Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

DOI Heft:
12. Heft
DOI Artikel:
Rundschau Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0500

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

ganz befonders den Gefahren des Feuers und
der Feuchtigkeit ausgefet^t waren, erkannte der
Rat die Notwendigkeit, ein neues Heim für die
wertvollen Kunftwerke zu fuchen und erwarb
vor einigen Jahren das Waifenhaus der Nieder-
deutfchen reformierten Gemeinde, das bereits
1606, zu Lebzeiten des Frans Hals, von Lieven
de Key als Altmännerhaus gebaut wurde. Durch
gefchickte Um- und Anbauten hat man hier
ftimmungsvolle Räume gefchaffen, die gleich-
zeitig den heutigen Anforderungen an die Mu-
feumstechnik entfprechen. Außer der Gemälde-
fammlung alter Meifter, die befonders wegen
der Schüßen- und Regentenftücke des Frans
Hals Weltruhm genießt, werden in dem neuen
Mufeum auch Kollektionen von Waffen und
kunftgewerblichen Gegenftänden, ferner Gemälde
moderner Meifter untergebracht werden. K. L.
HEIDELBERG Das auf einer fanften An-
höhe am Neckar idyllifch gelegene Stift Neu-
burg, in dem der Rat Schloffer in angeregtem
Verkehr mit dem Goethekreis, den Romantikern
und Nazarenern häufte, hat feine Pforten für
das Publikum geöffnet. Befonders der Kunft-
freund hat Urfache, diefen Entfchluß des jetzigen
Befi^ers, Freiherrn von Bernus, dankbar zu be-
grüßen. Findet man doch am rechten Orte
Meifterwerke jener romantifchen und Nazarener-
kunft. Am fchönften vielleicht wirkt das linien-
ftrenge, gemütvolle Bildnis der Gattin des Se-
nators von Bernus, gemalt von Philipp Veit.
Und dann ein (etwas gefpreiztes) Familienbild
der Schloffers von dem erft 1894 in Heidelberg
verftorbenen Joh. Karl Heinrich Koopmann; ein
Selbftportät von Fiedler; Familienbilder von
Joh. Heinr. Tifchbein. Am bekannteren ift das
berühmte (künftlerifch fchwache) Goetheporträt
von Gerhard von Kügelgen. Eine Landfchaft
von C. C. Schür [teilt das Stift Neuburg um
die Mitte des 18. Jahrhunderts vor. Von K. Fohr
fieht man eine romantifche Landfchaft mit zahl-
reichen Burgen, Domen und Klöftern, von Fried-
rich Olivier die biblifche Szene: An den Waf-
fern zu Babylon. In einer kleinen Kapelle hängt
eine Madonna von E. Steinle, der für eben
diefe Kapelle einige Glasfenfter verfertigt hat.
Reichhaltig ift befonders die Zahl der Zeich-
nungen, Blätter von Chodowiecki, Fr. Oefer,
Goethes LeipzigerLehrmeifter, W. von Kobell,
von L. Richter und Rethel. Eine farbige lu-
ftige Zeichnung Poccis verdient befondere Er-
wähnung; von ihm ift außerdem eine fubtile,
phantafiereiche Zeichnung eines Leichenbegäng-
niffes anzuführen, die in dem allegorifchen Rand-
ornament Anklänge an feinen Totentanz zeigt.
Intereffant ift eine Doppelporträtzeichnung von

Overbeck und Cornelius; prächtig ein Stu-
dienkopf von Steinle; bemerkenswert ein
Aquarellentwurf von Schwind. Von J. A. Koch
gibt es einige kompofitionell bedeutende Blätter,
von Ernft Fries Landfchaftsftudien; — auch von
Goethe eine Zeichnung, die zu den weniger ge-
glückten des Dichters zu zählen ift. Schon diefer
flüchtige Einblick in die Sammlungen zeigt, daß
ein Befuch für den Kunfthiftoriker lohnend ift.
Überdies kommt zu diefer Kunftfammlung eine
reiche Autographenfammlung, in der un-
unferer Größten Namen vertreten find: Goethe,
Schiller, Herder, und befonders zahlreich die
Romantiker, die faft alle in ihren Erftausgaben
in zahlreichen Schaukäften offen liegen. Aus
dem Silhouettenalbum der Marianne Willemer
fieht man Bildniffe von Goethe, Lotte Buff,
Wieland, Heinfe, Klopftock u. a. Eine Kuriofität
bietet eine mit eigenhändigen Miniaturen aus-
geftattete Bibel der Johanna Schopenhauer.
Last not least weife ich noch auf die altägyp-
tifche und griechifche Kleinplaftik hin, die den
Archäologen intereffieren wird. W. F. St,
LONDON Der neue Katalog der NA-
TIONAL GALLERY ift erfchienen, den allein
fchon die Neuordnung der Bilder nötig gemacht
hat. Die Herren Maurice W. Brockweli und
C. H. Collins Baker haben die neue Ausgabe
zum großen Teil bearbeitet und eine große Zahl
von alten Irrtümern und mehr als zweifelhaften
Zuweifungen befeitigt. F.
VENEDIG Die ACCADEMIA DI BELLE ARTI
erwarb eine Holztafel aus der Schule Lorenzo
Venezianos, mit dentelliertem Rahmen, für 5000 fr.
(Maß des Bildes 1,55X1,07 m). Es [teilt eine
thronende, gekrönte Madonna dar, mit bläu-
lichem Mantel, worauf goldne Blumen abftechen,
und rotem Kleide. Das Jefuskind auf ihrem
Schoße; zwei betende Heilige zu Füßen; zwei
Engel, noch im byzantinifchen Stil aufgefaßt,
[chweben auf goldenem Hintergrund. B.
AUSSTELLUNGEN
AACHEN Eine Ausftellung für Kleinwoh-
nungswefen wurde im REIFF-MUSEUM DER
KGL. TECHNISCHEN HOCHSCHULE am 24. Mai
durch den Kgl. Regierungspräfidenten Dr. von
Sandt gefchloffen. Der gefchäftsführende Vor-
fi^ende, Geheimrat Prof. Dr. Schmid, erftattete
den Rechen fchaftsbericht, aus dem hervorging,
daß die Ausftellung [ehr gut befucht worden
war. Diefelbe brachte gute Beifpiele des Klein-
wohnungswefens aus vergangener Zeit, Proben
der Bauberatungen des Regierungsbezirks Aachen

470
 
Annotationen