Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0201

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

käftlein moderner Maierei, in demRyffelberghes
neu erworbener Akt die ftärkfte farbige Note ab-
gibt. — Außerordentlich anerkennenswert ift auch
die Neueinrichtung eines befonderenStudienfaaies
hinter dem Kupferftichkabinett, der in erfter
Linie den Kunftbefliffenen der Univerfität will-
kommen fein dürfte, die hier Gelegenheit haben
werden, ebenfo die graphifche Sammlung wie
die reichen Schäle einer vorzüglichen Kunft-
bibiiothek für ihre befonderen Zwecke zu be-
nut$en. Im ganzen hat man die Empfindung,
daß der neue Direktor fowohl bei feinen Neu-
erwerbungen, unter denen noch ein prachtvolles
weibliches Bruftbild Feuerbachs aus feiner
römifchen Zeit hervorgehoben zu werden ver-
dient, wie bei der begonnenen Neuordnung und
Neuaufteilung der älteren Beftände einen ziel-
bewußten Gefchmack entwickelt und es wäre
ihm von Herzen zu wünfehen, daß es ihm ge-
länge, auch bei dem ferneren Ausbau feiner
Sammlung unmittelbar den Anfchluß an die
große europäifche Kunftbewegung der Gegen-
wart zu finden. Denn fchließlich kann [ich ein
modernes Mufeum weder auf eine beftimmte
Richtung noch auf deutfehes Schaffen im engeren
Sinne allein befchränken; der Gefichtspunkt der
höchften immer nur erreichbaren Qualität muß
für den Ausbau einer fo ausgezeichneten Samm-
lung die einzige Richtlinie abgeben. B—n.
MÜNCHEN Die KÖNIGL. ALTE PINAKO-
THEK, die aus Gründen der Reinigung und
Neubefpannung einiger Wände über einen Monat
gefchloffen war, ift ab 15. Februar der allge-
meinen Befichtigung wieder zugänglich gemacht
worden und bietet [ich nun abermals in ver-
ändertem Ausfehen dar. Was Tfchudi bei der
feinerzeitigen Neuhängung und Umgeftaltung
beabfichtigte und verfolgte, ift hier von feinen
Nachfolgern weitergeführt und abgerundet und
man kann wohl fagen, daß es heute kaum eine
zweite Galerie in Europa gibt, die, was Uber-
fichtlichkeit und Gefchmack der Darbietung an-
langt, fich diefer berühmten Sammlung zur
Seite zu ftellen vermag. Befonders gewonnen
hat diesmal vor allem der van Dyck-Saal, der
nun von geradezu fürftlicher Repräfentation ift,
auch die Aufhellung des großen italienifchen
Raumes hat ihre Vorzüge (namentlich für die
Florentiner), ift aber infofern etwas verunglückt,
als die Mufterung des weißen Grundes mit
Gold vorderhand noch zu aufdringlich wirkt
und der Pattina bedarf. Der weinrote Stoff für
den Saal der Niederländer ift an und für fich ein
fchönes Material, hat aber in großer Fläche eine
andere Wirkung ergeben, als man nach den
Muftern annahm und beeinträchtigt durch Reflex

auch die aufgehängten Bilder, ln ihm ift der
fchwächfte Punkt der Neubefpannung gelegen, er
wird aber wett gemacht durch die überaus glück-
lichen und gefchmackvollen Neurahmungen, die
man mit einer ganzen Reihe von Bildern vor-
genommen hat und zwar im Sinne einer An-
näherung an die ehemalige Wirkung. Die
Rahmen hat man dazu aus den Depots der
Pinakothek und von Schleißheim geholt. Glück-
lich war auch der Gedanke, in mehreren Sälen
die alten Sockel an den Wänden zu entfernen,
fo daß einerfeits noch ein günftigeres Hängen
vieler Bilder ermöglicht wurde, andrerfeits ge-
wiffe Mängel ausgeglichen wurden, die fich bei
dem feinerzeitigen Tieferhängen zum Zwecke
einer gefteigerten Sehmöglichkeit, für die Archi-
tektur der Räume ergeben hatten. Auch daß
man fonft noch alle möglichen Verbefferungen
verfucht und erreicht hat, muß rühmend hervor-
gehoben werden. M.K. R.
WIEN Das Minifterium für Kultus und Unter-
richt hat Franz Zeleznys Büfte des Dichters
JaroslavVrchlicky, die in derHerbftausfteliung
des Künftlerhaufes zu fehen war, für die
STAATSGALERIE angekauft.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN Was Paul Baum mit feiner Kol-
lektion Landfchaften im Salon CASS1RER gibt
ift fo etwas wie ein vereinfachter, aber auch
temperierter van Gogh. An Stelle des ftrahlen-
den Lichtes ift hier ein ftilles, fehr deutfehes
Leuchten von innen heraus getreten, und man
vermerkt einen Refpekt vor dem Motiv, wie
ihn die wirklichen Künftler immer gehabt
haben. Auch in der Technik empfindet man
etwas von Notwendigkeit, namentlich in den
Zeichnungen, einen wirklich gewordenen Stil,
der nicht willkürlich gerade diefe Sprache wählte.
Leon Bakft ift bekannt von feinen Schöpfungen
für das ruffifche Ballett. Hier fieht man Figu-
rinen und Dekorationsftudien dazu, und kann
erneut feftftellen, daß es fich um eine fehr klug
wählende, fehr internationale Kunft handelt,
durchaus kunftgewerblidh orientiert, und am
allerwenigften ruffifch.
* *
*
GURLITT gibt Max Pechftein wieder ein-
mal Gelegenheit zu einer Kollektivausftellung.
Im Prinzip ift er freilich kein anderer geworden,
aber man fpürt auf allen Seiten ein Weiter-
fchreiten. Diesmal find auch Glasgemälde (von
Heinersdorff vorzüglich ausgeführt) und Ent-
würfe dazu zu fehen, und fie zeigen, wie die

Der Cicerone, V. Jahrg., 5. Heft. 14

177
 
Annotationen