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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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PERSONALIEN ° VERMISCHTES

fand den Beifall aller Kunstfreunde, weil es den
Bedürfniffen des modernen Lebens und Verkehrs
Rechnung trug, ohne die alten Kunftdenkmäler
zu opfern. Durch diefe und andere Arbeiten,
durch feine Lehrtätigkeit am Collegio artiftico
Venturinl und als Erbauer künftlerifch bedeu-
tender Häufer und Villen hatte fleh Rubbiani
unter den zeitgenöffifchen Architekten Italiens
eine hervorragende Stellung gefchaffen und fein
Tod hat nicht nur über feine Vaterftadt Bologna,
die ihm fo viel verdankt, fondern über ganz
Italien eine tiefe Trauer verhängt. W. B.
CALTANISSETTA Hier ift am 21. Septem-
ber der Bildhauer Michele Tripisciano an
einer Lungenentzündung geftorben. DerKünftler
war in den lebten Jahren durch feine Beteiligung
an dem bildhauerifchen Schmuck des Palazzo
della Giuftizia und des Denkmals für Victor
Emanuel II. in Rom, fowie durch fein unlängft
enthülltes Denkmal für den römifchen Volks-
dichter Gioacchino Belli weit bekannt qeworden.
W. B.
LONDON Diefer Tage ftarb der auch in
Deutfchland als Landfehafter und Radierer wohl-
bekannte Sir Alfred Eaft, Mitglied der Royal
Academy. Seine Landfchaften enthalten ein
ftark dekoratives Element, das in feinen beften
Arbeiten individuellen, von eignem Erlebnis
durchtränkten Charakter trägt, in feinen Schwä-
cheren zu mechanifchem, wenn auch immer ge-
fchickt benähtem Manierismus führte. Als Ra-
dierer durchbrach er eigentlich die Grenzen der
Griffelkunft vollkommen und fchuf abfichtlich
maieri fch wirkendeLandfchaftsbilder in fchwarz
und weiß. F.
VERONA Hier ftarb im Alter von 63 Jahren
der Landfchaftsmaler Vittorio Avanzi. Am
21. Februar 1850 in Verona geboren, Studierte
er in München und entfaltete, in die Heimat zu-
rückgekehrt, eine fruchtbare Tätigkeit auf dem
Gebiete der Landfchafts- und auch der Marine-
malerei. Er ftelite noch 1901 auf derGlaspalaft-
Ausftellung in München fowie mehrmals in der
Schweiz und regelmäßig in Mailand, fowohl auf
den Brera-Ausftellungen, wie in der „Perma-
nente" aus. Das Hinfeheiden des tüchtigen und
bescheidenen Künftlers hat allgemeine Teilnahme
erregt. W. B.
ZÜRICH An derhiefigenUniverfität hat fich
Dr. Franz Stadler auf Grund feiner Schrift über
Michael Wohlgemut und den Nürnberger Holz-
fchnitt im 15. Jahrhundert (Straßburg 1913) als
Privatdozent für neuereKunftgefchichte habilitiert.

VERMISCHTES
DIE STAATLICHE KUNSTPFLEGE
IN FRANKREICH hat keine neue Orien-
tierung erfahren, Seitdem hier vor drei Jahren
ausführlicher über diefes Thema gefprochen
wurde. Perfonen find gegangen und gekom-
men; aber eine Syftemänderung der Schwer-
fälligen und teilweife willkürlichen Verwaitungs-
mafchine ift nicht zu bemerken. Sicherlich war
der Schlendrian unter dem kürzlich verdorbenen
Dujardin-Beaumets befonders verhängnisvoll;
und das ehemals geflügelte Wort: Le sous-
secretariat des Beaux-Arts-c'est le desordre trifft
nicht mehr zu. Sein Nachfolger Louis Berard
hat fich als ein tüchtiger, wohlwollender und
unparteiifcher Verwaltungsbeamter erwiefen.
Freilich— an einen Minifter der Schönen Künfte
Stellt man höhere Anfprüche. Er muß den Geift
der deutfehen Mufeumspflege, muß das Albert-
Victoria-Mufeum, das Britifh Mufeum kennen,
um beurteilen zu können, wo es in Frankreich
fehlt, was in Paris altmodifch ift. Die Kenntnis
des Auslandes fehlt Berard. Daher legt auch er
das Schwergewicht feiner Tätigkeit auf die Er-
teilung von Denkmaisaufträgen, auf Ankauf
allerhand hübfeher Bilder, was ohne jegliche
Methode gefchieht, während die Louvreverwal-
tung zu reorganisieren wäre und das Luxem-
bourgmufeum zu einer Sammlung ausgeftaltet
werden könnte, die einen fyftematifchen Über-
blick über die fo ruhmreiche Kraft des 19. Jahr-
hunderts in Frankreich gewährt. Auch der Um-
bau diefes Mufeums fchleppt fich in unverant-
wortlicher Weife hin. Dagegen find die Ankäufe
des lebten Jahres: eine Kollektion Radierungen
von Anders Zorn 25C0 Fr., eine Malerei von
Roybet 2314 Fr., eine Bronzebüfte: Lavoifier
von Dalou 4000Fr., Bildnis der Frau des Künft-
lers von Guftave Colin 3000 Fr., bis auf ein un-
bedeutendes Gemälde von Ciardi 1800 Fr. nicht
zu tadeln. Man wundert fich höchftens über die
geringe Zahl der Ankäufe. Auch die Gemälde-
abteilung des Louvre hat gut gekauft und mit
Mitteln nicht gefpart: Corot, La fernme ä la
perle, La trinite des Monts, 194299 Fr.; Geri-
cault, La course des barberi, 40000 Fr.; Meifter
der heiligen Sippe, La Präsentation au temple,
121600 Fr.; Perronneau, Bildnis von Abraham
von Robais, 92655 Fr.; Th. Rouffeau, L'allee
des chätaigniers, 287550 Fr.; drei Zeichnungen
von Rouffeau, Daubigny, Corot 11129 Fr.; Gio-
vanni Belhni, Le sauveur benissant, 75000 Fr.
Die Skulpturenfammlung erwarb Houdon, Büfte
vonHelvetius, 325000 Fr.; Caffieri, Kleines Mar-
mordenkmal zu Ehren vonMme.Favart,110000Fr.;
die Antikenabteilung erwarb Stelen, Reliefs,

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