Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

VERMISCHTES ° LITERATUR

VERMISCHTES
BRÜSSEL Freunden der Spieen [ei mitge-
teilt, daß im Frühjahr drei Spißenausftellungen
in Beigien ftattßnden werden. Hier in Brüffel
bereitet der Konfervator des Cinquantenaire-
Mufeums, Herr Van Overloop, in den
Räumen des[eiben eine von ausfchließlichBrüf-
[eier Spißen vor. In Gent organißert der
Vor[tand der Genter Sektion der „Amies de
ia Dentelle" eine Ausheilung von ßandrifchen
alten wie modernen Spieen, weidie dieBe[ucher
der Genter Weltausstellung Gelegenheit haben
werden, gleichzeitig mit die[er zu befichtigen.
Und in Brügge beabßchtigt Baron Kervyn de
Lettenhove gleidi[aiis Spißen zufammenzu-
bringen.
Es i[t bedauerlich, daß nicht in Gent eine ge-
meinfame Spißenausftellung in die Wege ge-
leitet worden i[t, damit die Fremden anläßlich
der Weitausßeiiung ein voüßändiges Biid von
der ein[t fo blühenden Kun[t der belgifchen
Spißen im Herzen der Produktion bekommen
könnten. Durch die Spaltung des ur[prüng!ichen
Planes, einer Überßcht über die gefamteSpißen-
fabrikation der früheren Zeit und auch der mo-
dernen Hand[pißen, wird das Intereffe unnötiger-
weile auseinander gezogen, das Vergleichen
er[chwert und Mühe und Ausgabe verdreifacht.
Herr Van Overloop hätte gewiß an der Genter
Ausftellung mitgearbeitet, wenn auf die Brügger
Abteilung, die um fo überflüffiger ift, als das
Groothus-Mufeum fchon reich an Spißen, die
bekannt find, verzichtet worden wäre und die
Brügger Sammler ihre Stücke für Gent herge-
geben hätten. Jeßt müffen die Spißenfreunde
in drei Ausheilungen das befichtigen, was fie in
einer, der Genter, hätten fehen können. F. M.

LITERATUR
EIN KAPITEL KGL. BAYRISCHER KUNST-
PFLEGE. Unter diefem Titel ift foeben eine
kleine Brofchüre an die Öffentlichkeit getreten
(Hans Sachs-Verlag München), in der der frühere
Konfervator des Münchner Kupferftichkabinetts,
Dr. Otto Weigmann, energifche Befchwerde
gegen das derzeitige, ftaatlich verteidigte Ver-
waltungsfyftem derMünchner graphifchen Samm-
lung führt. Die kleine Arbeit verdient unbedingt
das Intereffe aller kunftintereffiertenKreife; denn
mit ihr kämpft ein gefchäßter Fachmann für
ebenfo neuzeitlich orientierte wie eigentlich felbft-

verftändliche Prinzipien, denen man anderorts
längft in unferen großen muftergültigen Kupfer-
ftichfammlungen gefolgt ift, und es fcheint, daß
diesmal wirklich von autoritativer Seite der
Finger auf eine Wunde gelegt wurde, die nach-
haltigfter Heilung bedarf. Denn das, was diefe
Brofchüre in ihren wefentlichen Punkten berührt,
trifft eine der wichtigften mufeumstechnifchen
Fragen und wird hoffentlich auch an den ent-
fcheidenden Stellen eine gerechte und unvor-
eingenommene Beachtung finden.
Unter dem Titel „Katalog der Kunft- und
Altertumswerke Italiens" beginnt die ftaat-
liche Behörde des öffentlichen Unterrichts in
Italien ein befchreibendes Verzeichnis der Kunft-
[chäße des Landes. Den foeben erfchienenen,
Aofta und Pifa gewidmeten, erften beiden
Heften hat Corrado Ricci in Form eines
kurzen Berichtes an den Minifter Credaro ein
Programm des ganzen Werkes beigefügt.
Auf Diefenbachs Schattenfries „Per
aspera ad astra", der uns vom Verlag B. G.
Teubner überfandt wird, möchten wir im Sinne
einer künftlerifchen Kultur des Heims warm
empfehlend hinweifen. Diefe graziöfen jugend-
lichen Körper, deren Bewegung mit außerordent-
licher Lebendigkeit erfaßt ift, find ein äfthetifcher
Genuß für jeden feinempfindenden Menfchen
und ftehen künftlerifch außerordentlich hoch.
Man kann einem Kinderauge kein fchöneres
Vorbild geben für die Ausdrucksfähigkeit, die
feiner eigenen Geftalt innewohnt, als diefe präch-
tigen Blätter. W. K.
RUSSISCHE LITERATUR
In der leßten Zeit fcheint [ich bei den ruß'i-
fchen privaten Kunftfammlern die Sitte einzu-
bürgern, ihre Kollektionen in umfaffender Weife
zu publizieren. Die Herren W. N. und B. J.
Chanenko in Kiew, die eine umfangreiche Ge-
mäldefammlung befißen, veröffentlichen den
Inhalt derfelben in periodifch erfcheinenden
Lieferungen unter dem Titel „Collection Kha-
nenko". Bisher find vier folcher Hefte er-
fchienen, deren jedes 30 Phototypien enthält
und zwar ausfchließlich Reproduktion von Wer-
ken vlämifcher und holländifcher Meifter des
15.—18. Jahrhunderts. Die Herausgeber haben
auf jeden Text verzichtet und geben bei den
Abbildungen bloß die Namen der Meifter, ihre
Geburts- und Todesdaten, fowie die Bildbe-
nennungen nebft Maßen an. P. E.

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