Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

AUSSTELLUNGEN

„Ufficio regionale d'Arte" den freihändigen Ver-
kauf der Sammiung unterfagt hatte. Demnächft
foii auch das ftädtifche Alufeum in ganz neuer
Geftait der Befichtigung zugängiich gemacht
werden. W. B.
AUSSTELLUNGEN
DIE AUSSTELLUNG DEUTSCHER
KUNST 1650 1800 DRRMSTRDT
1914 Darmftadt wird im nächften Sommer der
Schauplaß hervorragender künftierifcher Ereig-
niffe fein, die erneut vor der Offentiichkeit von
der Kunftiiebe des Großherzogs Ernft Lud-
wig Zeugnis abiegen foiien. Neben der Aus-
hebung für freie und angewandte Kunft, die
ausfchiießiich von den an der Großherzogiichen
Künftierkoionie tätigen Künftiern nach dem
Programm des Kabinettsdirektors Geheimrat
Römheld auf der Mathildenhöhe veranftaitct
wird (worüber ausführiich noch gefprochen wer-
den foii) findet auf Befehi des Großherzogs im
Refidenzfchioß eine rückfchauende Ausftel-
lung deutfcher Kunft von 1650 — 1800 ftatt,
die es [ich zur Aufgabe gemacht hat, dem Be-
wußtfein unferer Gegenwart anderthalb Jahr-
hunderte faft vergeffenen deutfchen Kunftfleißes
zu erfchiießen. Eine große nationale Aufgabe
foii hier endiich Erfüiiung finden, deren Ver-
wirklichung nach der unvergeffenenjahrhundert-
ausftellung Hugo von Tfchudis 1906 in der Na-
tionaigaierie zu Berlin nachgerade Ehrenpflicht
geworden ift. An die 150 Mitarbeiter aus allen
Teilen des Reiches und auch im Auslande haben
fidi auf Anregung des kunfthiftorifchen Leiters
der Veranftaltung Prof. Dr. Georg Biermann
in Darmftadt mit den ebenfalls mit der Leitung
diefes Unternehmens beauftragten Kommerzien-
räten H. und Th. Heinemann in München zu
einer großen Organifation zufammengefunden.
An die Spiße der Ausftellung aber ift unter dem
Patronat der Königlichen Prinzen Auguft
Wilhelm von Preußen, Rupprecht von
Bayern, Johann Georg von Sachfen, die
von jeher der Kunft und ihrer Gefchichte ein
befonderes Intereffe entgegengebracht haben,
ein Ehrenausfchuß getreten, dem hervor-
ragende Vertreter des öffentlichen und geiftigen
Lebens in Deutfchland angehören. Diefer [oll
die Sache der Ausftellung nach außen ftüßen und
für ihr Gelingen nachhaltig wirken. Denn ge-
rade eine folche Veranftaltung bedarf der tätigen
Beihilfe in allen Kreifen unferes Vaterlandes,
weil fie nicht nur aus dem örtlich bekannten
öffentlichen Befiß, fondern in erfter Linie aus
dem Privatbefiß der Fürften und Liebhaber

fchöpfen muß, wenn ein abgerundetes Bild jener
Zeit im Künftlerifchen gegeben werden [oll. Der
deutfcheKaifer aber hat als Erfter unter den
deutfchen Bundesfürften feine Beteiligung an
der Darmftädter Ausftellung zugefagt — der
Privatbefiß des Hohenzollernhaufes verfchließt
bekanntlich bedeutende Schöpfungen jener Zeit —
und die übrigen regierenden Fürften dürften dem
hohen Beifpiel ausnahmslos folgen. Die erften
Galeriedirektoren und Sammler haben nicht
minder die hohen Ziele der Veranftaltung er-
kannt und der Leitung in großzügiger Weife
ihre Beihilfe verfprochen. So dürften heute be-
reits dem Unternehmen alle Garantien für das
Gelingen gegeben fein und es bedarf nur noch
des emfigen Fleißes aller Lokalausfchüffe, um
das gewaltige und oft recht unüberfichtliche Ge-
biet feiner Bedeutung nach zu durchforfchen.
Neben Deutfchland aber werden die Schweiz
und Öfterreich in eigenen Abteilungen ver-
treten fein. In beiden Ländern hat [ich bereits
ein eigener Arbeitsausfchuß gebildet, in Ofterreich
unter demVorfiß von Direktor Dörnhöffer, in
der Schweiz unter dem Leiter des Bafeler Mu-
feums, Prof. Paul Ganz, und esftehtzu hoffen,
daß fowohl der Schweizer Bundesrat wie der
öfterreichifche Staat offiziell die Darmftädter Aus-
heilung befchicken werden. Erft dank diefer
Beteiligung der künftlerifch eng benachbarten
Reiche ift ein wirklich gefchloffenes Bild jener
anderthalb Jahrhunderte deutfchen Kunftfleißes
möglich. Daß aber jene Zeit von 1650—1800
künftlerifch bedeutender gewefen ift als man all-
gemein annimmt, daß fie auch dem modernen
Empfinden ungemein nahefteht, das wird die
Ausftellung im Refidenzfchioß darzutun haben.
Sie foll nicht nur dem Betätigungsdrang eines
kunftliebenden Fürften ein prächtiges Denkmal
feßen, fondern zugleich zeigen, daß der moderne
Menfch auch in der Vergangenheit genug des
Verwandten und für unfere eigene Zeit Vorbild-
lichen zu entdecken vermag.
BERLIN Im KUNSTGEWERBE-MUSEUM
wird im Oktober die Jubiläumsausftellung der
Königlichen Porzellanmanufaktur eröffnet werden.
CATANZARO Am 5. Oktober wird zum
Gedächtnis an die dreihundertjährige Wieder-
kehr des Geburtstages von Matteo Preti, dem
„cavaliere calabrese", in dem neuen Saale des
PALAZZO COMUNALE eine Ausftellung von
Werken diefes Künftlers eröffnet werden. Außer
Gemälden und Zeichnungen werden auch Re-
produktionen feiner nicht im Original erhält-
lichen Schöpfungen zu fehen fein. Von aus-

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