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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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14. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0570

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

malt, erworben, den die Franzofen als Kriegs-
beute im Beginn des 19. Jahrhunderts entführt
hatten, und der von einem Vorfahren des bis-
herigen Eigentümers Captain Ford 1831 er-
worben worden. F.
MOSKAU Dem RUMIRNTZEW-MUSEUM
ift von dem in Petersburg verdorbenen W. N.
Iffakow, dem Sohne des erften Direktors des
genannten Mufeums, eine Sammlung von ca.
20 Gemälden alter Meifter nebft 14 Handzeich-
nungen vermacht worden. Künftlerifch inter-
effieren am meiften ein fchönes, genrehaftes
Frauenbruftbild von Jacob Ochtervelt, ein
gut erhaltenes Porträt des Rembrandtfchülers
Paudiß, zwei effektvolle Herrenporträts des
Cornelis van Janffens (1593 — 1664). Im
Herbft foll die ganze Sammlung in einer Sonder-
ausftellung der Öffentlichkeit zugänglich ge-
macht werden. P. E.
MÜNCHEN Einftweilen noch obdachlos und
der Allgemeinheit deshalb noch nicht zugäng-
lich ift die neuefte Sammlung für ange-
wandte Kunft, die aktuellen wie mufealen
Wert haben foll und an ausgewählten Beifpielen
guter Arbeiten in allen künftlerifchen Techniken,
bis ins Jahr 1830 zurückgreifend, einen Anfchau-
ungsunterricht in „gutem" Kunftgewerbe mit
befonderer Betonung des Münchnerifchen Ele-
ments erteilen will. Gründer der Veranftaltung,
die einftweilen befonders gut die Arbeiten der
Textilbranche, der Spielzeuge und Wachswaren
enthält, ift der „Münchener Bund". Die Zukunft
gilt nach den bereits von allen Seiten einge-
gangenen Spenden als gefichert. —er.
AUSSTELLUNGEN
DIE GENTER WELTAUSSTEL-
LUNG Die Weltausftellung bot diefer Stadt
eine günftige Gelegenheit, den Befuchern ein
Bild von der alten Profperität und Leiftungs-
fähigkeit der umliegenden Provinzen zu geben.
Man hat, wie 1910 in Brüffel, in etwa zwanzig
Sälen einen Überblick über das Schaffen der
Bewohner der Ländereien der Schelde von
Cambrai bis Zeeland, vom Norden Frankreichs
über die beiden Provinzen von Flandern, das
Hennegau, Brabant und Antwerpen, bis zum
Zierckfee geboten. Die ausgeftellten Gegen-
ftände erftrecken fich von 1430, Datum der An-
erkennung der Stadt Gent als Flanderns Haupt-
ftadt durch Philipp den Guten bis zum 18. Jahr-
hundert. Aus öffentlichen und Privatfammlungen
wurden zahlreiche Dokumente betreffend den

Städtebau,, das Leben und das Milieu jener Zeit
zufammengebracht. Die öffentlichen Einrich-
tungen, das reiigiöfe Leben, Gilden und Korpo-
rationen können an der Hand von Urkunden,
Kultus- und Schmuckgegenftänden ftudiert wer-
den. Ganze Zimmer werden im Original ge-
zeigt mit all den häuslichen Gebrauchs- und
Zierobjekten jener Zeiten. Von derAusftellung
von Gemälden der flandrifchen Schulen wurde
Abftand genommen, weil diefe in Brügge und
Brüffel wiederholt zu fehen waren und diefelben
Werke nicht nochmals figurieren füllten. Da-
gegen find die Webereien, in denen das Land
feinerzeit exzelliert hat und noch jet}t fo reich
ift, umfangreich und hervorragend vertreten,
ebenfo wie Produkte der Gold- und Silber-
fchmiede, der Bronze- und Zinngießer, der
Waffenfehmiede und der Dinanderie. Aus den
Regionen der Spit$enklöppelei hat man eine
Anzahl von Vitrinen mit intereffanten Arbeiten
aus Valenciennes, Binche, Brügge, Antwerpen,
Brüffel ufw. gefüllt, aus denen diefe fpäter leider
in Verfall geratene Kunftfertigkeit früherer Pe-
rioden fich deutlich ergibt.— Diefe retrofpektive
Ausfteltung erfcheint in einer Stadt, die fo erft-
klaffige, gut erhaltene architektonifche Monu-
mente befit^t, und für deren Kathedrale fchon
die Brüder van Egck gearbeitet haben, ganz
am Plaße, und jedenfalls viel angebrachter als
die künftliche, nicht künftlerifche Imitation alter-
tümlicher Häufer in Stuck, die als Annex der
Weltausftellungsbaulichkeiten mit großen Koften
zur Täufchung des Publikums hergeftellt und
einige Monate fpäter von der Hacke wieder
niedergeriffen werden. F. M.
BERLIN Bei SCHULTE gibt es das übliche
abwechslungsreiche Bild zu fehen. Einer der Ve-
teranen deutfcherLandfchaftskunft, Ascan Lut-
teroth, zeigt in einem „Fifchteich" und einer
Heidelandfchaft ftarke Proben feiner Kunft. Dem
voriges Jahr geftorbenen Otto Boger-Düffel-
dorf gilt eine Nachlaßausftellung. Daß er Geb-
hardts Schüler war, fieht man nur etwa an den
Akten der fymbolifchen Bilder und an dem
dunkeln Herrenporträt. Später hat er die Farbe
um jeden Preis aufgefucht, und zuletzt find feine
Möbel wie feine Bäume nur noch Dekorationen
gewefen. Höher ftehen nur wenige Bilder: das
„fonnige Zimmer", „Wäfche", „Dame mit Kind",
„Strand in Capri" und der „Nachen auf Capri".
Karl Böhme erweift fich mit tüchtigen und
farbig pretiöfen Seeftücken als Sdhönleberfchüler,
und auch Paul Ehrenberg kann in dem, was
an feinen Bildern gut ift, die Lehre Zügels nicht
verleugnen. Ebenfo wenig allerdings feine Zu-
gehörigkeit zu München überhaupt, wohin der

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