DOI Heft:
17. Heft
DOI Artikel:Biermann, Georg: Eine Ausstellung aus Frankfurter Privatbesitz
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0644
EINE AUSSTELLUNG AUS FRANKFUR-
TER PRIVATBESITZ Von GEORG BIERMANN
Mit 8 Abbildungen
T^er um das Kunftleben Frankfurts hochverdiente Kun ft verein hat feine diesjährige
.L^ große Sommerausftehung aus örtiichem Privatbefiß zufammengebracht. Er gibt an
Hand von 120 Bädern einen Überblick über die Malerei des 19. Jahrhunderts, wobei
der Anteil der franzöfifchen Kunft notgedrungen für diesmal zurücktreten mußte, weil
die Hauptwerke diefer Schule erft im vergangenen Jahre im Rahmen der auch an
diefer Stelle ausführlich behandelten franzöfifchen Ausftellung gezeigt worden find.
Obwohl alfo diefes fehr umfangreiche und innerhalb der Frankfurter Privatfammlungen
bedeutend repräfentierte Kunftkapitel, wenige Proben ausgenommen, fehlt, gibt die
Ausftellung doch ein ebenfo imponierendes wie vielfagendes Bild von der in der Main-
ftadt herrfchenden Sammelfreudigkeit, foweit fie fich der Kunft des 19. Jahrhunderts
zugewendet hat. Bedenkt man aber, daß die Moderne an fich nur einen befcheidenen
Teil der privaten Sammelfreudigkeit andeutet, daß z. B. der Befit$ an Werken alter
Kunft und des alten Kunftgewerbes, im ganzen gefehen, ungleich großartiger ift —
weil gerade in Frankfurt Sammlungen beftehen, die an Wert auch die gepriefenften
Berliner Privatgalerien bei
weitem übertreffen, fo ergibt
fich logifcherweife ein Grad-
meffer der künftlerifchen Kul-
tur, die diefer Stadt zu eigen
ift, der kaum den Vergleich
mit irgend einer andern deut-
fchen Großftadt zu fürchten
hat. Das ift die eine höchft
erfreuliche Wahrnehmung, die
man angefichts der Sommer-
ausftellung des Kunftvereins
machen kann, die zugleich
einen vielfagenden Rück-
fchluß auf die diefer Stadt
innewohnende künftlerifche
Energie geftattet. Daß ge-
rade in Frankfurt mehr als
anderswo die Tradition ein
gewichtiges Wörtlein auch
bei der Betätigung des mo-
dernen Sammeleifers mit-
fpricht, ift längft bekannt.
Das Patriziertum hat hier
eine vornehme Höhe der
Kultur erklommen, die man
fogar vorbildlich nennen darf.
Der reiche Frankfurter Kauf-
Abb. 1. WILHELM LE1BL, Mit Genehmigung der Photo- mann und Bankier umgibt
Bildnis der Frau Beili graphischen GefehSchaft-Beriin aus innerem Bedürfnis
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TER PRIVATBESITZ Von GEORG BIERMANN
Mit 8 Abbildungen
T^er um das Kunftleben Frankfurts hochverdiente Kun ft verein hat feine diesjährige
.L^ große Sommerausftehung aus örtiichem Privatbefiß zufammengebracht. Er gibt an
Hand von 120 Bädern einen Überblick über die Malerei des 19. Jahrhunderts, wobei
der Anteil der franzöfifchen Kunft notgedrungen für diesmal zurücktreten mußte, weil
die Hauptwerke diefer Schule erft im vergangenen Jahre im Rahmen der auch an
diefer Stelle ausführlich behandelten franzöfifchen Ausftellung gezeigt worden find.
Obwohl alfo diefes fehr umfangreiche und innerhalb der Frankfurter Privatfammlungen
bedeutend repräfentierte Kunftkapitel, wenige Proben ausgenommen, fehlt, gibt die
Ausftellung doch ein ebenfo imponierendes wie vielfagendes Bild von der in der Main-
ftadt herrfchenden Sammelfreudigkeit, foweit fie fich der Kunft des 19. Jahrhunderts
zugewendet hat. Bedenkt man aber, daß die Moderne an fich nur einen befcheidenen
Teil der privaten Sammelfreudigkeit andeutet, daß z. B. der Befit$ an Werken alter
Kunft und des alten Kunftgewerbes, im ganzen gefehen, ungleich großartiger ift —
weil gerade in Frankfurt Sammlungen beftehen, die an Wert auch die gepriefenften
Berliner Privatgalerien bei
weitem übertreffen, fo ergibt
fich logifcherweife ein Grad-
meffer der künftlerifchen Kul-
tur, die diefer Stadt zu eigen
ift, der kaum den Vergleich
mit irgend einer andern deut-
fchen Großftadt zu fürchten
hat. Das ift die eine höchft
erfreuliche Wahrnehmung, die
man angefichts der Sommer-
ausftellung des Kunftvereins
machen kann, die zugleich
einen vielfagenden Rück-
fchluß auf die diefer Stadt
innewohnende künftlerifche
Energie geftattet. Daß ge-
rade in Frankfurt mehr als
anderswo die Tradition ein
gewichtiges Wörtlein auch
bei der Betätigung des mo-
dernen Sammeleifers mit-
fpricht, ift längft bekannt.
Das Patriziertum hat hier
eine vornehme Höhe der
Kultur erklommen, die man
fogar vorbildlich nennen darf.
Der reiche Frankfurter Kauf-
Abb. 1. WILHELM LE1BL, Mit Genehmigung der Photo- mann und Bankier umgibt
Bildnis der Frau Beili graphischen GefehSchaft-Beriin aus innerem Bedürfnis
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