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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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6. Heft
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Brüsseler Museumsverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0232

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BRÜSSELER MUSEUMSVERHÄLTNISSE
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ÜbgZ*MsSgZZ. Dz'g /?gzfz?AVz'z777.

Die Anregung zu diesem Auf[at$ gab ganz
zufällig das dem beigi[chen Staate zugefaliene
Vermächtnis der herrlichen aiten Handzeichnungen
und Stiche unferes Landsmanns Jonkheer de
Grez. Obgleich einiges davon durch die Güte
unseres Herrn Dr. Bredius zugängiich war, wurde
die Sammtung, die für die Kenntnis verfcbie-
dener Perioden fo wichtig ift, aisbaid unter
Schioß und Riegel gebracht, und man wurde bei
Verfuchen der Befichtigung, trot^ befter Empfeh-
lungen ad calendas grecas vertröftet. Nun find
feit dem Tode des früher in Brüffel domiziliert
gewefenen Gebers drei Jahre verftrichen und
Kunftbefliffene müffen fich weiter befcheiden,
oder vielleicht durch Hintertreppen etwas er-
langen, was längft allgemein zugänglich [ein
müßte.
Gelegentlich der verfdiledenen fruchtlofen Rei-
fen, erfuhren wir in Brüffel von Kollegen, daß
auf diefem Gebiete vieles im argen läge und der
Vorgang der nach langjährigem Schlummern
endlich im Cinquantenaire zur Aufhellung ge-
langten Michotte'fchen Stiche einen Präzedenzfall
darftehe. Wie auch immer derartige Auffchübe
zu erklären feien, Tatfache ift, daß das Intereffe
derWiffenfchaftin erfter Linie zu berückfichtigen
ift; Raum und Geld find reichlich vorhanden, und
man braucht nur mit dem Metermaß im Brüffeler
Mufeum herumzugehen, um zu finden, wie viel
unbenutzte Wände da find.
Wer von einem der größeren Kunftzentren
des Auslands nach Brüffel kommt, dem fällt
zunächftdieUnvollftändigkeit desMufeums alter
Kunft auf, das außer den flämifch-holländifchen
Schulen nur eine Anzahl guter Venezianer und
weniger Deutfchen enthält. Beim Eintreten
macht es einen verwirrenden Eindruck, einen
Skulpturfaal mit einigen wenigen alten und über-
wiegend neuen Biidhauerwerken zu finden. In
den Vitrinen an der Wand hängen alte und
neue Terrakotten und Reliefs. Nebenan findet
man alte Venezianer, neue Franzofen (Delacroix
ufw.), englifche Porträts und andres durchein-
ander. Die Planlofigkeit ift auch daran erkennbar
daß in dem entlegenen und anfcheinend zu
anderen Zwecken gebauten Kunftgewerbemu-
feum „Cinquantenaire" Fresken, Kopien alter
Gemälde und Skulpturen fich befinden. Während
der nicht zu große Reichtum der Kollektionen
dazu führen müßte, alles Zufammengehörige zu
vereinen, verzettelt man, wie oben gefagt, die
Gruppen. Anftatt alles an Stichen und Radie-

rungen dem gut geleiteten „Cabinet des
Estampes" zuzuweifen, hat man die japanifche
Sammlung Michotte in den Cinquantenaire ge-
bracht und zwingt fo die Studierenden, weit
hinauszufahren, um fie zu befichtigen.
Ein wunder Punkt, welcher ferner im alten
Mufeum befteht, ift der der falfchen Attributionen.
Seit Fetis ift kein vollftändiger, zuverläffiger
Katalog erfchienen, und man behilft [ich mit
kleinen Ausgaben und Supplementen, wobei
auffällt, daß die Bezeichnungen des Katalogs
mit den auf den Bildern zu lefenden Namen oft
nicht übereinftimmen. ln Brü[Jel gibt es eben
nicht, wie in unferemRijksmufeum oder anderen
Sammlungen einen Direktor, fondern eine drei-
zehnköpfige Kommiffion. So wie diefe fich feiten
über einen notwendigen und vorteilhaften Ankauf
einigen konnte, blieb fie auch oft in der Feft-
ftellung der Zufchreibung gefpalten. So prangt
noch heute „Rembrandt" auf der Tafel eines
notorifch unechten Bildes, das zu einer Zeit für
den Preis von 90000 Fr. gekauft wurde, als
noch echte dafür zu haben waren. Zwei gute
männliche Porträts fegeln unter der grotesken
Fahne Vermeer de Delfts ufw. ufw. Herr Bredius
hatte fich der Mühe unterzogen, mehreren andern
falfch bezeichnetenBildern richtigeBezeiclmungen
zu geben, und in vielen Fällen hätten Vergleiche
mit unferem Rijksmufeum zu Rektifikationen
Brüffeler Attributionen führen können. Publikum
und Studierende müffen in einer Staatsgalerie
vor falfchen Angaben möglichft gefchüt$t fein.
Ein anderer Übelftand, der bei der Befichtigung
des alten Mufeums verftimmt, ift der fchlechte
Zuftand vieler Bilder, deren Reinigung ohne
Schwierigkeit möglich fein müßte. Die Nummern
47 von F. Bol, 173 von Govaert Flink und 161,
das Dogenbildnis von van Dyck, feien nur als
Beifpiele genannt. Ferner fällt auch das Neben-
und Übereinanderhängen guter und mittelmäßiger
Bilder unangenehm auf, wodurch die erfteren
in ihrer Wirkung und Wertfchät$ung beein-
trächtigt werden. Eine Galerie foll fchließlich
nicht durch Quantität glänzen, fondern durch
Qualität, und wenn nicht genügend vorzügliche
Stücke vorhanden find für die Wände, fo hänge
man fie in größeren Zwifchenräumen vonein-
ander auf. Das Syftem des Dichtaneinander-
hängens ift überhaupt veraltet und man trachtet,
wo die Raumverhäitniffe es geftatten, die ein-
zelnen Gemälde entweder als Altarbilder in
entfprechender Umgebung oder in Kojen anzu-

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