Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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DOI Heft:
18. Heft
DOI Artikel:Ausstellungen
DOI Artikel:Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE
gegeben, nämlich feit [einer Verweigerung (1853)
in der Louis Philippe-Auktion. Das Gemälde,
[o heißt es in der Times, ift offenkundig unter
dem Einfluß El Grecos und Riberas gemalt, und
es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Mr.
Spielmanns Zuweifung desfelben zu der Periode
um 1622, die Zeit zwifchen Velasquez erftem
und zweitem Aufenthalt in Madrid, richtig ift.
F.
SALZBURG Hier findet gegenwärtig eine
Wanderausftellung des „Ofterreichifchen
Werkbundes" ftatt, die, „um den Sinn für das
technifche und künftlerifche Qualitätsgefühl zu
fördern", auch in einer Reihte anderer öfter-
reichifcher Provinzftädte gezeigt werden foll.
WARSCHAU Die hier vor kurzem gegrün-
dete „Gefellfchaft der Freunde graphi-
fcher Künfte" organifiert für Februar 1914 eine
große Ausftellung polnifcher Graphik von ca.
1860 bis zur Jetztzeit. Zum erftenmal wird hier
der Verfuch gemacht, ein erfchöpfendes Bild der
Entwicklung der graphifchen Künfte in den pol-
nifchen Ländern während des letzten Luftrums
zu geben. ImZufammenhang mit der geplanten
Ausftellung veröffentlicht genannte Gefellfchaft
im Namen ihres Mitgliedes, des Kunftfammlers
Herrn H. Grohmann, ein Preisausfchreiben für
originelle graphifche Arbeiten polnifcher Künftler,
und zwar je 300, 200 und 100 Rubel für Ra-
dierungen und Kupferftiche, je 150 und 50 Rubel
für Lithographien und 200 Rubel für einen Holz-
fchnitt. P. E.
WIEN Die„Vereinigung bildenderKünft-
lerinnen Ö ft erreich s" bereitet für den Oktober
eine Gaftausftellung der fchwedifchen Künft-
lerinnen-Vereinigung vor.
WORPSWEDE Von Zeit zu Zeit zeigt
Worpswede, daß es der Welt einft eine ftarke
neue Kunft verfprochen hat. Aus der arbeit-
famen Zurückgezogenheit treten heute wieder
alte, klangvolle Namen beieinander und laffen
uns in ihren neuen Werken eine unfägliche
Frifche und Neuheit empfinden, die zwar dem
gewohnten Publikum das groteske Lachen des
Nichtverftehens entlockt, dagegen auch die ver-
wöhnteren Augen mit Intereffe belebt. Befon-
ders faszinierend ift die Erfcheinung des früheren
Hofmalers des unglücklichen Ludwig von Bagern:
Prof. H. Brehling. Seit langen Jahren lebt er
abgefchieden in der Einfamkeit des Moores.
Seine Schlachtenbilder find leidlich bekannt. Für
frühe Aquarelle werden heute in England fehr
hohe Preife gezahlt. Doch diefe ganze Ver-
gangenheit fcheint losgelöft von ihm zu exiftieren.
In feinem heutigen Schaffen liegt eine ftaunens-
werte Kraft. Zwei Selbftporträts des Greifes
zeigen einen unglaublich gefchulten Realismus
mit dem ganzen Reiz einer langen Beobachtung
des Lichtes. Pieinairiftifches liegt ihm befonders
nah, dem Schulmaler völlig entgegen. Er er-
innert an den alten Israels, wo fich die präch-
tigen Tiefen, der kantige, ftraffe Pinfelzug mit
einer vergeiftigten Koioriftik vereinen.
Auch über Otto Moderfohn laßt fich ähn-
liches fagen. Seine Malerei entlockt der Land-
fchaft mit ftarkem Inftinkte Monumentalwerte.
Die Kompofition wird mächtig und fpontan. Das
rein Geiftige der Malerei durchdringt die Wucht
feiner Licht- und Schattenverteilung, während
es früher äfthetifche, illuftrative Reize waren,
die feinen Bildern innewohnten.
Ein gut Teil Heinrich Vogelers Lebens-
arbeit hängt prachtvoll verteilt im Raum. Seine
Werke find dekorativer von jeher und zugleich
feelifch komplizierter wie die der übrigen Worps-
weder. Realiftifche Löfungen abftrakter Form-
gefühle, wie fie der Renaiffance vorfchwebten,
befchäftigten ihn. Er malt die Dinge in den
pfychoiogifchenZufammenhängen.wie fie vifionär
an ihn herantreten, von innen, in Farben und
Geften, die rein feelifch gegenftändlich find.
Z. B. wirkt es nicht nur dekorativ, fondern auch
feelifch eindrucksvoll, wenn die Köpfe auf dem
Bilde „Ruhe auf der Flucht" übergroß gemalt
find. Auch hier berührt er fich mit Problemen
der frühen Renaiffance. C. St.
DENKMALPFLEGE
AUDENARDE Im Schöffenfaal des Rat-
haufes von Audenarde, diefes berühmten Bau-
werks aus der beften Zeit der Renaiffance, be-
findet fich ein von Paul van der Scheiden
gefertigter Kamin, welcher in fchlechtem Zuftand
war. Diefes im reinften gotifchen Stile gehal-
tene Prachtftück großen Umfangs wird von zwei
vorfpringenden Säulen aus bläulichem Stein ge-
tragen und ift mit zwei liegenden Löwen ge-
ziert, welche Wappen halten. Auf dem Mantel
des Kamins befindet fich die Statue der hl. Wal-
burga, der Schut$patronin der Stadt, an den
Ecken je eine Statuette der Gerechtigkeit und
der Stärke. Die Oberfchwelle trägt die Wappen
von Öfterreich, Flandern und Audenarde. Der
Stadtrat fowie die archäologifche Gefellfchaft
von Audenarde haben nunmehr befchloffen, den
Kamin wieder in guten Zuftand bringen zu
laffen, ohne irgendwelche Abänderung der ur-
fprünglichen Form. F. M.
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gegeben, nämlich feit [einer Verweigerung (1853)
in der Louis Philippe-Auktion. Das Gemälde,
[o heißt es in der Times, ift offenkundig unter
dem Einfluß El Grecos und Riberas gemalt, und
es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Mr.
Spielmanns Zuweifung desfelben zu der Periode
um 1622, die Zeit zwifchen Velasquez erftem
und zweitem Aufenthalt in Madrid, richtig ift.
F.
SALZBURG Hier findet gegenwärtig eine
Wanderausftellung des „Ofterreichifchen
Werkbundes" ftatt, die, „um den Sinn für das
technifche und künftlerifche Qualitätsgefühl zu
fördern", auch in einer Reihte anderer öfter-
reichifcher Provinzftädte gezeigt werden foll.
WARSCHAU Die hier vor kurzem gegrün-
dete „Gefellfchaft der Freunde graphi-
fcher Künfte" organifiert für Februar 1914 eine
große Ausftellung polnifcher Graphik von ca.
1860 bis zur Jetztzeit. Zum erftenmal wird hier
der Verfuch gemacht, ein erfchöpfendes Bild der
Entwicklung der graphifchen Künfte in den pol-
nifchen Ländern während des letzten Luftrums
zu geben. ImZufammenhang mit der geplanten
Ausftellung veröffentlicht genannte Gefellfchaft
im Namen ihres Mitgliedes, des Kunftfammlers
Herrn H. Grohmann, ein Preisausfchreiben für
originelle graphifche Arbeiten polnifcher Künftler,
und zwar je 300, 200 und 100 Rubel für Ra-
dierungen und Kupferftiche, je 150 und 50 Rubel
für Lithographien und 200 Rubel für einen Holz-
fchnitt. P. E.
WIEN Die„Vereinigung bildenderKünft-
lerinnen Ö ft erreich s" bereitet für den Oktober
eine Gaftausftellung der fchwedifchen Künft-
lerinnen-Vereinigung vor.
WORPSWEDE Von Zeit zu Zeit zeigt
Worpswede, daß es der Welt einft eine ftarke
neue Kunft verfprochen hat. Aus der arbeit-
famen Zurückgezogenheit treten heute wieder
alte, klangvolle Namen beieinander und laffen
uns in ihren neuen Werken eine unfägliche
Frifche und Neuheit empfinden, die zwar dem
gewohnten Publikum das groteske Lachen des
Nichtverftehens entlockt, dagegen auch die ver-
wöhnteren Augen mit Intereffe belebt. Befon-
ders faszinierend ift die Erfcheinung des früheren
Hofmalers des unglücklichen Ludwig von Bagern:
Prof. H. Brehling. Seit langen Jahren lebt er
abgefchieden in der Einfamkeit des Moores.
Seine Schlachtenbilder find leidlich bekannt. Für
frühe Aquarelle werden heute in England fehr
hohe Preife gezahlt. Doch diefe ganze Ver-
gangenheit fcheint losgelöft von ihm zu exiftieren.
In feinem heutigen Schaffen liegt eine ftaunens-
werte Kraft. Zwei Selbftporträts des Greifes
zeigen einen unglaublich gefchulten Realismus
mit dem ganzen Reiz einer langen Beobachtung
des Lichtes. Pieinairiftifches liegt ihm befonders
nah, dem Schulmaler völlig entgegen. Er er-
innert an den alten Israels, wo fich die präch-
tigen Tiefen, der kantige, ftraffe Pinfelzug mit
einer vergeiftigten Koioriftik vereinen.
Auch über Otto Moderfohn laßt fich ähn-
liches fagen. Seine Malerei entlockt der Land-
fchaft mit ftarkem Inftinkte Monumentalwerte.
Die Kompofition wird mächtig und fpontan. Das
rein Geiftige der Malerei durchdringt die Wucht
feiner Licht- und Schattenverteilung, während
es früher äfthetifche, illuftrative Reize waren,
die feinen Bildern innewohnten.
Ein gut Teil Heinrich Vogelers Lebens-
arbeit hängt prachtvoll verteilt im Raum. Seine
Werke find dekorativer von jeher und zugleich
feelifch komplizierter wie die der übrigen Worps-
weder. Realiftifche Löfungen abftrakter Form-
gefühle, wie fie der Renaiffance vorfchwebten,
befchäftigten ihn. Er malt die Dinge in den
pfychoiogifchenZufammenhängen.wie fie vifionär
an ihn herantreten, von innen, in Farben und
Geften, die rein feelifch gegenftändlich find.
Z. B. wirkt es nicht nur dekorativ, fondern auch
feelifch eindrucksvoll, wenn die Köpfe auf dem
Bilde „Ruhe auf der Flucht" übergroß gemalt
find. Auch hier berührt er fich mit Problemen
der frühen Renaiffance. C. St.
DENKMALPFLEGE
AUDENARDE Im Schöffenfaal des Rat-
haufes von Audenarde, diefes berühmten Bau-
werks aus der beften Zeit der Renaiffance, be-
findet fich ein von Paul van der Scheiden
gefertigter Kamin, welcher in fchlechtem Zuftand
war. Diefes im reinften gotifchen Stile gehal-
tene Prachtftück großen Umfangs wird von zwei
vorfpringenden Säulen aus bläulichem Stein ge-
tragen und ift mit zwei liegenden Löwen ge-
ziert, welche Wappen halten. Auf dem Mantel
des Kamins befindet fich die Statue der hl. Wal-
burga, der Schut$patronin der Stadt, an den
Ecken je eine Statuette der Gerechtigkeit und
der Stärke. Die Oberfchwelle trägt die Wappen
von Öfterreich, Flandern und Audenarde. Der
Stadtrat fowie die archäologifche Gefellfchaft
von Audenarde haben nunmehr befchloffen, den
Kamin wieder in guten Zuftand bringen zu
laffen, ohne irgendwelche Abänderung der ur-
fprünglichen Form. F. M.
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