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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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20.Heft
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Denkmalpflege
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Endeckungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0759

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DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE

tember wieder dem Kultus geöffnet worden.
Die Wiederherfteiiung erftreckte fich vor allem
auf das intereffante Altarchor-Oktogon und auf
die zieriiche Arkadenvorhalle des Langhaufes
diefer Kirche. — Seit einiger Zeit find auch
Arbeiten an der Faffade der Coiiegiata voll-
endet. Die Marmor-Inkruftation diefer Kirchen-
faffade ftammt iaut Infchrift aus dem Jahre 1093
und ift derjenigen von S. Miniato ai Monte bei
Florenz verwandt. Den Herfteiiungspian, der
vor allem die ftiiwidrigen Anbauten und Ver-
änderungen des Architekten Ruggeri (1738) zu
befeitigen fuchte, hat Prof. Giufeppe Cafteliucci
entworfen. W. B.
MAILAND Bramantes Meifterwerk, die Ba-
filika S. Maria presso S. Satiro in Mailand, be-
darf dringend der Wiederherfteiiung. Der Staat,
die Stadtverwaltung und die Bauhütte der Kirche
haben fchon beträchtliche Zufchüffe aufgebracht,
aber alle diefe Mittel genügen nicht zu einer
tiefgreifenden Reftaurierung, wie fie der Zuftand
der Kirche als notwendig erfcheinen läßt. Eine
Kommiffion von Mailänder Kunftfrennden hat
daher gemeinfam mit der „Opera di S. Maria
presso S. Satiro" das Sammeln privater Zu-
fchüffe übernommen und hofft dadurch die Mittel
zu gewinnen, um bis zum 11. März des nächften
Jahres, zum vierhundertjährigen Todestage Bra-
mantes, diefe umfangreichen Reftaurierungen be-
enden zu können. W. B.
NEAPEL Die Kirche S. Lorenzo Maggiore,
das Juwel der gotifchen Baukunft Neapels und
Süditaliens überhaupt, wird jet^t im Aufträge
der ftädtifchen Kommiffion für Denkmalpflege
durch den Architekten Lodovico Romano nach
einem fchon 1907 vom Minifterium genehmigten
Wiederherftellungsplan reftauriert. Alle Kapellen
des Chors find in den urfprünglichen Zuftand
zurückverfe^t, ihre hohen Spißbogenfenfter frei-
gelegt, ihre Altäre wiederhergeftelit worden.
Uber die bisher ausgeführten Arbeiten berichtet
der Conte A. Filangieri di Candida im Septem-
berheft der Zeitfchrift „Neapoiis". W. B.
PIENZA Die Arbeiten anderKonfolidierung
des Domes, für die feitens der Regierung 450000
Francs ausgeworfen worden find, nähern fich an
der linken Seite der Abfis, neben dem Campa-
nile, nunmehr ihrem Abfchluffe. Der fand- und
tufffteinhaitige, vielfach von Wafferläufen durch-
zogene Boden unterhalb der Fundamente hat
mittels gewaltiger Subftruktionen aus Ziegelftein
und Travertin Feftigkeit gewonnen. Bis zur
Krypta erreichen diefe Subftruktionen die Höhe

von 26 Metern. Die Arbeiten wurden im Herbft
1911 unter der Leitung des Architekten Cefare
Spighi in Angriff genommen. W. B.
ENTDECKUNGEN + FUNDE
ANCONA Die von Prof. dall'Offo geleiteten
großartigen Ausgrabungen des gaiiifchen Gräber-
feldes bei Filottrano find kürzlich, nach erfolgter
Ernte, wieder aufgenommen worden. Mit ameri-
kanifchen Pflügen neuen Syftems hat man zu-
nächft den Ackerboden bis zu einer Tiefe von
einem halben Meter aufgewühlt, um bis zu der
tiefer liegenden Kuiturfchicht zu gelangen, in der
fich die Gräber finden. So find je^t wieder zehn
Gräberftätten freigelegt, deren Ausftattung in
Gegenftänden aus Gold, Silber, Elfenbein, Bern-
ftein, Giaspafta, Bronze und gebranntem Ton
dem Mufeum in Ancona übergeben wurde. Von
den fechs gefundenen goldenenMiniatur-Ampho-
ren meffen die beiden größten ca. 6 cm bei faft
gleicher Höhe und Breite. Sie mögen zur Auf-
bewahrung wohlriechender Effenzen gedient
haben und zeigen Pflanzendekor, und die größte
die Tötung der Gorgona, angeblich lyfippifchen
Stiles. Ferner find Siegeiringe mit Darftellungen
von Drachen, Panthern und Pferden gefunden
worden. Wichtig ift vor allem ein Siegel mit
Wiedergabe der Büfte einer gaiiifchen Göttin,
deren lockiges Haar über die Schultern fällt und
deren Hals mit einer Kette gefchmückt ift. Von
fonftigen intereffanten Funden feien hervorge-
hoben ein fiibernes Armband, Spangen aus Bronze
vom Typ der Certofafibeln, Toilettengegenftände,
zwei gravierte Spiegel, bronzene Gefäße ver-
fchiedeuer Größe, eine Cifte aus Holz mit eigen-
artigen getriebenen und zifelierten Bronzebe-
fchlägen und Öffnung in der Mitte des Zylinders,
ein Unikum, rotfigurige und andere Vafen, deren
fich in einem einzigen Grabe etwa dreißig fan-
den, Glaspaften und Glasfläfchchen, Würfel und
anderes mehr. Alle diefe Fundgegenftände wer-
den binnen kurzem im Mufeo Regionale delle
Marche zu Ancona der Befichtigung zugänglich
werden. W. B.
BOLSENA In der Sakramentskapelle der
Kirche S. Criftina find während der Wiederher-
ftellungsarbeiten Votivfresken des 14. Jahrhun-
derts freigelegt worden. W. B.
CALAIS Im Magazin des hiefigen Mufeums
ift der Kopf eines alten Mannes entdeckt wor-
den, der die Signatur: fecit Rembrandt anno
1646 trägt. Da der Konfervator des hiefigen
Mufeums ein ftädtifcher Oberlehrer ift, fich auch
kein Kenner Rembrandts in Calais befindet, da-

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