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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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18. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0682

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DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE

NOGENT SUR MARNE Das Sterbehaus
Watteaus, in dem der Meiner 1721 ftarb, ift jeßt,
wie der Figaro meidet, durch eine großherzige
Stiftung der bisherigen Eigentümerin Mme. Smith
Eigentum des Staates geworden und vor der
Gefahr der Zerftörung damit endgültig gefiebert.
Das kieine Haus liegt inmitten eines prächtigen
Parkes, der durch einen Straßenbauplan der
Gemeinde gefährdet war. Die Verhandlungen
mit den Behörden und mit dem Minifterium der
öffentlichen Arbeiten waren ergebnislos ver-
laufen, das Watteauhaus mit feinem Park fchien
nicht mehr zu retten, bis Frau Smith nun durch
eine großherzige Schenkung diefes Schickfal ab-
wandte. Sie ftiftete dem franzöfifchen Staate
400000 Fr., eine prächtige Bibliothek von 50000
Bänden, eine große, fehr wertvolle Sammlung
von Kunftwerken und alten Münzen und außer-
dem ihr ganzes Befißtum in Nogent mit dem
Watteauhaus, wobei fie die Schenkung davon
abhängig machte, daß der Staat fich verpflichten
müffe, Haus und Park unverändert zu erhalten.
WIEN Die bedeutenden Deckengemälde von
A. F. Maulbertfch in der Piariftenkirche
(a. d. J. 1745, im Schiff: die Himmelfahrt Mariä,
im Chor: Maria in der Glorie) hatten fchon feit
langem infolge der die Decke durchdringenden
Feuchtigkeit erheblichen Schaden gelitten. Das
Unterrichtsminifterium hat nunmehr die fchon
vor einiger Zeit zu Reftaurierungszwecken be-
willigte Summe von 3500 K. auf 11000 K. er-
höht, fo daß mit den Konfervierungsarbeiten
fchon demnächft begonnen werden kann. Die
Arbeiten follen durch einen hervorragenden Fach-
mann geleitet werden.
* *
*
Der Demolierung des großen „Freihaus"-
Komplexes auf dem Nafchmarkt fällt auch die
bereits feit längerer Zeit als Magazin verwen-
dete Rofalienkapelle zum Opfer. Arbeiter
haben kürzlich hinter einem Lattenverfchlage
eine bisher unbekannte Kapelleneinrichtung ent-
deckt, die aus einem Hauptaltar, zwei Seiten-
altären und einer Kanzel befteht. Nach dem
Gutachten der k. k. Zentralkommiffion für Denk-
malflege dürften diefe Objekte, die einen er-
heblichen Kunftwert befißen, aus dem Anfang
des 18. Jahrhunderts ftammen; nach der Ab-
tragung der Kapelle follen fie nunmehr an einem
hierfür geeigneten Orte wieder auf geftellt werden.
* *
*
Bei einem nächtlichen Gewitter fchlug der Bliß
in ein (neues) Türmchen der 1904 reftaurierten
Minoritenkirche. Das Feuer zerftörte nur die

Holzkonftruktion des Dachftuhls; im übrigen
blieb die ehrwürdige Kirche, deren unausgebauter
Turm ein Wahrzeichen Wiens ift, außen und
innen unverfehrt. r.

ENTDECKUNGEN + FUNDE
MAHEDIA (Tunis) An der Stelle bei
Mahedia, wo das untergegangene antike Fahr-
zeug fchon verfchiedene fchöne Stücke antiker
Kunft wiedergegeben hat, ift nach einer Mit-
teilung des Infpektors der tunefifchen Altertümer
an die Parifer Akademie eine Anzahl neuer
Funde geglückt, unter denen namentlich eine
herrliche Bronze eines angreifenden Panthers zu
erwähnen ift.
MAINZ In dem benachbarten, rheinaufwärts
gelegenen Dorfe Weifenau wurde bei Erd-
arbeiten im Weften der 1825 erbauten Kirche
eine wohlerhaltene Grabplatte gefunden. Sie
mißt 201x97,5x19 cm und zeigt unter einer
Renaiffancegirlande die Geftalt eines ftehenden,
den Kelch fegnenden Geiftlichen. Rechts und
links von feinem Haupt find Wappenfchilde an-
gebracht, von denen das links die Buchftaben E
und O zeigt, die einen Hecht flankieren, das
rechts die Jahreszahl 1540 trägt. Wie die epi-
graphifch nicht unintereffante Antiquainfchrift,
die ausnahmsweife links unten beginnt, befagt,
ift der Tote der Pfarrer der Kirche Eberhard
Orth, der am 21. Mai 1540 ftarb. Die Grab-
platte, die aus dem dauerhaften Mainfandftein
gefertigt ift, ift einmal dadurch merkwürdig,
daß fie noch deutlich den Einfluß des Stiles
verrät, den wir heute als Backoffenftil bezeichnen.
Die recht gute, wenn auch nicht bedeutende
Arbeit ift fomit ein merkwürdiger Beleg für die
Langlebigkeit diefer Art des fchon 1519 ver-
dorbenen Mainzer Bildhauers, Hanz Backoffen
von Sulzbach. Dann aber gibt fie uns erwünfchten
Auffchluß über den Kreuzgang des uralten, in die
Karolingerzeit zurückreichenden St. Victorftiftes.
Der Stein lag nämlich bei der Auffindung noch
am alten Ort. Damit aber ift die Lage des Oft-
flügels des Kreuzgangs von St. Victor gegeben.
Franz Theodor Klingelfchmitt.
NEAPEL Bei Grabungen am Univerfitäts-
gebäude fand man einen prachtvollen Jünglings-
kopf, Marmor, aus hadrianifcher Zeit, einige
fchöne griechifcheVafen und ein Säulenfragment.
Der Fund kam ins Nationalmufeum.
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