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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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13. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0532

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

[eine Entstehung zu verdanken hat. Auf der
Hakenterraffe am Unken Oderufer erhebt [ich
der Bau, von Stadtbaurat Meyer in Läufiger
Marmor und gelbem Sandftein errichtet und mit
einem Kuppelbau gekrönt. Seinen Inhalt bilden
in erfter Linie die reichen naturwiffenfchaftlichen
Sammlungen des Stettiner Stadtrates Dr. Heinr.
Dohm, eines Bruders des Schöpfers der Neapler
zoologifchen Station. Dr. Dohm, der auch der
Vater des Mufeumsgedankens ift, hat außer-
dem feine außerordentlich reiche Sammlung von
Kopien antiker Meifterwerke geftiftet, der eine
koftbare Kollektion von Gegenständen antiker
Kleinkunft angegliedert worden ift. Von wei-
teren Kunftfammlungen find noch zu erwähnen
das bedeutende Kupferftichkabinett und die Ge-
mäldegalerie mit einigen fehr fchönen Werken
älterer Kunft. Die Gefeilfchaft für pommerfche
Gefchichte und Altertumskunde hat in dem Neu-
bau ihre umfaffenden Sammlungen zur Gefchichte
Pommerns untergebracht, fo daß dieAnftalt be-
deutende Fonds bereits befißt. Deren Ausbau
foll nach den Abfichten des Direktors Dr. Riezler
vor allem dem Kupferftichkabinett und der Ko-
pienfammlung zugute kommen, daneben plant
man die Errichtung einer Kunftbibliothek und
einer „modernen Galerie" von bedeutenden
Werken zeitgenöffifcher Malerei und Plaftik.
An die Sammlung antiker Kleinkunft foll fich
eine Sammlung kunftgewerblicher Erzeugniffe
aller Zeiten anfchließen.
AUSSTELLUNGEN
GROSSE BERLINER KUNSTAUS-
STELLUNG Mit dem, was diefes Jahr im
Moabiter Glaspalaft zu fehen ift, ift niemand fo
recht einverftanden. Selbft derKaifer, zudeffen
Jubiläum diefe Schau recht eigentlich angeftelit
wurde, foll nicht damit zufrieden gewefen fein.
Das liegt daran, daß die Leitung fich bei aller
Sorgfalt und allem guten Willen nicht ent-
fchließen konnte, ganzkonfequent eine Richtung
zu vertreten. Es hätte fo nahe gelegen, an-
läßlich des Regierungsjubiläums dieKunftrichtung
mit ihren beften Vertretern und Werken vor-
zuführen, der die Liebe und die Gunft des
Kaifers gehören, und damit hätte man auch den
anders empfindenden eine große Freude machen
können, indem man ihnen Gelegenheit gab, ganz
fachlich das Urteil über die kaiferliche Kunft und
ihre Vertreter zu verändern, und wahrfcheinlich zu
verbeffern. Statt deffen bietet gerade die retro-
fpektive Abteilung ein Bild der Kunft des leßten
Vierteljahrhunderts, das ebenfo unvollftändig,
wie zufällig wirkt, und deffen befte Qualitäten
— und es gibt fehr gute dabei — zum großen
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Teile gerade von den Künftlern ftammen, die
nicht zu den Vertretern der kaiferlichen Kunft
gehören. Daß die Plaftik auch auf der retro-
fpektiven Abteilung nicht wefentlich anders aus-
fieht als auf den Jahresausftellungen, verfteht
fich bei der Schwierigkeit, größere Werke her-
beizufdiaffen, von felbft. Sehr ungenügend ift
dagegen die graphifche Abteilung. Gerade diefe
Kunft, die in den 25 Jahren wieder den wichtigen
Schritt von der bloßen Reproduktion zur freien
feibftfchöpferifchen Tätigkeit gemacht hat, durfte
nicht durch eine wahllofe Aneinanderreihung
von reproduktiven und freienWerken repäfentiert
werden. Und auch Ferd. Schmußer, dem man
die Ehre einer Sonderausftellung erwies, ift bei
allen meifterlichen Qualitäten kein typifcher
Vertreter der Zeit, die hier zur Debatte fteht.
Überhaupt ift es ein eigen Ding um diefe Sonder-
ausftellungen. Zwei Maler und zwei Architekten
find ihrer gewürdigt worden. Aber Bodo Eb-
hardt hat glücklicherweife weder in der Gegen-
wart noch in dem, was in die Zukunft weift,
eine Nachfolge aufzuweifen, und daß er die Zeit
repräfentiere, läßt fich von ihm ebenfo wenig
behaupten, wie von Guftav Schönleber, deffen
fülle, fehr vornehme, und an Qualitäten nicht
eben arme Kollektion immerhin wenigftens an
fich eine der Freuden diefer Anstellung ift. Schön-
leber fekundiert Stuck, mit zwei Sälen feiner
immer theatralifcher werdenden Gemälde, Bodo
Ebhardt Ludwig Floffmann, der Berliner Stadt-
baurat, deffen Bauten nun das einleiten, was
den Wert diefer Ausftellung ausmacht, die fog.
Deutfch-nationale Architekturabteilung. Es ift
eine helle Freude, an diefen Wänden vorbei-
zugehen, an denen all das vereinigt ift, was auf
irgendeinem Gebiete der Architektur unfereBeften
gefchaffen haben, und ich würde den Gedanken
noch beffer finden, wenn man fich ein wenig mehr
befchränkt hätte, denn ich fürchte, daß das Pu-
blikum leicht ermüden wird angefichts diefer
Fülle von Aufnahmen und Modellen. Hier er-
kennt man etwas wie einen Stil, nach dem. man
künftighin unfere Zeit nennen wird, und es
nimmt fich daneben die fog. „kaiferliche Archi-
tekturabteilung" etwas wunderlich und faft ver-
fchollen aus. Unter diefen Gebäuden, die ihre
Entftehung dem Intereffe des kaiferlichen Jubilars
verdanken, oder doch von ihm gefördert wurden,
find nur die Meßelfchen Entwürfe für die neuen
Mufeumsbauten fo, daß die Zeit fie als ihren
Ausdruck anerkennen kann. Das übrige find
Stilexerzitien freilich" fehr gebildeter eklektifcher
Geifter. H. Fr.
BERLIN Die Kunfthandlung AMSLER &RUT-
HARDT feiert das Regierungsjubiläum des Kaifers

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