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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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8. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0330

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DER KUNSTMARKT — VON DEN AUKTIONEN

PIERPONT MORGAN^ Mit John Pier-
pont Morgan, deffen plößlicher Tod den Ein-
geweihten nicht überrafchend kam, ift der erfte
und bedeutendfte Vertreter eines neuen Sammler-
typs dahingegangen, ein Mann, der ebenfo neu
war in der Großzügigkeit, mit der er [eine unge-
heuren Mittel zur Erwerbung von Kunftwerken
benußte, wie in dem [a[t grenzenlo[en Bereich,
über das [ich [eine Sammlungen er[treckten.
Und doch war er nicht eigentlich Syftematiker,
[ondern ein richtiger Qualitätsfammler, der die
Erwerbung jedes Stückes davon abhängig machte,
daß es [einem Ge[chmack zu[agte, den der eigene
Befiß und die häufigen Befuche der großen
europäifchen Sammlungen gefchult hatten. Da-
neben dankt er freilich die Qualität [einer Samm-
lungen ebenfo dem Stabe [einer Berater, Ge-
lehrten und Sammlern, und [einem eigenartigen
Syftem. Diefes Syftem, das [ich der internatio-
nale Kunfthandel von einem Käufer wie Morgan
wohl aufzwingen laffen mußte, beftand, wie jeßt
in der Frankf. Ztg. berichtet wird, darin, daß er
Kunftwerke er[t nach einem Jahre bezahlte, [ie
oft auch zurückgab, wenn [ie nach dem Urteile
[eines Stabes den Anforderungen nicht genügten.
Aus den ungeheuren Beftänden diefer welt-
berühmten Kollektionen einzelnes anzuführen, i[t
unmöglich. Was ihrSchickfa! [ein wird, ift nicht
bekannt. Sie find jeßt in einem befonderen
Anbau des Metropolitan-Mufeums untergebracht,
und werden hoffentlich auch als Ganzes erhalten
und öffentlich zugänglich bleiben.

Bevorstehende Auktionen
BERLIN Unter den Gemälden und Aqua-
rellen von Meiftern unferer Zeit, die am
29. April vor- und nachmittags in Rudolph
Lepkes Kunftauktionshaus zur Verweigerung
kommen, find vorzugsweife die deutfchen Schulen
mit guten Stücken ihrer Hauptmeifter vertreten:
Steffeck, A. v. Menzel mit mehreren Werken,
Walter Firle und, mit einer [ehr fchönen Land-
fchaft [einer Frühzeit, Ferdinand Hodler. Von
Landfehaftern findet man ferner gut vertreten:
Andreas Achenbach, Bracht, Stäbli und H. Baifch.
Endlich wäre noch Rudolph Alt zu erwähnen,
und, von den Ausländern, ein fchöner Ifabey
und Louis Gallait.
LEIPZIG Im Antiquariat Oswald Weigel
gelangt die Sammlung Edwin Bormann 1
(Handzeichnungen, Aquarelle, Ölgemälde) am 24.
und 25. April zur Verweigerung. Der illuftrierte
Katalog verzeichnet Arbeiten von Karl Buchholz,

Fedor Flinzer, Angelica Kauffmann, Arthur
Lewin, Hans von Marees, Joh. Veit Schnorr
von Carolsfeld, Georg Wuftmann u. a.
LONDON Meffrs. Chriftie kündigen für
21., 23., 24., 25., 29. und 30. April und 6. und
8. Mai die Verfteigerung derKunftfchäße des
Sir Lionel Phillips-Tylney Hall, Winch-
field an, die aus Gemälden, Schwarz-weiß-
blättern, Wandteppichen, Kunftmöbeln, Por-
zellan ufw. beftehen. Unter den Gemälden
befinden [ich Nattiers Porträts der „Marquife
de la Tournelle", der Marquife de Flavacourt
und des Lord Brooke, ferner eine Replica des
„Marktwagen" von Gainsborough 4725
im Jahre 1894), mehrere Werke von Reynolds,
Romney u. a. Das Porzellan umfchließt
Stücke der Manufaktur inChelfea, [odann folcher
aus China, Japan und dem europäifchen Kon-
tinent. Die Kunftmöbel find teiiweife fran-
zöfifchen (meift aus dem 18. Jahrhundert), teil-
weife italienifchen, niederländifchen und eng-
lifchen Urfprunges und enthalten eine Anzahl
vorzüglicher Stücke. Unter den Wand- und
anderen Teppichen finden [ich vier burgun-
difche aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die
zu einer Serie gehören, die, wie man annimmt,
die Gefchichte Ifabelias der Katholifchen be-
handelt; ferner italienifche und Brüffeler Tep-
piche aus dem 16. und 17. Jahrhundert, und
[odann orientalifche, vor allem perfifche Teppiche
und Gehänge, die volle 900 Nummern umfaffen.
Diefelbe Firma wird am 1. Mai einen Teil
der an bedeutenden Stücken reichen Samm-
lung mittelalterlicher Kunftgegenftände
des verftorbenen Mr. John Malcolm of Pol-
talloch-Argyllfhire verfteigern, die inKenner-
kreifen wohlbekannt ift. Mr. Malcolm war ein
Sammler von großer Kennerfchaft und feinem
Gefchmack gewefen. Bei feinem Tode, im Jahre
1893, vermachte er feinen größten Schaß, das
Sforza-Stundenbüchlein, der Nation. Seine groß-
artige Sammlung von Handzeichnungen und
Skizzen alter Meifter wurde von feinen Erben
dem Britifchen Mufeum überlaffen gegen Zah-
lung von 25000, etwa der fechfte Teil ihres
damaligen Wertes. Die am 1. Mai zur Ver-
fteigerung gelangenden Werke aus der Malcolm-
Sammlung, denen [ich ein paar andere aus
verfchiedenen Sammlungen, darunter Limoger
Emaillen, anfchließen werden, zählen im ganzen
31 Partien. Aufgeführt feien: eine Limoger
Emailletazza mit Deckel bekannt unter dem
Namen des „Verlobungsbechers der Königin
Maria von Schottland"; einEifenfchrein aus der
Soulages-Sammlung, franzöfifch, Mitte des

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