Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

dem noch ein paar andere, [ehr [chwache Biider
zuge[chrieben werden.
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In der TATE GALLERY [indet wieder eine
Lehnaus[teilung bekannter Werke der
Prära[aeiiten [tatt, aus der hervorgehoben
[eien: Millais „Lorenzo und I[abe!ia" (1849),
„Autumn Leaves" (1856), „Sir Isumbras at
the Ford (1857); Madox Brown „Dr. Primrose
and his Daughters" und „King Lear"; Hoiman
Hunt „The Hireling Shepherd"; J. F. Lewis „The
Beg's Garden"; Ro[[etti „Proserpine"; W. L.
Windus „The Young Duke"; Arthur Hughes
„Aprii Love" und eine Reihe von Studien von
Burne Jones, J. D. Wat[on, Simeon Solomon u. a.
Obwohl Ro[[etti vor aiiem nicht genügend charak-
teri[ti[ch vertreten i[t, gibt die Ausweitung doch
ein vortreffliches Bild der ganzen prärafaeliti-
fdien Bewegung. F.
MÜNCHEN Die diesjährige Ausheilung im
GLASPALAST i[t nach vier Jahren wieder eine
internationale. Indeffen i[t es aus allen Ländern
nur die offizielle Kunft, die uns hier entgegen-
tritt, und wir können uns aus diefen Arbeiten
kaum ein Bild machen von dem, was heute in
der bildenden Kunft geleiftet wird und welche
künftlerifchen Fragen unfere Zeit bewegen. Wohl
bemerkt man noch manches tüchtige Kunftwerk
in den Räumen, aber das Streben, [ich mit der
Umwelt, die wir optifch erfaffen können, aus-
einanderzufeßen, i[t doch nur bei einer [ehr ge-
ringen Anzahl von Arbeiten vorhanden. Tief-
greifende nationale Unterfchiede find aus der
Kunft unferer Zeit gewichen. Die Ausftellung
Frankreichs wird im Niveau nicht gehoben
dadurch, daß zwei Renoirs dort hängen. Die
öfterreichifche Abteilung zeichnet [ich durch
die Sorgfalt und den guten Gefchmack der An-
ordnung aus, was den Wienern immer am
beften gelingt. Klimt ift ein eigenes Kabinett
gewidmet, doch ift nichts Neues über [eine Kunft
zu [agen. Spanien verfucht auf [einer alten
Kunft weiterzubauen, kommt aber dabei meift
nicht über die Nachahmung hinaus. Am beften
wirken die Arbeiten Zubiannes, der Zuloaga
an Ehrlichkeit der Malweife übertrifft. Die
Schweiz ift wohl das Land, das in feiner
offiziellen Kunft am fortgefchrittenften ift. Es
fteht ganz unter dem Einßuffe Hodiers, und
mit derWertfchä^ung diefes Künftlers fteht und
fällt feine Kunft. Inder deutfchen Abteilung
ragt die Münchner Sezeffion bedeutend hervor.
Die bekannten Namen zu nennen, erübrigt [ich.
Von jungen Künftlern fielen auf: Weißgerber,
Jagerspacher, Unold, Schmalbach und Caspar.

Alles in allem zeigt es [ich, daß diefe großen
Kunftausftellungen ihre kulturelle Bedeutung
ganz verloren haben.
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Es ift eine häufige Erfcheinung unferes heu-
tigen Kunftlebens, daß wirKünftler, die wir auf
feften Bahnen glaubten, plötßich auf neuen
Wegen fehen. Es gibt zu denken, daß die
jüngften Bewegungen unferer Kunft immer wei-
tere Dimenfionen annehmen, und auch ältere
Künftler [ich ihrer Einfiußfphäre nicht entziehen,
ein Zeichen dafür, wie wenig heute der einzelne
Künftler feinen Weg aus [ich heraus fchafft.
Adolf Hölzel kannte man als einen derHaupt-
künftler der Dachauer Kolonie und feine Arbeiten
waren ein Zeugnis des dortigen Strebens, das
ihn mit Uhde, Dill und anderen verband. Nun
findet man eine Reihe von Zeichnungen in
THANNHAUSERS MODERNER GALERIE, die
eine ganz neue Seite des Künftlers zeigen. Meift
find es figürliche Kompofitionen, befonders von
Akten, die mit Kraft in einem feften Aufbau
zufammengehalten find, wodurch die Fläche oft
in ftreng fymmetrifcher Weife gegliedert wird.
Man muß nach diefen Arbeiten Hölzel eine be-
deutende Stelle als Zeichner einräumen. Bei
einem anderen Künftler fehen wir einen ähn-
lichen Werdeprozeß. Walter Klemm war
bisher als der Darfteller eigenartiger Winter-
bilder, die manchmal an Breughel erinnerten,
bekannt geworden. Nun lernt man ihn bei
Thannhaufer von einer ganz anderen Seite
kennen. In jüngfter Zeit macht er figürliche
Kompofitionen, die ftark an Hodler erinnern, fo
der „Steinwerfer" und der„Bogenfchüße". Einige
religiöfe Bilder find in den weichen Tönen der
Nachfolger und Weiterbildner Cezannes ge-
halten, andere Bilder zeigen die Wiederfpiege-
lung der jüngften Kunftbewegung. Ob es [ich
nun bei Klemm um die Vielfeitigkeit der Aus-
drucksmittel oder um taftende Verfuche handelt,
ift noch zweifelhaft. F.

DENKMALPFLEGE
BRESCIA Nach mehrmonatlicher Arbeit find
nunmehr die Gerüfte am oberen Teil derFaffade
von S. Maria dei Miracoli befeitigt worden.
Der Architekt Luigi Arcioni, der die Wieder-
herftellungsarbeiten leitet, hat die ihm über-
tragene Aufgabe mit großem Feingefühl durch-
geführt, ohne die reichen Schmuckteile des welt-
berühmten Bauwerkes anzutaften. In einigen
Monaten wird auch die Reftaurierung des unteren
Teiles der Faffade beendet fein und diefes Kleinod

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