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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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24. Heft
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Entdeckungen. Funde
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Personalien
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ENTDECKUNGEN ° PERSONALIEN ° VERMISCHTES

ENTDECKUNGEN + FUNDE
PERUGIA In der Nähe von Bettona (Perugia)
ift eine große etruski[ch-römi[che Grab[tätte frei-
geiegt worden. Außer verfchiedenen goidenen
Gegenftänden fanden fidi in der größten Grab-
kammer bronzeneFragmente, Urnendeckei, Fibein
und eine römifche Infchrift. Der Stii der Fund-
gegenftände führte den Leiter der Ausgrabungen,
Prof. Ettore Cäbrici von der römifchen Ober-
intendanz auf die Zeit um Chrifti Geburt. W. B.
PERSONALIEN
ANTWERPEN Seit geraumer Zeit ift das
Gerücht verbreitet, daß Max Roofes die Ab-
ficht habe, feine Steiie ais Konfervator des
Plantijn-Mufeums aufzugeben. Nun wird be-
kannt, daß er nach dem Huidigungsfeft für Jan
v. Beers dem Bürgermeifter deVos erklärte, um
Entiaffung aus dem Amt bitten zu woiien, das
er feit Jahren fo ehrenvoii und erfolgreich ver-
waltet hatte. R. B.
BERLIN Liier ftarb am 5. Dezember plötzlich
der RadiererKroftewiß, deffen unvergleichliche
Interpretationen der Werke der Barbizonfchule
nicht nur in Deutfchland, fondern auch im Aus-
lande große Liebe genoffen.
DACHAU Am 25. November ift unerwartet
Prof. Ignatius Tafchner geftorben, in ver-
hältnismäßig jungen Jahren (geb. am 9. April 1871
in Kiffingen). Tafchner gehörte zu den fym-
pathifchften Bildhauern der lebten Zeit und hat
zulet$t als Schöpfer verfchiedener Gruppen des
Berliner Märchenbrunnens Anerkennung erlangt.
Auch als Maler und Radierer hat er bekannt
Tüchtiges geleiftet. A. F.
NEW-YORK Der bekannte und eifrige
Sammler Mr. George A. He am ift vor kurzem
geftorben. Er hat fchon bei Lebzeiten dem Me-
tropolitan Mufeum eine ganze Reihe bedeutender
Gemälde zugeführt, fo vor allem Werke der
altbritifchen Schule: „Mr. Burroughs"vonGams-
borough; „Mrs. Angelo" von Reynolds, „William
Forfyth" von Raeburn, eine Replica; Werke von
Hogarth, Conftable, Crome ufw.; ferner Gemälde
von Cugp, Peter de Hooch, Eckhout, Claude
Lorrain u. a. Außerdem machte er eine Geld-
ftiftung, deren ca. 25000 M. jährlicher Zinsertrag
zum Ankauf moderner amerikanifcher Bilder be-
ftimmt ift. Er ift wohl der einzige amerikanifche
Millionärfammler gcwefen, der für die Kunft
feines eigenen Landes und die lebenden Künftler
etwas übrig hatte. F.

VERMISCHTES
JÜRGEN OVENS Mit einer Monographie
über den Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens
(1623—1678) befchäftigt, über den ich bereits
eine kurze, vorläufig orientierende Studie im
Schleswig-Holfteinifchen Kunftkalender 1913 ver-
öffentlicht habe, bitte ich, mich auf Gemälde,
Zeichnungen, Radierungen des Ovens hinzu-
weifen. Unzweifelhaft werden im Privatbefi^
noch zahlreiche Werke des äußerft produktiven
Künftlers vorhanden fein. Z.B. find viele feiner
Gemälde 1853 in Schleswig verkauft worden
und feitdem verfchollen.
Oberlehrer Dr. Harry Schmidt, Flensburg.
AMSTERDAM. Zu dem im letzten Heft
auf Seite 853 mitgeteilten Erwerb des bedeu-
tenden Lukretiabildes von Rembrandt fei noch
nachgetragen, daß es die Firma Frederik
Müller & Cie. in Amfterdam gewefen ift, die
diefen wichtigen und für Holland fo erfreulichen
Ankauf vermittelt hat.
HAAG Über den Einfluß der mittel-
alterlichen Literatur auf die niederlän-
difdien Primitiven fprach kürzlich Dr. C. C.
v. d. Graft. Das Gebiet ift noch fo gut wie
nicht bearbeitet, und doch ift es von Wichtigkeit
feftzuftellen, inwieweit die primitiven Nieder-
länder von den Schriften der Kirchenväter be-
einflußt wurden. Die Hauptquelle der alten
Kirchenfchriftfteller waren weniger die Evan-
gelien, als hauptfächlich die Apokryphen, d. h. die
verborgenen Evangelien. Darin ift viel zu lefen
von Jefus erfter Jugendzeit, vom Leben Marias,
von dem des Jofeph. Alles dies ift bei den
wahren Evangelien nicht zu finden. Auch die
Maler hielten fich bei ihren Vorfteilungen mehr
an die erfteren, als an die letzteren. Sie ent-
lehnten ihre Darftellungen von Jefus Leben aus
den Schriften Bredas aus dem 8. Jahrhundert,
des hl.Bernardus (12. Jahrh.), aus den Meditaties
von Chrifti Leben des Pfeudo-Bonaventura und
des Ludolphus v. Sachfen. Im 15. Jahrhundert,
der Blütezeit von Literatur und Kunft, war die
Hauptquelle Bonaventuras Leben des Chriftus.
In einer Reihe von Gemälden muß unfere Ein-
bildungskraft den Mangel an gefchichtlicherTreue
erfe^en. Die Form ift im allgemeinen höchft
bildartig und dramatifch. An einer Anzahl Licht-
bildern wurde zum Schluffe gezeigt, wie die Maler
Roger v. d. Weyden, Gerard David, H. v. d. Goes,
H. Memling und Geertgen van Sint Jans durch
die oben genannten Schriften beeinflußt wurden.
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