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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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8. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN . AUSSTELLUNGEN

Porzellanzimmer aus dem Befiße des Grafen
Dubskg, über deffen Erwerbung bereits an-
deutungsweife berichtet wurde, ift nunmehr unter
der Leitung des Vorlandes der keramifdien Ab-
teilung, Regierungsrat J. Folnefics, endgültig
zur Aufteilung gelangt. Zur Vorgefchichte diefes
bedeutfamen Ankaufes ift noch folgendes nach-
zutragen: Schon im Jahre 1902 hatte der Direktor
des Brünner Erzherzog-Rainer-Mufeums, Julius
Leifching, diefes bis dahin ganz unbekannte
Zimmer zum erften Male publiziert und die
Herkunft der Porzellane aus der Wiener Fabrik,
und zwar aus der Zeit um 1725, fichergeftellt.
Seinen mehrjährigen umfichtig geführten Ver-
handlungen ift es gelungen, dem Brünner und
Wiener Mufeum das Vorkaufsrecht zu wahren
und dadurch den Verkauf ins Ausland zu ver-
hüten. Da der geforderte ungemein hohe Preis
die Mittel des Erzherzog-Rainer-Mufeums über-
fchritt, muß es nunmehr mit Freude begrüßt
werden, daß es unter deffen energifcher För-
derung dem Direktor des k. k. öfterreichifchen
Mufeums für Kunft und Induftrie in Wien,
Hofrat Eduard Leifching, geglückt ift, das
einzigartige Zimmer, die großartigfte Arbeit der
Wiener Porzellanfabrik, für Wien zu retten.
Eine eingehende Würdigung des Objektes von
hiezu berufener Seite hofft die Redaktion in
einem illuftrierten Auffaß des nächften Heftes
bringen zu können.
ZÜRICH Die Welti-Aktion der Zürcher Kunft-
gefellfchaft ergab gegen 50000 Fr. zum Ankauf
von Werken des verftorbenen Meifters. Die
Neuerwerbungen find jeßt mit Leihgaben in
einem Welti-Kabinett des KUNSTHAUSES
vereinigt. Als Befiß der Sammlung findet fich
dort u. a. der „Geizteufel", eine Reihe von Ent-
würfen zum Bilde „Walpurgisnacht", das als
Depofitum der Erben von Herrn F. Rofe aus-
geftellt ift; ferner Studien zu einem Selbftbildnis,
zu den „Penaten", zu einem Hochzeitszug. Das
Bildnis Albertlis ift ein Gefchenk; Depofitum der
Eidgenoffenfchaft ift das „Elternbild", das den
Saal beherrfcht; die Eidgen. Gottfried Keller-
Stiftung deponierte die koftbare kleine Tafel
„Das Haus der Träume", private Leihgaben
find u. a. ein großer Entwurf zum „Hochzeits-
zug", der „Lebensabend", der Karton zurWap-
penfcheibeWelti-Furrer. — An der leßten Natio-
nalen Kunftausftellung erwarb die Zürcher Kunft-
gefellfchaft die Bronzebüfte Weltis von R. de
Niederhäufern. C.
o n n

AUSSTELLUNGEN
BERLIN Man freut fich, bei SCHULTE
wieder einmal Friß Oswald zu begegnen, der
neben fchönen Schneelandfchaften diesmal auch
fommerliche und Herbftbilder von großem Reich-
tum und zarter Nuancierung ausgeftellt hat, und
man ftellt erfreut feft, daß diefes gefunde Talent
noch reicher und erheblich kultivierter geworden
ift, ohne etwas von der frifchen farbigen Kühn-
heit feiner Art einzubüßen. Wieviel von un-
mittelbar erlebter Natur in diefer Kunft fteckt,
wird befonders deutlich, wenn man die Stücke
von Paul Leuteriß daneben hält, die troß der
viel derberen Malweife viel mehr dekorativ
wirken, und mit fichtlicher Freude an der Farbe
an fich gemalt find. Daneben intereffiert der
Landfehafter Georges Michel (Paris 1763 bis
1843), ein Vermittler zwifchen der Kunft der
großen holländifchenLandfchafter und der neuen
Naturwiedergabe der Schule von Barbizon.
Anna Boberg, die als Autodidaktin bezeichnet
wird, bevorzugt in ihren Lofotenbildern allzu
fehr Stimmung und Poefie, wobei dieGeftaltung
zu kurz kommt. Immerhin fcheint die urfprüng-
liche Anlage wert zu fein, daß fie einmal in
eine ernfthafte Schule genommen würde. Aus
dem übrigen Beftande wären zu nennen: eine
Kollektion liebenswürdiger Porträts von Sophie
Koner, Landfchaften von Hans Licht, heller,
duftiger und auch farbiger als fonft, und fich
vom Brachtfchen immer mehr zu einem eigenen
Stil wandelnd; endlich fechs Meerbilder von
Claus Bergen, dem namentlich Waffer und
feine Bewegung überzeugend gerät.
* *
*
Bei CASSIRER ift es Rösler, der am meiften
intereffiert. Zu den fehr großartigen Land-
fchaften, deren Farben immer glühender und
befeelter werden, gefeilt fich diesmal auch ein
Frauenbildnis von einer ftarken Innigkeit des
Ausdrucks. Heinrich Hübners Interieurs find
ungleich, ln den blauen Zimmern ift die Farbe
noch zu hart, noch zu fehr Element, und die
ftärkeren Eindrücke vermitteln die ganz füllen
und farbenzarten Stücke, das Interieur mit dem
Divan und das Wohnzimmer. Nicht fo leicht
ift es, fich mit den Arbeiten von Martin Bloch
zu verftändigen. Seine zähe Schwere und ein
Mangel an Vehemenz halten den Befchauer in
einer gewiffen Diftanz. Hat man fich aber ein-
mal näher zu diefer Kunft gefunden, fo nötigen
Dinge wie der treffliche ftehende Akt oder die
Stilleben zu großem Refpekt. Vier Grecos,
von denen namentlich der S. Andreas (wie die
übrigen aus der fpäten Toledaner Zeit) fchön

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