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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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18. Heft
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE ° PERSONALIEN ° VERMISCHTES

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
ST. PETERSBURG Das ftarke Intereffe,
welches in letzter Zeit für die ruffifche Kirchen-
und Heiligenbildmalerei äitern Datums wach ge-
worden, hat zur Gründung einer fpeziellen„Ge-
fellfchaft zur Erforfchung der altruffi-
[chen Ikonenmalerei" unter der Initiative
von S. K. Makowsky, des Redakteurs der
Kunftzeitfchrift „Apollon", Aniaß gegeben. Der
Leiter der Kunftfammlungen des Alexander III.-
Mufeums, Herr P. J. Neradowsky, hat den
Vorfiß derGefellfchaft übernommen, weiche von
1914 ab eine eigene Kunftzeitfchrift „Die ruf-
fifche Ikone" (Russkaja Ikona) herausgeben wird.
P. E.
RAVENGIERSBURG Unter dem Pro-
tektorat Sr. Exzellenz von Rheinbaben hat fich
ein Verein zurWiederherfteiiung und Erhaitung
der Kirche und der Kioftergebäude des uralten
Stiftes Ravengiersburg, Kreis Simmern (Huns-
rück), gebildet. Er trägt den Namen „Huns-
rücker Dombau-Verein" und hat feinen Si§ in
Ravengiersburg, feine Gefchäftsieitung befindet
fich in Düffeldorf. Hoffentlich erreicht der Ver-
ein das Ziel der Wünfche, die zu feiner Grün-
dung führten. Die alte, um 1050 entftandene
Auguftiner-Abtei mit ihrer trut$igen, fpätroma-
nifchen Weftfront, die bemerkenswerte Skulp-
turen aufweift, mit ihrem ftimmungsvollen Kreuz-
ganghof und dem alten tiefen Brunnen, der
wohl noch ein Überreft der alten Felfenburg
der 945 vorkommenden Dux Ravenger ift, ver-
dient eine umfaffende Herftellung und hat fie
dringend nötig.
Franz Theodor Kiingelfchmitt.
PERSONALIEN
BUDAPEST Die Maler Stefan Reti und
Oskar Gla^ wurden an die Königl. Ungarifche
Hochfchule für Kunft als Lehrer der figuralen
Zeichnung berufen. T.
GENT Von deutfchen Ausftellern auf der
Weltausftellung in Gent erhieltThorn-Prikker
(Hagen) ein Ehrendiplom für ein Mofaikbild,
fowie die goldene Medaille, alfo die höchfte
Auszeichnung, für fein Glasfenfter mit einem
Chriftuskopf. F. M.
PRAG Hier ftarb im Sommer der Maler
Mikulas Ales (geb. 1852), der von vielen tfche-
chifchen Künftlern bis in die Gegenwart als Alt-

meifter verehrt worden war. Das Wefen feiner
Kunft charakterifieren am beften feine zeichneri-
fchen Illuftrationen zuVolksfagen und Märchen;
feine Zeichenkunft gemahnt hier etwa an die Art
Ludwig Richters.
WTEN Der Bildhauer Anton Hanak wurde
zum Profeffor an der Kunftgewerbcfchule des
k. k. Ofterreichifchen Mufeums für Kunft und
Induftrie ernannt. Diefe Ernennung, die aufs
neue von dem an diefer Anftalt herrfcbenden
modernen Geift Zeugnis ablegt, ift aufs herz-
lichfte zu begrüßen.

VERMISCHTES
DER PROFESSIONELLE KUNST-
UNTERRICHT IN FRANKREICH
Es ift an diefer Stelle wiederholt darauf hinge-
wiefen worden, daß nach dem eigenen Ein-
geftändnis franzöfifcher Kenner der profeffionelle
Handwerksunterricht in Frankreich fo ftark zu-
rückgegangen ift, daß die Qualität der Produk-
tion darunter zu leiden hat. Der frühere Mi-
nifter Hanoteau hat vor der Beteiligung an einer
Ausftellung des Kunfthandwerks vor 1920 ge-
warnt und offen ausgefprochen, daß er eine
Niederlage gegenüber andern Ländern, fpeziell
Deutfchland, fürchtet. Die Münchner Ausftellung
in Paris vor zwei Jahren habe die Überlegen-
heit des bayrifchen Kunfthandwerks eklatant
dargetan, während Frankreich zurückgeblieben
fei, trot^ feiner früheren ftiliftifchen Begabung
und virtuofen Ausführung.
Je^t kommt ein Artikel im „Temps" vom
28. Auguft auf denfelben Gegenftand zurück.
Die Lebensfähigkeit des franzöfifchen Kunfthand-
werks fei derartig bedroht durch den Mangel
an guten Arbeitern, die das Material gefchickt
und mit Gefchmack zu behandeln verftehen, daß
wirtfchaftlich und praktifch eine Krifis beftehe,
die zu einem „neuen Sedan" führen könnte. Die
Heranbildung von Lehrlingen fei ganz im Ver-
fall. Die Abfchaffung des Korporationsregimes
durch Turgot 1776 fei der erfte Schritt des Rück-
ganges gewefen. Der Mafchinismus der mo-
dernen Zeit, welcher die Arbeit fpezialifiert, fo
daß jeder nur einzelne Teile eines Gegenftandes
herftellt, habe dann weiter fchlecht gewirkt; die
Teuerung der Lebenshaltung und die unter-
fchiedslofe Reduktion der Arbeitsftunden feien
auch nicht ohne Einfluß gebliebe. Der Arbeiter,
welcher nur fein Teilftück anfertigt, habe keine
Zeit Lehrlinge heranzubilden, auch kein Intereffe
daran, er verftehe auch nicht mehr, wie das
früher war, die fachgemäße Behandlung des

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