Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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PERSONALIEN ° VERMISCHTES
würfe für dasGrunewaldftadion der Ausführung
zu nähern. Audi bei diefen Projekten überwog
der Wert des großen Zufammenhanges den der
rein künftierifchen Einzeigeftaltung, wie denn
überhaupt die architektonifche Bedeutung Marchs
in der feinen, verftändnisvollen Verwendung
hiftorifdier Stilformen mehr iag als in eigenen
neuen Ideen. Vor aiiem aber wird denen, die
je mit ihm in Berührung kamen, der vornehme,
ftets fachlich ruhige Menfch in frcundiichfter
Erinnerung bleiben.
* * *
Dr. Morit; Binder, dem die Direktion des
Zeughaufes feit einem Jahre kommifffarifch
übertragen worden war, ift nun endgüttig zu
deffen Direktor ernannt worden. Dr. Binder
begann feine Berliner Laufbahn 1910 als Direk-
torialaffiftent am Kaifer Friedrich-Mufeum.
* *
*
Die Akademie der Künfte hat den Radierer
und Maier Frank Brangwgn zu ihrem aus-
wärtigen Mitgliede gewählt.
GIESSEN Der außeretatmäßige außerordent-
liche Profeffor und Direktor des kunftwiffehfchaft-
lichen Inftituts an der Univerfität Dr. Chriftian
Rauch ift zum außerordentlichen Profeffor für
mittlere und neuere Kunftgefchichte ernannt
worden.
HANNOVER Herr Dr. A. Brinckmann,
der die Gefchäfte als Direktor feit dem März
1912 kommiffarifch führte, wurde zum Direktor
des Keftner-Mufeums ernannt.
NEUCHATEL Der Konfervator des Mu-
feums, Pierrede Salis, ift von feinem, während
28 Jahren verfehenen, Amte zurückgetreten. An
feine Stelle wurde gewählt Maurice Bou de
la Tour. C.
S ALZBURG Der Profeffor an der deutfchen
Staatsgewerbefchule in Piifen, Eduard Hütter,
wurde zum technifchen Landeskonfervator der
k. k. Zentralkommiffion für Denkmalpflege für
das Herzogtum Salzburg, Dr. Johann Foinefics
wurde zum Sekretär dieferKommiffion ernannt.
VERMISCHTES
BRUSSEL Der Konfervator des Mufeums in
Gent, Herr Maeterlinck, hat wiederholt in ver-
fchiedenen Kunftzeitfchriften die Behauptung auf-
geftellt, der fogenannte „ Maitre de Flemalle"
heiße Nabur Martins, fei aus Gent, und 1454
geftorben. Die Priorität diefer Vermutung kommt
eigentlich dem verdorbenen Henry Hgmans zu,
der bereits im Jahre 1900 in der „Gazette des
Beaux-Arts" darauf hingewiefen hat, daß das in
Dijon befindliche Werk des „Maitre de Flemalle"
den Charakter der Genter Maiweife trägt; es
weife diefeiben Typen auf und zeige in der
Ferne das Schloß der Grafen von Fiandern fo-
wie den Turm der Genter Kirche St. Nicoiaus,
und daß ferner auf dem rechten Flügel des
Bildes der Verkündigung in der Sammlung
Merode hier ein Teil der Stadt Gent mit dem
Schlöffe Gerards ie Diable fichtbar fei.
Nabur Martins fei zwar Zeitgenoffe von
Rogier van der Weyden, der 1464 ftarb fowie
von Jacques Daret, der 1468 ftarb, beide aus
Tournai, aber wahrfcheinlich ein Schüler des
Hubert'van Eyck. Er erwirbt in Gent die Meifter-
fchaft 1435 und arbeitet dafelbft bis zu feinem
Tode. Er erhält 1440 den Auftrag für die
Schöffen von Keure ein großes Altarbild zu
malen, für die Kirche St. Walburga in Aude-
naerde ein Triptychon, 1444 ein Aitarbild und
anderes für die Kirche in Lede; er ift Maler
Philipp des Guten von 1443—1446, der bei ihm
Arbeiten für fein Schloß in ten Walle in Gent
beftellt. Für die Sit^ungsfäle der Bäcker- und
Spezereihändlerinnungen führt Martins zwei
große Repräfentationsbilder aus und für die
Fieifcherinnung ein 1448 datiertes Werk, auf dem
man im zweiten Pian eine Geburt Chrifti fieht
wie die auf dem Bilde in Dijon.
Herr Maeterlinck behauptet alfo, daß Nabur
Martins ein Schüler Hubert van Eycks oder ein
Nachfolger desfelben fei und mehr deffen Myfti-
zismus befäße als das dramatifch-theatralifche
des Rogier van der Weyden. Bereits vor Brügge
fei die Ölmalerei den Genter Künftlern bekannt
gewefen und von ihnen bei bedeutenderen Ar-
beiten angewandt worden. Er will fpäter nach-
weifen, daß die Werke in Dijon und in der
Merodefchen Sammlung nicht dem Daret aus
Tournai zuzufchreiben feien, vielmehr Schülern
des Hubert van Eyck, dem glorreichen Gründer
der Genter Schute, die bereits in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts beftanden habe.
F. M.
GRANADA Ein von allen Kunftfreunden
und Kunfthiftorikern gehegter Wunfch wird im
Laufe diefes Jahres endlich in Erfüllung gehen.
Die berühmten altniederländifchen Tafeln der
beiden großen Reliquiare in der Capilla de los
Reyes der Kathedrale zu Granada, die bisher
nur an drei Tagen im Jahre zu fehen waren,
werden ihren Behältern entnommen und in der
an die Kapelle anfchließenden „Lonja" zu einer
altniederländifchen Galerie vereinigt werden.
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würfe für dasGrunewaldftadion der Ausführung
zu nähern. Audi bei diefen Projekten überwog
der Wert des großen Zufammenhanges den der
rein künftierifchen Einzeigeftaltung, wie denn
überhaupt die architektonifche Bedeutung Marchs
in der feinen, verftändnisvollen Verwendung
hiftorifdier Stilformen mehr iag als in eigenen
neuen Ideen. Vor aiiem aber wird denen, die
je mit ihm in Berührung kamen, der vornehme,
ftets fachlich ruhige Menfch in frcundiichfter
Erinnerung bleiben.
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Dr. Morit; Binder, dem die Direktion des
Zeughaufes feit einem Jahre kommifffarifch
übertragen worden war, ift nun endgüttig zu
deffen Direktor ernannt worden. Dr. Binder
begann feine Berliner Laufbahn 1910 als Direk-
torialaffiftent am Kaifer Friedrich-Mufeum.
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Die Akademie der Künfte hat den Radierer
und Maier Frank Brangwgn zu ihrem aus-
wärtigen Mitgliede gewählt.
GIESSEN Der außeretatmäßige außerordent-
liche Profeffor und Direktor des kunftwiffehfchaft-
lichen Inftituts an der Univerfität Dr. Chriftian
Rauch ift zum außerordentlichen Profeffor für
mittlere und neuere Kunftgefchichte ernannt
worden.
HANNOVER Herr Dr. A. Brinckmann,
der die Gefchäfte als Direktor feit dem März
1912 kommiffarifch führte, wurde zum Direktor
des Keftner-Mufeums ernannt.
NEUCHATEL Der Konfervator des Mu-
feums, Pierrede Salis, ift von feinem, während
28 Jahren verfehenen, Amte zurückgetreten. An
feine Stelle wurde gewählt Maurice Bou de
la Tour. C.
S ALZBURG Der Profeffor an der deutfchen
Staatsgewerbefchule in Piifen, Eduard Hütter,
wurde zum technifchen Landeskonfervator der
k. k. Zentralkommiffion für Denkmalpflege für
das Herzogtum Salzburg, Dr. Johann Foinefics
wurde zum Sekretär dieferKommiffion ernannt.
VERMISCHTES
BRUSSEL Der Konfervator des Mufeums in
Gent, Herr Maeterlinck, hat wiederholt in ver-
fchiedenen Kunftzeitfchriften die Behauptung auf-
geftellt, der fogenannte „ Maitre de Flemalle"
heiße Nabur Martins, fei aus Gent, und 1454
geftorben. Die Priorität diefer Vermutung kommt
eigentlich dem verdorbenen Henry Hgmans zu,
der bereits im Jahre 1900 in der „Gazette des
Beaux-Arts" darauf hingewiefen hat, daß das in
Dijon befindliche Werk des „Maitre de Flemalle"
den Charakter der Genter Maiweife trägt; es
weife diefeiben Typen auf und zeige in der
Ferne das Schloß der Grafen von Fiandern fo-
wie den Turm der Genter Kirche St. Nicoiaus,
und daß ferner auf dem rechten Flügel des
Bildes der Verkündigung in der Sammlung
Merode hier ein Teil der Stadt Gent mit dem
Schlöffe Gerards ie Diable fichtbar fei.
Nabur Martins fei zwar Zeitgenoffe von
Rogier van der Weyden, der 1464 ftarb fowie
von Jacques Daret, der 1468 ftarb, beide aus
Tournai, aber wahrfcheinlich ein Schüler des
Hubert'van Eyck. Er erwirbt in Gent die Meifter-
fchaft 1435 und arbeitet dafelbft bis zu feinem
Tode. Er erhält 1440 den Auftrag für die
Schöffen von Keure ein großes Altarbild zu
malen, für die Kirche St. Walburga in Aude-
naerde ein Triptychon, 1444 ein Aitarbild und
anderes für die Kirche in Lede; er ift Maler
Philipp des Guten von 1443—1446, der bei ihm
Arbeiten für fein Schloß in ten Walle in Gent
beftellt. Für die Sit^ungsfäle der Bäcker- und
Spezereihändlerinnungen führt Martins zwei
große Repräfentationsbilder aus und für die
Fieifcherinnung ein 1448 datiertes Werk, auf dem
man im zweiten Pian eine Geburt Chrifti fieht
wie die auf dem Bilde in Dijon.
Herr Maeterlinck behauptet alfo, daß Nabur
Martins ein Schüler Hubert van Eycks oder ein
Nachfolger desfelben fei und mehr deffen Myfti-
zismus befäße als das dramatifch-theatralifche
des Rogier van der Weyden. Bereits vor Brügge
fei die Ölmalerei den Genter Künftlern bekannt
gewefen und von ihnen bei bedeutenderen Ar-
beiten angewandt worden. Er will fpäter nach-
weifen, daß die Werke in Dijon und in der
Merodefchen Sammlung nicht dem Daret aus
Tournai zuzufchreiben feien, vielmehr Schülern
des Hubert van Eyck, dem glorreichen Gründer
der Genter Schute, die bereits in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts beftanden habe.
F. M.
GRANADA Ein von allen Kunftfreunden
und Kunfthiftorikern gehegter Wunfch wird im
Laufe diefes Jahres endlich in Erfüllung gehen.
Die berühmten altniederländifchen Tafeln der
beiden großen Reliquiare in der Capilla de los
Reyes der Kathedrale zu Granada, die bisher
nur an drei Tagen im Jahre zu fehen waren,
werden ihren Behältern entnommen und in der
an die Kapelle anfchließenden „Lonja" zu einer
altniederländifchen Galerie vereinigt werden.
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