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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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8. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0326

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ENTDECKUNGEN UND FUNDE ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

zufügen einer Spige noch der Faii wäre. Hoffent-
lich unterbleibt der Bau derfelben, ebenfo wie
der eines Glockenturmes, den reftaurationsluftige
Leute der alten Halle auffegen wollten. F. M.

ENTDECKUNGEN + FUNDE
LIENZ In einem kürzlich erfchienenen Buche
teilt Profeffor P. Innocenz Ploner die vorläufigen
Ergebniffe der von ihm auf dem Boden der
alten Römerftadt Agunt (etwa 4 km von Lienz)
vorgenommenen Ausgrabungen mit, über die
der Cicerone bereits andeutungsweife berichtet
hat. Diefe fehr erfolgreichen Ausgrabungen
Profeffor Ploners haben darnach bisher größere
Teile der Stadtmauer, die Unterbauten zweier
Paläfte, einen großen Mofaikboden, Wand-
malereien u. v. a. m. zutage gefördert. In der
Vorrede feines Buches wendet [ich Profeffor
Ploner nunmehr an Land und Staat mit der
Bitte, die von ihm auf eigene Fauft begonnenen
Ausgrabungsarbeiten auf breiterer Grundlage
fortzuführen.
NEAPEL Beim Einfturz eines Fußbodens
wurde neulich in einem alten Palazzo eine
Venusftatue gefunden, die fich den berühm-
teren Schöpfungen der griechifchenKunft würdig
anreiht. Der Fund wird ins Mufeum gebracht
werden.
PIERREFONDS Unweit des hiefigen
Schloffes, am Mont Berny im Wald von Com-
piegne, wo bereits Napoleon III. in den fechziger
Jahren Ausgrabungen veranftaltete, die freilich
ohne Refultat blieben, hat man jegt eine römifche
Niederlaffung aufgedeckt, mit den Ruinen eines
Bades und eines Tempels, und daneben hat
man reiche Spuren galiifcher Kulturen aus der
jüngeren Steinzeit gefunden. Die Funde wurden
ins Mufeum von St. Germain gebracht.
VENEDIG In SS. Giovanni e Paolo
wurden auf der Wand neben Aleffandro Leo-
pardis prachtvollem Grabmal für den Dogen
Andrea Vendramin zwei Fresken entdeckt,
von denen das eine einen Engel, das andere
die Geftalt der Gerechtigkeit darftellt. Beide
Stücke find fraglos giottesk. Intereffant ift auch
ein anderes neuentdecktes Fresko, ein Stadt-
bild, das als Hintergrund des gotifchen Grab-
mals von Marco Corner dient. Beim Hochaltar
deckte man ornamentale Motive auf, und all
dies läßt vermuten, daß noch weitere Ent-
deckungen zu erwarten find. Br.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
WIEN Öfterreichifcher Staatsgalerie-
verein. In der erften ordentlichen Vollverfamm-
lungdiefes Vereines, die kürzlich unter dem Vor-
fige feines Präfidenten Paul Ritter von Sdioeller
abgehalten wurde, erftattete derVorftand den Be-
richt über die Tätigkeit im erften Vereinsjahre.
Gleichzeitig ift der erfte Jahresbericht im Druck
erfchienen. Er enthält zunächft eine kurze Ent-
ftehungsgefchichte, das Programm und die Sta-
tuten des Galerievereines, über deffen gedeih-
liches Wirken auch an diefer Stelle fortlaufend
Bericht erftattct wurde. Ferner gibt der Direktor
der öfterreichifchen Staatsgalerie, Regierungsrat
Dr. Dörnhöffer, eine Würdigung der unter
Mitwirkung des Vereines erworbenen Kunft-
werke, die den Lefern des Cicerone bereits aus
dem illuftrierten Auffagüberdie „Neuerwerbungen
der k. k. öfterreichifchen Staatsgalerie" (Jhg. 1912,
l.Auguftheft) bekannt fein dürften: „Die Kinder
vor der Fronleichnamsprozeffion" von F. G.
Waldmüller (ganz aus Vereinsmitteln erwor-
ben) und das „Bildnis Henriette Feuerbachs" von
Anfelm Feuerbach (gemeinfamer Ankauf des
Vereines und der Staatsgalerie, Abb. Cicerone 1912,
Tafel zu S. 585f.). Endlich bringt der Jahresbericht
die überaus erfreuliche Mitteilung, daß ein Ver-
einsmitglied ein Kapital von 300000 K für Zwecke
des langerfehnten neuen Galeriebaues zur
Verfügung geftellt habe. Für diefe Summe
wurde nun bereits ein geeignetes Grundftück
erworben, „welches, wenn nicht als Standort
eines Galeriebaues fo doch jedenfalls als äußerft
wertvolles Taufchobjekt bei Erwerbung eines
anderen Bauplanes dienen wird". — Der Staats-
galerieverein zählt heute bereits 40 Mitglieder,
darunter 7 auf Lebenszeit.
PERSONALIEN
BERLIN Am 1. April ftarb hier der Geh.
Baurat Otto March und damit verliert Berlin
den Mann, der weit über feine begrenzte künft-
lerifche Bedeutung hinaus die Seele aller Be-
gebungen war, die auf eine künftlerifche
ftädtebauliche Geftaltung abzielten. Ihm vor
allem dankte man die Städtebau-Ausftellung 1910
mit ihren wertvollen Ergebniffen, ihm die Grün-
dung der „Zwölfer-Gruppe", diefer Vereinigung
von ideal ftrebenden Städtebauern, deren Haupt
und Herz March war. Doppelt fchmerzlich wird
Berlin von diefem Veriuft betroffen in einem
Augenblick, wo March auf dem Punkte ftand,
fein großzügiges Opernhausprojekt wie die Ent-

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