordens auf diefe eigen-
artige Baukunft. — Prof. Fabio Bargagli-
Petrucci verfudhte eine Rekonftruktion des
1344 von der Republik Siena dem Lorenzetti in
Auftrag gegebenen „Mappamondo", jener be-
rühmten Weltkarte zu liefern, deren Namen

„Sala del Mappamondo" noch heute, obwohl
Lorenzettis Werk längft zugrunde gegangen ift,
dem Raum verblieben ift, der fie einft beherbergte.
Der Redner gab im Anfchluß an die Betrei-
bungen in alten Chroniken und Guiden und an
das berühmte Weltkartenfresko im Campofanto
zu Pifa einen Begriff von dem Ausfehen diefes
beweglichen Telluriums, das in der Mitte die
Erde, umgeben von Waffer und Feuerkreifen,
dann die neun Himmelsfphären, darauf Cheru-
bim, Throne und Seraphim und fchließiich die
riefige Figur des Erlöfers zeigte, der diefe ganze
Welt in Händen hielt. Wahrfcheinlich wurde
der umfangreiche Apparat durch einen der von
der Republik befoldeten Aftrologen nach dem
Stande der wichtigften Sternbilder geftellt und
reguliert. Noch am Ende des 18. Jahrhunderts
hat der Sienefer Lokalfchriftfteller Falufchi den
Mappamondo Lorenzettis gefehen, aber der
fchlechten Erhaltung wegen für eine Karte des
Territoriums der Republik Siena gehalten. — Prof.
Guido Battelli aus Florenz hielt einen Vor-
trag über das bekannte Bildnis Giovannis delle
Bande Nere und zeigte, wie übrigens fchon
Gronau in feinem Auf faß: „H ritratto di Gio-
vanni delle Bande Nere attribuito a Tiziano" in
der Florentiner Zeitfchrift „Rivifta d'Arte" 1905,
S. 134 u. ff. dargelegt hat, daß jenes Uffizien-
bildnis nicht von Tizian, fondern nach Ausweis
der Briefe Pietro Aretinos von einem gewiffen
Gian Paolo herrührt, den Battelli mit Giampaolo
Olmo da Bergama identifiziert. Ferner fprach
Prof. Battelli über eine Anzahl mit Unrecht dem
Lodovico Cardi genannt Cigoli zugefchriebener
Malwerke. W. B.

PERSONALIEN
BOLOGNA Hier ift am 26. September der
ausgezeichnete Architekt und verdienftvolle Re-
ftaurator alter Bauwerke Bolognas, Profeffor
Alfonfo Rubbiani, im Alter von 56 Jahren
verftorben. Über die Tätigkeit Rubbianis haben
wir im Cicerone mehrfach Rühmendes berichten
können. Unter feiner Leitung wurde eine Reihe
von Wiederherfteliungen großen Stiles in der
„Alma mater studiorum" ausgeführt, von denen
hier hervorgehoben feien die Arbeiten an S.
Francesco, an der Mercanzia, an der Kirche
Spirito Santo, am Schlöffe der Bentivoglio, an
S. Petronio, am Caftello di S. Martino, am Pa-
lazzo dei Notari, del Podeftä und an Bolognefer
Privathäufern, wie dem Palazzo Azzoguidi (jeßt
Rubini), dem Palazzo Pallavicini-Fibbia, an der
Cafa Aria, Donini und Tacconi. Sein Projekt
der Neuordnung des Zentrums von Bologna

728
 
Annotationen