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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0758

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

lington); Nr.47, „Rite Frau Eier kochend" (Samm-
lung Sir F. Cook); Nr. 53, „Dame mit Mantilla",
offenbar durch Reinigung etwas ftumpf gewor-
den (Sammlung des Herzogs von Devonfhire);
Nr. 54, „Philip IV. zu Pferde" (Sammlung des
Earl of Northbrook); und Nr. 66, „Spanier im
Gefpräch" (Sammlung des Lord Lucas), ein Werk,
das fofort an die bekannte Gruppe mit dem
leuchtenden roten Mantel als Mittelpunkt in dem
großen Jagdbiide der Londoner National Gallery
erinnert. Es wurde, wie der Katalog angibt,
auf Anraten Mengs' in 1775 von dem damaligen
engiifchen Gefandten in Madrid, Thomas Lord
Grantham, angekauft.
Der Reft der reichhaltigen, aber kaum nach
irgendeinem erfichtlichen, durchgeführten Prinzip
gehängten Ausfteliung muß mit wenigen Worten
abgetan werden. Ribera ift ungünftig, wenn
überhaupt durch Werke feiner eigenen Hand
vertreten. Dagegen wird Murillos Reputation
außerhalb Spaniens durch die Ausfteliung feines
Selbftporträts (Nr. 99, Sammlung des Earl Spencer),
feines Mädchens (Nr. 106) und zweier feiner elf
für den Konvent der Franziskaner gemalten
Werke, fowie einiger anderer nur gewinnen
können. Intereffant ift, wie Murillo das Thema
des Verlorenen Sohnes einmal im Sinne der
ftreng fymmetrifchen Kompofition mit dem Zen-
trum des Intereffes im Mittelpunkt des Gemäldes
behandelt, während er das andere Mal die innere
Bewegung wiedergebendeKompofition anwendet,
die das Zentrum des Intereffes nach dem einen
Ende des Gemäldes zu verlegt, dem all feine
Linien ufw. zuftrömen.
Von El Greco ift eine größere Zahl zum Teil
bereits hier gefehener Werke ausgeftellt, die
aber zu keiner befonderen Bemerkung Anlaß
bieten, es feien denn die zwei Verfionen des
„Chriftus die Geldwechfier aus dem Tempel trei-
bend", von denen die eine rechts in der Ecke
wie eine Dedikation (?) die Porträts Tizians,
Michelangelos, Raffaels und Giulio Glovios auf-
weift. Diefe frühen Werke könnte man als
„akademifche" Studien Grecos bezeichnen, in
denen die auf ihn wirkenden Einflüffe leicht
genug aufzufpüren find, aber fchon in ihnen
wird er „des akademifchen Tones fatt", und
fchon zucken feine zackigen Linien wie Flammen
und Bli^e da und dort durch das Bild. Von
Zurbaran finden [ich einige Werke, ebenfo
von dem außerhalb Spaniens wohl nicht fehr
bekannten, offenbar phantafiereichen und ori-
ginellen Valdes Leal (1630—1691). Unter den
Goyas fieht man einige frifche Skizzen fpielen-
der Kinder; das Porträt feines Bruders; eines
feiner phantaftifch unheimlichen Gefängnisbilder,
das wie eine gemalte „Figaros Hochzeit" die

Stimme der Revolution fchon anzukünden fcheint,
denn nackte Gefellen treiben auf ihm mit den
Emblemen der Macht ihr tolles Spiel; das Por-
trät des Dichters Juan Antonio Melendez-Valdez;
das der Herzogin von Alba; das wunderbar
weich modellierte einer „Spanifchen Dame"
(Nr. 183, Sammlung des Sir Hugh Lane); und
das des Alcalden Don Ramon Satue, offenbar
eines Typus, der dem des Beaumarchaifchen
Figaro nahe fteht und zwingend echt nationalen
Typ mit Einzelindividualität verbindet.
* *
*
In der GROSVENOR GALLERY wird von Ende
November bis Mitte Februar eine National-
Loan-Exhibition abgehalten, die das Thema
„Frau und Kind in der Kunft" zurAnfchau-
ung bringen foll. Die Nettoeinnahmen follen
zum Ankauf moderner englifcher Werke für die
öffentlichen Sammlungen verwandt werden.
* *
*
In der TATE GALLERY, in der bis vor kur-
zem eine Lehensausftellung präraffaelitifcher
Werke zu fehen war, wird von dem eifrigen
Direktor, Mr. Charles Aitken, eine umfaffende
Lehensausftellung von ca. 150 Werken des My-
ftikers William Blake für Mitte diefes Monats
(bis Januar) angekOndigt, die, wohl erftmals, es
der Allgemeinheit ermöglichen wird, diefen ganz
eigen-, ja einzigartigen Künftler näher und zwar
aus erfter Quelle kennen zu lernen, denn in den
öffentlichen Galerien findet fich faft nichts von
ihm, und was der Print Room des Britifchen
Mufeums von ihm enthält, ift nicht fo ganz
leicht zugänglich; und bisher hat nur eine einzige
Ausfteliung von Blakefchen Werken, vor etwa
fechs Jahren in den kleinen Carfax Galleries,
jtattgefunden, die wohl nur von befonderen
Liebhabern damals befucht wurde. F.
PARIS Der Herbftfalon wird in diefem Jahre
erft am 15. November eröffnet und wird am
31. Dezember gefchloffen. 0. G.
STUTTGART Wie wir hören, hat der König
verfügt, daß die Große Kunftausftellung Stutt-
gart 1913 am 19. Oktober d. J. gefchloffen
werden foll.
DENKMALPFLEGE
EMPOLI Die Kirche Madonna delPozzo,
ein fchöner Spätrenaiffancebau des Architekten
Andrea Boniftalli aus Empoli, das Hauptwerk
diefes Künftlers, erft 1621 nach feinen Entwürfen
vollendet, ift auf Koften einer Anzahl opfer-
williger Mitbürger reftauriert und am 21. Sep-

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