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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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13. Heft
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VERMISCHTES ° LITERATUR

Müllner, der bereits vorher mit der Ausfüh-
rung des Denkmais betraut worden war, hatten
zum Teil wefentlich veränderte Entwürfe ein-
gefandt. * *
*
Nach langen und erregten Debatten, die auch
jet$t noch in heftigen Zeitungs-Kontroverfen,
Künftierproteften u. dgl. ihre Fortfe^ung finden,
ift nunmehr die Entfcheidung in der Frage des
Kai fer Franz Jo fef-Stadtmufeums gefallen.
Der Gemeinderat hat, dem von Stadtrat Schwer
vertretenen Referentenantrag folgend, mit etwa
30 Stimmen Majorität die Ausführung des Pro-
jektes Tranquillini-Hoffmann befchloffen.
Das bekanntlich mit demfelben Preife ausge-
zeichnete Projekt „Opus IV" des Hofrates Otto
Wagner hatte immerhin auch innnerhalb des
Gemeinderates eine beträchtliche Minorität ge-
funden. — Unter den mannigfachen Kund-
gebungen zugunften des Wagnerfchen Projektes,
die diefer Befchluß hervorgerufen hat, verdient
eine Refolution des „Bundes öfterreichifcher
Künftler" befondere Erwähnung, die in deffen
Generalverfammlung einftimmig angenommen
wurde. Der Bund gibt darin in längerer Be-
gründung feinem tiefften Bedauern über die Ab-
lehnung des Wagnerfchen Projektes Ausdruck
und befchließt gleichzeitig, Otto Wagner zu
feinem Ehrenpräfidenten zu ernennen.
LITERATUR
SCHWÄBISCHE GLASA1ALEREI von Leo
Balet; Deutfche Verlagsanftalt 1912. — Alte
Glasgemälde in Schloß Hohenfchwangau,
herausgegeben von 0. Zettler, bearbeitet von
J. L. Fi feher; Delphinverlag München.
Es ift eine Freude zu fehen, wie die kunftge-
fchichtliche Bearbeitung der Glasmalerei, die bei
uns in Deutfchland lange Zeit ftockte oder am
rein Technologifchen haften blieb, feit ein paar
Jahren in Fluß gekommen ift. Selbft den Auk-
tionskatalogen der leßthin verweigerten Schei-
benfammlungen ift eine forgfältige wiffenfehaft-
liche Durcharbeitung zuteil geworden. Dabei
handelte es fich freilich vornehmlich um Schweizer
Scheiben, deren leichtere Zugänglichkeit dem
Studium immer förderlich gewefen ift. Immer-
hin ift die Erkenntnis von der Bedeutung der
romanifchen und gotifchen Kirchenfenftcr für die
gefamte mittelalterliche Kunftentwicklung der
zisalpinen Länder heute foweit durchgedrungen,
daß dieForfchung an den Glasgemälden als den
eigentlichen Denkmälern der Monumentalmalerei
nicht mehr ganz Vorbeigehen kann. Was da-
rüber zu fagen ift, hat wohl am beften Paul
Frankl in feinem Buch über die „Glasmalerei

des 15. Jahrhunderts in Bayern und Schwaben"
(Straßburg 1912) ausgefprochen, das mir über-
haupt die eindringendfte neuere Arbeit auf diefem
Gebiet zu fein fcheint. Aber diefes ergebnis-
reiche Werk zeigt in feiner äußeren Anfpruchs-
lofigkeit wiederum die große Schwierigkeit, mit
der alle Hiftoriker der Glasmalerei zu kämpfen
haben: den Mangel deutlicher Aufnahmen, die
zur bildlichen Erläuterung des Textes unentbehr-
lich find. Der Einzelne kann die Hinderniffe,
welche der Umfang, derZuftand und die fchwer
zugängliche Aufteilung der wichtigften Denk-
mäler in situ hinreichend brauchbaren Aufnahmen
entgegenfet$en, nicht überwinden. Hier könnte
nur die Mitwirkung der amtlichen Denkmäler-
inventarifation Wandel fchaffen oder die Hilfe
größerer Verbände von der Art des Deutfchen
Vereins für Kunftwiffenfchaft. Freilich würde
eine fyftematifche Aufnahme der deutfchen Kir-
chenfenfter fehr beträchtliche Summen bean-
fpruchen, fchon wegen der Gerüfte und ähnlichen
Vorrichtungen. Solange es damit noch hapert,
fet$t die Forfchung begreiflicherweife noch bei
den ohne weiteres zugänglichen Glasgemälde-
fammlungen der Mufeen ein.
Auf die Scheibenkataloge des Louvre und des
Bayrifchen Nationalmufeums ift Leo Balets Ka-
talog der Glasgemälde in derk. Altertumsfamm-
lung zu Stuttgart gefolgt und die Bearbeitung
der Berliner Mufeumsbeftände wird in Kürze
erfcheinen. Köln mit dernächftgroßenScheiben-
fammlung im Kunftgewerbemufeum fteht noch
aus; dennOidtmanns leßte Veröffentlichung über
Rheinifche Glasmalereien kann nicht als Erfa^
gelten, weil fie, ein Ausläufer der verfloffenen
technologifch-befchreibenderi Darftellungsweife,
an den kunftgefchichtlichen Fragen ahnungslos
vorübergeht.
Die Stuttgarter Sammlung befi^t neben man-
cherlei Unerheblichem eine beträchtliche Zahl
ganz hervorragender Kunftwerke — neben den
Alpirsbacher Rundfeheiben und den mittelgoti-
fchen Figurenfeheiben aus Stöckenburg vor
allem die Heiligkreuztaler Wappenfenfter im Stil
des Meifters von Meßkirch —, fo daß Balets
Katalog eine fehr dankenswerte Bereicherung
unferes Studienmaterials bildet. Das Buch ift
um fo verdienftlicher, als die Abbildungen, acht
Farbtafeln und 126 Autotypien großen Maß-
ftabs, wirklich muftergültig find und auch den
anfpruchsvollften Benü^er befriedigen. In der
dem befchreibenden Katalog vorausgehenden
kunftgefchichtlichen Abhandlung fucht Balet die
Glasgemälde in Württemberg nach Schulen zu
gruppieren und den Mufeumsbeftand darin ein-
zuordnen. Es ift an diefer Stelle nicht möglich,
feinen Ausführungen im einzelnen nachzugehen,

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