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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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15. Heft
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Denkmalpflege
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Endteckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0602

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DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE

oberitalienifcher Dekoration wieder der allge-
meinen Befichtigung zugänglich werden. W.B.
CASELLINA Die von den Grafen von
Borgonovo gegründete und nacheinander von
Kiuniazenfern, Vaiiombrofanern und Zifterzien-
fern bewohnte Abtei, 1765 durch Großherzog
Leopoid I. aufgehoben und jeßt Privatbefiß, ift
foeben durch königliches Dekret zum „Monu-
mento Nazionale" erklärt und dadurch vor Um-
bauten im Äußeren und Inneren gefchüßt worden.
W. B.
ENTDECKUNGEN + FUNDE
RÖMISCH - GERMANISCHE AUS -
GRABUNGEN Die ftaatlich unterftüßten
Ausgrabungen zur Limesforfchung haben in Hal-
tern wiederum bedeutende Baulichkeiten weft-
lich vom Prätorium freigelegt. Bei Altenburg
in Heffen wurden Teile einer Siedelung aufge-
deckt, auf dem Goldberg grub das Württem-
bergifcheLandeskonfervatorium in der befeftigten
frühgefchichtlichen Siedelung. Über die Früh-
gefchichte des Limes brachten Grabungen in den
neuentdeckten Kaftellen im Hohenzollernfchen
Burladingen und in Riftiffen an der Donau
Auffchluß. Die ünksrheinifche Straßenforfchung
legte die von Straßburg füdlich ziehende Straßefeft.
BERLIN Bei Diensdorf-Kodlow amSchar-
müßelfee wurden bisher im ganzen etwa 100
Gräber aus der Bronzezeit aufgedeckt, die alle
Sorten von Gefäßen, Schmuck und Geräte aus
Bronze und fogar eine goldene Spirale ent-
hielten. In zwei gut erhaltenen Steinpackungen
fand man Gefäße, die faft alle reich verziert und
gut erhalten waren, und die nach dem Gut-
achten von Prof. Koffinna etwa dem 10.—8. vor-
chriftlichen Jahrhundert angehören.
BOLOGNA In der Nähe der Porta San
Vitale find altumbrifche Gräber entdeckt worden,
die nicht, wie man zuerft glaubte, zum Friedhof
der vorrömifchen Stadt, fondern zu einem Pagus,
einem Dorf, gehören. Das am beften erhaltene
Grab ift in dasMufeum übertragen worden. Es
enthält eine tadellos erhaltene Urne, die mit
intereffanten figürlichen Darftellungen gefchmückt
ift. Die hier gefundenen Schmucknadeln zeigen
Perlen und kleine Glasftückchen und gehören zu
jener Art von Vorftecknadeln, die an Steile von
Knöpfen verwandt wurden und noch heute vom
Volke „a balia" genannt werden. W. B.
CHIUSI In der Nähe der Stelle, wo vor
etwa 30 Jahren der Prachtfund des Grabes eines

langobardifchen Herzogs mit der Beigabe gol-
dener Waffen (Helm, Küraß, Schwert ufw.) ge-
macht wurde, hat man foeben eine gleichfalls
in die Langobardenzeit zurückreichende Gräber-
ftätte entdeckt, aus der zunächft fünf Skelette,
darunter das eines Ritters mit Steigbügel, bron-
zene Pferdeeimer, Schwerter, Gefäße und fii-
berne Fibeln ans Licht gekommen find. Die
Ausgrabungen werden fortgefeßt. W. B.
KAISERAUGST (Schweiz) über die
Grabungen des fchweizerifchen Landesmufeums
auf dem Fränkifch-alemannifchen Gräber-
felde berichtet jeßt der Leiter Viollier im An-
zeiger für fchweizerifche Altertumskunde. Von
den 1700 Gräbern der Anlage wurden etwa
1300 unterfucht, die ziemlich einheitlich nach
Often orientierte Skelette enthielten. Einige
Körper waren in Holzkiften und Sarkophagen
beigefeßt, andere von Steinplatten, Mauerfteinen
und von Ziegeln der benachbarten frührömifchen
Augufta Raurica umgeben. Nur etwa ein Drittel
der Gräber enthielt Beigaben, unter denen die
Seltenheit der Waffen auffällt. Nur Scheren
und Meffer zu wirtfchaftlichem Gebrauche find
häufiger. Am auffchlußreichften find die Funde
auf dem Gebiete von Schmuck und Kleidung.
An Münzen fanden fich u. a. römifche aus der
Zeit des Auguftus, als Anhänger verwendet, und
auch barbarifche Nachahmungen von Goldmünzen
juftinianifcher Zeit. Die Keramik ift nur durch
einen römifchen Krug vertreten, Glasgefäße
kommen dagegen häufiger vor. Die erften Be-
gattungen müffen im Anfänge des 5. Jahrhun-
derts erfolgt fein, die leßten etwa gegen900n.Chr.,
wo das Chriftentum foweit eingedrungen war,
daß die Kirchhöfe in der Nähe der Kirchen an-
gelegt wurden.
KRETA Die italienifche archäologifche Miffion
unter Leitung von Prof. Hacherr fand in Gortina
einen Tempel, den nach einer Architravwidmung
der Tempelpforte eine Flavia Philyra gebaut
hat. In dem Tempel, der ägyptifchen Gottheiten
geweiht war, fand man Statuen des Serapis,
der Ifis und des Hermes, eine weibliche Büfte
und Refte einer weiblichen Koloffalftatue, alle
aus Marmor, ferner irdene Bildfäulen. Sehr
intereffant war die Aufßndung eines unterirdi-
fchen Wafferbaffins, zu dem eine Treppe aus
dem Mittelraume des Tempels hinabführte. Im
Inneren der Infel fand die Expedition eine große
Zahl neuer Schrifttafeln.
LONDON Das Dubliner Erbfchaftsgericht hat
dem Mr. Thomas Maberley Cobbe die Erlaubnis
erteilt, ein ihm gehöriges Porträt von Gains-

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