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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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19. Heft
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Schmidt, Robert: Die Majolikasammlung Adolf von Beckerath
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0705

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DIE MAJOLIKASAMMLUNG ADOLF VON
BECKERATH Mit 9 Abbildungen / Von ROBERT SCHMIDT

der Sammlung Adolf von Beckerath kommt ein Material zur Verweigerung,
ilAwie es bisher dem Kunftmarkt in folcher Gefchloffenheit und Güte noch nicht
dargeboten worden ift. Den Grundftock der Sammlung bilden die italienischen Majo-
liken des Quattrocento, jene Töpfereien, die noch nicht wie die Arbeiten der fog.
Blütezeit als Kunftwerke prunken wollen, fondern als fchlichte Schöpfungen des vasajo
den unmittelbaren Reiz des traditonsgefättigten und trotzdem naiven Handwerks ver-

fpüren laffen. Die Allgemeinheit kennt
oder achtet erft feit kurzem die dekora-
tive Schönheit der anfpruchslofen Ma-
lereien und die herbe Kraft der einfachen,
unverkünftelten Formen, die diefen Werken
der Frühzeit eigen find; die Aufmerkfam-
keit der breiteren Kunftkreife wurde auf
fie überhaupt erft durch die vor zwei
Jahren erfchienene Prachtpublikation ge-
lenkt, die Wilhelm Bode den Anfängen
der Majolikakunft in Toskana gewidmet
hat. Seit kurzem alfo erft haben diefe
Dinge Beachtung und — was damit glei-
chen Schritt zu halten pflegt — erheb-
lichen Marktwert gefunden, und natürlich
haben fich fofort auch die Fälfcher diefes
einträglichen Gebietes bemächtigt. Aus-
gezeichnete Fälfchungen überfchwemmen
heute bereits den Markt, fo daß jedes
Stück mit größter Vorficht und größtem
Argwohn betrachtet werden muß. Die
Sammlung Beckerath aber muß frei blei-
ben von folchem Argwohn. Der fie zu-
fammengebracht hat, begann das Sam-
meln zu einer Zeit, wo noch niemand ein
Intereffe für die fchlichtere Sprache diefer
Frühwerke hatte, wo man lediglich die
ausgereiften Arbeiten der großen Botegen
von Faenza, Caffagiolo und Urbino zum
Prüfftein des Wertes einer Majolika machte.
Damals mag es eigenwillig und fonder-
lich erfchienen fein, fich auf die „Bauern-
ware" zu verfteifen. Die Zeit und die
Entwicklung unferer Kunftanfchauungen
aber hat dem Gefchmack und dem Sam-
melfinn Beckeraths Recht gegeben. Für
diefe Wandlung des Gefchmacks hat Sicher-
lich viel mit beigetragen die Schärfung
unferes keramifchen Gefühls durch die


Abb. 1. Florentiner Albarello nach fpanifch-
maurifchem Vorbild. Um 1450
(Verfteig.-Katalog Nr. 32)

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