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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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21. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0797

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AUSSTELLUNGEN

Reihe [teilen die Arbeiten von Hennig dar, die
ihn von [einen er[ten An[ängen bis zu [einem
Lebensende vertreten. So i[t die voH[tändige
Reihe von Entwür[en [ür die Ausmalung des
Mufikfalons in Schloß Rüdigsburg da (Ge[chichten
von Amor und Pfyche), [erner eine Anzahl [einer
leicht getönten Porträtzeichnungen, die zu den
[chön[ten Leitungen der Zeit um 1860 gehören.
Das Biedermeier reprä[entieren die Maler Trau-
gott Georgi und Gu[tav Schlick und die Damen
Su[ette Hauptmann, Augu[te Dörffling, und,
wenig[tens zeitweilig dem Leipziger Krei[e an-
gehörig, Caroline Stelzner.

AUSSTELLUNGEN
BERLIN DenLichtho[ desKUNSTGEWERBE-
MUSEUMS nimmt die Ausheilung ein, die zur
Feier des 150jährigen Be[tehens der Kgl. Por-
zellanmanu[aktur veran[taltet worden i[t.
Da man [ich der [elten[ten Leihgaben aus den
Königl. Schlö[[ern, aus der hi[tori[chen Samm-
lung der Manufaktur [elbft, [owie von vielen
Mufeen und Privatfammlern (diefen voran der
Geheimrat Luders) erfreuen durfte, [o kam eine
Ausftellung zufammen, der man [ür die Erkennt-
nis und die Schätzung diefer Manufaktur [elbft
dann noch genug verdanken wird, wenn man
das Material bereits genau zu kennen glaubte.
Der Lichthof vereinigt die Arbeiten des 18. Jahr-
hunderts, beginnend mit den Modellen, die die
Manufaktur Friedrichs des Großen von den
Goßkowskyfchen Beftänden übernahm. Das
Hauptintereffe wird [ich hier auf die köftlichen
Services konzentrieren, die [ür die friderizia-
nifchen Schlöffer angefertigt wurden, die [ür
das neue Palais und das Breslauer Stadtfchloß
(1765—68), deren Blumenmalerei alles andere
hinter [ich läßt, das japanifche Gefchirr [ür
Sanffouci (1769/70), das eifenrote Service mit
den ovidifchen Szenen ufw. Die plaftifchen
Arbeiten beginnen mit den Figuren des erften
Modellmeifters Fr. Elias Meyer, dann kommen
die Götter und allegorifchen Figuren [eines
Bruders Wilhelm Chrift. Meyer, deffen große
Gruppen die Manufaktur auf der Höhe ihrer
Leitungen zeigen. Den Niedergang leitet dann
bereits Joh. Georg Müller ein, nicht [o [ehr in
der Qualität des einzelnen Stückes als darin,
daß er [ich vom Porzellan ab- und dem Biskuit
zuwendet. Sein unmittelbarer Nachfolger Riefe
begibt [ich dann der Selbftändigkeit. Es beginnt
nun im Anfang des 19. Jahrhunderts die Zeit,
wo die Manufaktur nach Entwürfen Schadows
und Genellis arbeitet, die Zeit, die neben den
freilich feinen Reliefs nach Pofch auch die großen

Denkmalsrepliken bringt, die mit der Marmor-
plaftik in Konkurrenz tritt, und wo das Por-
zellan aufhört eine Kunft mit eigenen Gefe^en
zu [ein. Je bürgerlicher der Charakter der
Kultur wird, defto [chlechter [teht es mit dem
Porzellan. Die Figurenplaftik hört faft ganz
auf. Wo noch neue Stücke entftehen, [chließen
[ie [ich faft reproduzierend an das vorige Jahr-
hundert an. Auch in den Gefäßen, die nun das
Feld beherrfchen, überwuchert die Dekoration
mit üppigem Gold die Fläche, wo der alte Stil
immer den Grund [ehen ließ. Schließlich geht
[ogar das Gefühl für die Dimenfion verloren,
und es entftehen Kuriofa, wie das große Kühl-
becken von Mantel, die Vafe für die Londoner
Ausftellung u. a. Das neue Jahrhundert i[t dann
den Verfuchen einer Erneuerung gewidmet.
Aber die neue Auflagetechnik, die nicht mehr
plaftifchen Porzellan-Dekor vergoldet, [ondern
das Gold [elbft plaftifch auflegt, führt ebenfo
wie die Verfuche mit der Lüftrierung durch
Metalldämpfe nahe an die Keramik. Auch die
Begebungen, eine neue Figurenplaftik in An-
lehnung an Kopenhagner und deutfche private
Manufakturleiftungen zu fchaffen, find nur [ehr
[eiten geglückt. Den Weg, der hier zu be-
fchreiten war, haben die privaten Unterneh-
mungen gezeigt, vor allem die Unterweißbacher
Manufaktur, deren Verfahren die Meißner
Königliche Manufaktur billigte, indem [ie, die
mindeftens ebenfo im Niedergang war, wie die
Berliner, [ich den trefflichen Direktor des kleinen
Thüringer Unternehmens berief. Man kann der
Berliner Manufaktur an ihrem Jubeltage nichts
befferes wünfchen, als daß [ie [ich auch bald
wiedereines Auffchwunges freuen darf, der ihrer
großen Vergangenheit würdig ift.

A. WERTHEIM führt in [einer graphifchen
Ausftellung zwei Künftler vor: H. Barthelmeß
und J. Oeltjen. Oeltjen erfcheint als der un-
fichere. Seine Radierungen laffen das theore-
tifche Gerüft noch zu oft und zu wenig ver-
wachfen mit der Erfcheinung durchfcheinen, und
[o haben die Akte, die Berliner und [elbft die
befferen Wiener Straßenbilder etwas ausführ-
lich-trockenes. Das Befte, und was eine größere
Hoffnung weckt, find die Blätter des Zyklus
Wallfahrt. Barthelmeß verfügt über einen
kräftigen Strich, der [eine impreffioniftifchen
Eindrücke zu großen Flächen und Formen zu-
fammenfaßt. Manche fchöne Landfchaftsradie-
rungen erinnern in der Technik an Arbeiten
der Hackertfchen Schule.
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