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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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6. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

aus Schlöffern, eine Sammlung von Gegen-
wänden aus bäuerifchem Befifs ufw. aufnehmen.
Die GEMÄLDEGALERIE erhielt durch private
Schenkung von Wilhelm Tifchbein, der bis-
her gar nicht vertreten war, zwei Bilder und
eine größere Zahl Zeichnungen. Auch von
Friedr. Aug. Tifchbein wurden die zehn 01-
fkizzen, die auf der Leipziger Porträtausfteliung
zu fehen waren (vgl. Cicerone IV, 15, S. 599),
der Galerie eingereiht.
M.OSKAU Unter den Projekten, welche der
Reichsduma feitens einer fpezieli ernannten Kom-
miffion zur Verherrlichung des 300jährigen Re-
gierungsjubiläums der Romanowdynaftie vor-
geiegt wurden, fteht in erfter Reihe die Gründung
eines Ruffifchen National-Mufeums in
Moskau, das ein mögiichft erfchöpfendes Bild
der hiftorifch-kuitureilen Entwicklung Rußlands
geben foli. Zur Verwirklichung diefes gran-
diofen Projekts wird vorgefchlagen, von dem
Rumian^ew-Mufeum auszugehen, deffen hifto-
rifche, ethnographifche und künftierifche Samm-
lungen entfprechend erweitert und ausgebiidet
werden könnten, und dem [ich dann die noch
fehlenden Abteilungen des National-Mufeums
in einer Reihe von Neubauten angliedern würden.
Es bleibt abzuwarten, wie das ruffifche Paria-
ment [ich zu diefer Idee [teilen wird. P. E.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN Die AKADEMIE DER KÜNSTE hat
die Feiern zum Kaiferlichen Regierungsjubiläum
mit einer Ausfteiiung eröffnet, die ein Bild des
gegenwärtigen Kunftfchaffens geben [oll, und
zu der deshalb außer den hiefigen und auswärtigen
Mitgliedern der Akademie auch eine beträcht-
liche Reihe deutfcher Nichtakademiker eingeiaden
wurde. Es i[t fchade, daß diefes Wort von der
Repräfentation des gegenwärtigen Kunftfchaffens
den Katalog einieitet. Man könnte fonft der
Veranftaltung, die das Niveau der üblichen Mit-
giiederausfteilungen weit überfchreitet, viel be-
reitwilligeres Lob zolien. So aber muß man
fagen, daß hier ein nicht berechtigter Anfpruch
erhoben wird, und daß diefe Schau als das,
was fie fein wiil, nicht gelten kann, wenn, um
nur ein paar Namen zu nennen, Beckmann,
Rösier und Brockhufen; Halier, Bariach und
Lehmbruck fehlen, und von den Architekten des
neuen Stiles auch die meiften. Aber auch von
denen, die da find, gibt die Ausfteiiung oft kein
zutreffendes Biid. Liebermann ift mit zwei
nicht fehr guten Stücken ganz unzureichend

repräfentiert, Dagnan-Bouveret würde man
nach diefer Probe für einen bedeutungsiofen
Verfertiger füßlichen Kitfehes erklären, und felbft
vonden vier Zügels ift nur einer des erlauchten
Namens ganz würdig. Auch find Hildebrandt
und Gaul, zwei der feltenen wirklich monu-
mentalen Begabungen, nur mit zwei kleinen
Stücken, und alfo nicht von der wefentiiehen
Seite ihres Talentes zu fehen. So ift es, da
von den Revulotionären nur die von geftern,
d. h. alfo die Klaffiker von heute, auftreten
dürfen, eigentlich mehr 19. als 20. Jahrhundert,
was diefe Ausfteiiung vorführt, und in diefem
Rahmen finden [ich allerdings genug gute Werke
zu loben. Dabei find die Deutfchen durchweg
den Ausländern ebenbürtig, meift fogar über-
legen, was man mit befonderer Befriedigung
beim Porträt feftftellt, wo die feinen, fehr über-
zeugend charakterifierten Porträts des Grafen
Harrach, Bantzers Woermann, der Jufti von
Lepfius,vor allem Corinths Eduard Meyer (das
befte Bild der Ausfteiiung überhaupt) und fogar
Schulte im Hofe und Kolitz der äußerlichen
Wautersfchen, Herkomerfchen und Ouieß-
fchen Vornehmheit den Rang ohne viel Mühe
ablaufen. Auch fonft ftammt meift von Deutfchen,
was [ich der nachhaltigen Beachtung empfiehlt,
vor allem Angelo Janks „Begräbnis Uhdes",
ein wirklich hervorragendes Stück, das die vir-
tuofe und eigentlich immer ein wenig for-
cierte Begabung Janks überrafchend reif, ge-
fammelt und innerlich zeigt. Hagemeifter ift
gut vertreten, ebenfo Hans von Bartels mit
einer großgefehenen Prozeffion am Meer,
Friedrich Kallmorgen, deffen Wolken überm
Walde als ein Stück kräftiger, unmittelbarer
Malerei beffer find als feine hellfarbigen,faft orlik-
artigen Kirchweihbiider. Auch Klinger zeigt
[ich wieder einmal als Maler mit einer fehr
reizvollen Vedute aus Rom. BeiTh.Hagen,Lan-
denberger, Julius Jacob, Kuehl, v. Boch-
mann und Megerheim genügt es, den Namen
zu nennen. Eine befondere Erwähnung verdient
aber Mohrbutters „Junger Mufiker", der eine
Umkehr vom Dekorativen zur Natur bedeutet.
Von den fchlechten Bildern will ich nicht reden,
nur gegenüber der falfch-modernen, prätenziöfen
Art Hugo Vogels muß man einmal deutlich
fagen, wie fchlecbt diefe Stücke find, am fchlech-
teften das Porträt von Wilhelm His, wo der an
[ich nicht einmal fo üble Kopf von den finn-
los und brutal verwendeten Farbflächen recht
eigentlich totgemacht wird. In der plaftifchen
Abteilung bezeichnen die Arbeiten von Klimfch,
Lederer und Hahn die Höhe und die Grenzen
des Niveaus. Sonft find noch zu nennen ein fehr
feines Kinderköpfchen von Wenck, ein groß-

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