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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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6. Heft
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Eine retrospektive Asusstellung der Westdeutschen Kunst Düsseldorf 1915
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0235

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EINE RETROSPEKTIVE AUSSTELLUNG DER
WESTDEUTSCHEN KUNST DÜSSELDORF 1915

Tm Zufammenhang mit der für das Jahr 1915
1 in Düffeldorf gepianten Zentenarausfteiiung
wird Akademiedirektor Frit^ Roeber eine Jahr-
hundertausftehung weftdeutfclier Kunft vorführen,
deren Leitung Paul Giemen anvertraut wurde.
Ein von diefem verfaßtes vorläufiges Programm
äußert sich u. a.: Schon vor der erfolgreichen
Deutfchen Jahrhundertausfteliung in Berlin im
Jahre 1905 ift am Rhein der Gedanke erörtert
worden, ein gefchioffenes Bild der künftlerifchen
Sonderentwicklung zunächft Düffeldorfs und des
Niederrheins zu geben. Es zeigte fich aber bald,
daß fich eine ununterbrochene und überzeugende
Entwicklungsiinie nur darftellen ließ, wenn der
Rahmen wefentlich weiter gefpannt ward. So
ift in den lebten Jahren der Pian gereift, 1915
die Kunft des ganzen Weftens in ihren charak-
teriftifchen Beftrebungen und bedeutendften Er-
fcheinungen durch das letzte Jahrhundert hin-
durch zu verfolgen. Düffeldorf mit Köln, den
Wuppertaiftädten und dem ganzen Niederrhein,
Frankfurt mit Mainz, Darmftadt, Wiesbaden und
den heffifchen und naffauifchen Landen, Karls-
ruhe mit Mannheim, Heidelberg und dem ganzen
badifchen Oberrhein foilen die drei Stützpunkte
der Ausfteilung fein. Es ift zu hoffen, daß das
Bild der weftdeutfchen Kunft unvergleichlich voll-
ftändiger und umfaffender fein wird als in Berlin,
wo es bei jener Vorlefe notwendig nur lücken-
haft fkizziert werden konnte, und wo der Weften
Deutfchlands gegenüber manchen andern klei-
nern Kunftzentren ungebührlich zurücktrat. Das
allgemeine Urteil wird in fehr vielen Punkten
hier zu korrigieren fein. Schon die vorläufige
Durcharbeitung des gewaltigen Materials hat
gezeigt, wie viel merkwürdige und bedeutende
Individualitäten zum erften Male vorzuftellen
find, wie ganz anders fich im Zufammenhang
die Wirkung mancher im ftiilen arbeitenden
Künftlergruppen erweift und wie manche be-
kannte Erfcheinungen in neuer Beleuchtung auch

von einer neuen und reizvollen Seite ihrer
Tätigkeit zu fehen find. Die praktifche Arbeit
wird nicht nur in gemeinfamer Tätigkeit der
auf dem Gebiete des Kunftlebens führenden
Männer des deutfchen Weftens zu leiften fein:
die weiteftblickenden Freunde und die beften
Kenner der neuzeitlichen Entwicklung, die Leiter
der großen Kunftinftitute, alle Sammler und
Liebhaber der Kunft des lebten Jahrhunderts
müffen helfen — nur bei folchem Zufammen-
fchluß erfcheint es möglich, nach eindringlicher
Durchforfchung des ganzen Materials hier ein
überzeugendes Gefamtbiid von einer ftarken
innerlichen Kraft zu geben und dem in der Auf-
gabe liegenden hiftorifchen und künftlerifchen
Ziele zugleich nahezukommen. Die Ausfteilung
wird nur fo weit in das 18. Jahrhundert zurück-
greifen, als diefes als Vorbereitung zu der Ent-
wicklung des 19. Jahrhunderts notwendig ift.
Den erften natürlichen Schwerpunkt wird die
Zufammenftellung in der Kunft des Klaffizismus
und der Romantik finden, deren einer Brenn-
punkt ja am Rhein hegt. Es wird dann die
Zeit der großen hiftorifchen Kunft und des neuen
Sittenbildes in ihren wahrhaft bedeutendften,
den kraftvollften wie den feinften Äußerungen
zu verfolgen fein. Über den ausgehenden Hi-
ftorismus wird dann die Entwicklung zu dem
neuen Klaffizismus und der neuen Romantik, zu
der Wirklichkeitskunft, zu der Tonmalerei und
endlich zu der neuen Licht- und Luftmalerei bis
zum Einzug des Impreffionismus weiterzuführen
fein. Die allgemeine Grenze für das hier zu
gebende Bild wird um das Jahr 1890 zu ziehen
fein; doch wird bei den bedeutenden Persönlich-
keiten, deren Schwerpunkt vor diefer Zeit liegt,
die aber in die lebten 25 Jahre mit ihrem Schaffen
hineinragen, die Auswahl über diefe Grenze
hinaus fich erftrecken dürfen. Außer Gemälden
foilen in größtem Umfang Studien, Skizzen und
Zeichnungen vorgeführt werden.

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