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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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24. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

lieh untergebracht. Nunmehr ift der Verein für
öfterr. Volkskunde an denBürgermeifter mit dem
Erfuchen herangetreten, das im Gemeindebefi^
befindliche ehern, gräfi. Schönbornfche Paiais in
der Jofefftadt ab 1915 dem Mufeum für feine
Zwecke zu überiaffen. Es befteht die begrün-
dete Hoffnung, daß feine bedeutenden Samm-
lungen durch diefe günftige Löfung der Pia§-
frage von der ihnen in diefem Jahre drohenden
Gefahr der Obdachiofigkeit bewahrt werden.

AUSSTELLUNGEN
BERLIN Im Saion SCHULTE hat fich diesmal
eine Anzahl treffiicher Landfehafter eingefunden.
Voran Eugen Bracht mit einer umfangreichen
Kollektion feiner fchönen Landfchaften. Die Ar-
beiten feines Schülers Carl Heßmert find noch
nicht ganz befreit, fie erinnern in der Farbe noch
manchmal an die Gebundenheit des Steindrucks,
und die Fläche ift oft noch zu fehr gefüilt. Aber
in den beften Stücken, wie den Weiden am Bach
und dem Graben im Moor kündigt [ich eine
hübfehe Begabung an. Von den Arbeiten von
Jos. Kohlfchein jr. find das Stiheben und die
Landfchaft vom Niederrhein tüchtig, die übrigen
Bilder erinnern nur in der Haltung an Claren-
bach, ohne ihn zu erreichen. Auguft Fink
vertritt die Münchner Tradition des Kreifes um
Schleich und Wenglein mit guten Stücken, Erich
Büttner bekommt trot^ feiner kräftigen Farben
und Striche einen Stich ins Dekorative, wo Hans
Unger trofs allem großen Formate fchon längft
gelandet ift. Ihre alten Gefichter zeigen Hans
von Volkmann mit fehr fchönen ftillen Land-
fchaften und Ludw. von Zumbufch in feinen
Figurenbildern, meift Kinderporträts.
* *
*
Auch der Salon CASPER ftellt diesmal wefent-
lich Deutfche vor. Man notiert aus der qualität-
reichen Ausftellung, die von manchem Künftler
befferes zeigt, als man fonft zu fehen gewohnt
war, vor allem ein vehementes Blumenftilleben
von Corinth und eine helle, fehr farbige und
frifche Landfchaft Slevogts, dann eine feine,
fehr einfache Kollektion Landfchaften von
H. Klohß-Potsdam, die aller Aufmerkfamkeit
wert ift, Arbeiten von R. Pie^fdh, Röbbecke,
K. v. Kardorff, Ulrich Hübner, E. Buch-
wald-Zinnwald, und eine guteVerfprechungen
gebende Landfchaft von H. Krayn. Von Alice
Trübner find zwei fehr gehaltene, breite und
kräftige Stilleben da, von H. B. Wieland eine
gute Alpenlandfchaft und von Max Unold ein
derb-tüchtiges Straßenbiid. Unter der Plaftik

zieht befonders eine Anzahl famofer Tierklein-
plaftiken von A. Kraus das Intereffe auf fich.
* *
*
Das Graphifche Kabinett J. B. NEUMANNS
ftellt neue Bilder von W. Klemm aus, die im
wefentlichen fo find, wie die, die ich gelegent-
lich der Ausftellung in Hamburg hier charakteri-
fiert habe (Cic. 18, S. 648). Unter denen, die für
diefe Ausftellung neu hinzugekommen find, ift
eine kleine Darftellung der Gefchichte vom Barm-
herzigen Samariter, die in der Schlichtheit und
Reife der Erzählung, in der Befcheidenheit und
Ausdruckskraft der Farbe wie der Form, endlich
in dem meifterhaften Aufbau der Landfchaft
außerordentlich reif wirkt. Die graphifche Ab-
teilung bringt die fchönen Aquarelle und Holz
fchnitteKlemms, fehr reizvolle und gut, manch-
mal fogar preziös komponierte Landfchafts-
gouachen von Hans Erpff, drei helle Aquarelle
von Maggi Koch und von Bernhard Hasler
Graphik. Einiges davon, wie die Akte und die
Szene aus dem Oberon, ftehen noch unter dem
Einfluß impreffioniftifcher Tendenzen, während
das Blatt „Kampf" und die Kreuzigung eine mehr
linear betonte Ausdruckskunft fuchen.
Richard L. F. Schulz zeigt außer feinen neuen,
fehr fchönen Beleuchtungsgegenftänden, unter
denen befonders eine Bronze-Tifchlampe mit
einem prachtvollen Fuß von Bildhauer Schulz-
Bromberg auffällt, außer einer guten Kollektion
chinefifcher Keramik eine feltene, fehr umfang-
reiche Sammlung von Schmuckftücken in
Eifenguß, Erzeugniffe der Berliner Eifen-
gießerei, von denen ein großer Teil mit feinen
gotifierendenSpit$bogenmotiven direkt auf Schin-
kels Mitarbeit zurückgeht. Gerade diefe kleinen
Sachen, die fonft fo wenig beachtet werden,
find in ihrer Mannigfaltigkeit und material-
gerechten Schönheit befonders reizvoll.
Von der Weihnachtsverkaufsausftellung des
Vereins Berliner Künftler im KÜNSTLERHAUSE
genügt es zu fagen, daß fich die Arbeiten im
allgemeinen auf einem ordentlichenNiveauhalten,
obwohl natürlich auf die Verkäuflichkeit weit-
gehende Rückficht genommen wurde. Von den
mitausgeftellten vielen Arbeiten des Berliner
Goldfchmieds Wiim gehen die Schmuckfachen
feiten über das hinaus, was im Gewerbe allge-
mein hergeftellt wird. Nur die wenigen filbernen
Gefäße zeigen eine perfönlichere Art. H. Fr.
BRÜSSEL Im CERCLE ARTISTIQUE ftellt
Lucien Frank eine große Anzahl feiner Arbeiten
aus; er erhebt fich in denfelben weit über den
Durchfchnitt der hiefigen Produktion. Seine

Der Cicerone, V. Jahrg.. 24. Heft. 66

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