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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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3. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0133

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DER KUNSTMHRKT — VON DEN AUKTIONEN

Bevorstehende Auktionen
BERLIN Aus der koftbaren Sammlung von
kunftgewerblichen Gegenwänden und Bildwerken
der Gotik und Renaiffance des Baurats Oppler-
Hannover, die in den Tagen vom 25. Februar
bis zum l.März bei Rud. Lepke in Berlin zur
Verweigerung kommt, iW den Lefern des Cicerone
bereits eines der koWbarWen Stücke, die Hirfch-
berger Zinnkanne von 1506, aus dem Auffaß
von Hinße in HeW 9 des 11. Jahrganges bekannt
geworden. Der Katalog, der in gewohnter Ge-
wiffenhaftigkeit und in der bekannten vorzüg-
lichen AusWattung mit einem Vorwort A.Brinck-
manns foeben erfchienen ift, liefert den Beweis,
daß nicht nur diefes Stü& den Vergleich mit
Sammlungen wie Lanna undThewalt nahe legt,
fondern daß bei der Verweigerung diefer Samm-
lung, die zugleich ihre erfte und leßte ausführ-
liche Publikation ift, Dinge zutage kommen
werden, die durch ihre Qualität felbft die Kenner
überrafchen dürften. Dabei find zwei umfang-
reiche Abteilungen, die der Holzarbeiten und
die der fchmiedeeifernen Stücke, bekannt, die
feit 25 Jahren, faft alfo feit dem Tode des Be-
fißers, die Sammlungen des Leibnizhaufes in
Hannover zierten. Es ift eine wertvolle Samm-
lung von Detailftücken, zum Studium hervor-
ragend geeignet, aber daneben find auch voll-
ftändige Möbel vorhanden. In erfter Reihe
rheinifche Stollenfchränke, daneben auch die
beiden Haupttypen des niederländifchen Schran-
kes. Auch die norddeutfche Form der Truhe ift
gut vertreten, weniger zahlreich find füddeutfche
Stücke unter den großen Möbeln, dafür um fo
beffer die Käftchen, Schatullen und Leuchter-
weibchen diefer Provenienz. Unter der Gruppe
der nicht fehr zahlreichen, aber fehr gewählten


Elfenbeinbrettftein, zweite Hälfte des 11. Jahrh.
Kat.-Nr.H3 der Verweigerung der Sammlung Oppter-
Hannover bei Rud.Lepke - Berlin am 25. Febr. bis 1. März


Elfenbeinbrettftein, zweite Hälfte des 11. Jahrh.
Kat.-Nr. 113 der Verweigerung der Sammiung 0 pp ler-
Hannover bei R u d. L e p k e - Berlin am 25. Febr. bis 1. März
Skulpturen in Holz, Elfenbein, Marmor, Ala-
bafter und Wachs ragen zwei norddeutfche Holz-
Hochreliefgruppen hervor, in denen Teile von
Hans Brüggemanns Walsroder Altar vermutet
werden. Audi füddeutfche und niederländifche
gotifche Stücke von großem Reiz und hoher
Qualität finden fich neben verfchiedenen mittel-
alterlichen Elfenbeinen, franzöfifchen Diptychon-
platten und einem Brettftein aus dem Ende des
11. Jahrhunderts. Die umfangreichfte und wohl
auch wertvollfte Kollektion ift die der Stein-
zeugkrüge, von denen die jahrelang imKeftner-
Mufeum in Hannover ausgeftellte Hälfte zumeift
die Opplerfche Sammlung bekannt gemacht hat.
Mit Ausnahme der Schnabelkanne find alle For-
men rheinifchen Steinzeugs vertreten, auch die
bedeutendften Meifter wie Jan Emens und Engel
Kran, die Familien Mennigen und Knütgen u. a.
Einige Stücke find bereits von Falke in feinem
Buche über die rheinifchen Steinzeuge befchrieben.
An die rheinifdien Stücke reihen fich fächfifche
Krüge, dann dieGruppen der mit bunten Schmelz-
farben bemalten Steinzeuge aus Preußen und
Sachfen, und endlich eine kleine, aber hervor-
ragende Gruppe füddeutfeher Hafnerarbeiten,
darunter dasPrachtftück des fchlefifchen Henkel-
kruges mit dem Sündenfall. Die Gebiete der
Fayencen, der Majoliken und des Hohlglafes,
die erft die Forfchungen des lebten Jahrzehntes
erfchloffen haben, find in diefer Sammlung, deren
letztes Stück vor mehr als 30 Jahren erworben
wurde, natürlich weniger vertreten. Anders die
Glasfcheiben, unter denen fich namentlich vier
Fenfter aus Bruchftücken rheinifcher Abkunft fehen
laffen können, neben Schweizer Wappen- und
Innungsfeheiben des 16. und 17. Jahrhunderts.
Wichtiger ift aber die Gruppe der Metallarbeiten,
in der fich wieder Zinn und Blei gefchloffen

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