Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (5.1913)

LITERATUR

Hermann Voss und Morton Bernath, im Ver-
tage von E. A. Seemann in Leipzig erfcheint,
wird in periodifcher Form unveröffentlichte oder
an unzugänglichen Orten untergebrachte Kunft-
werke in guten Lichtdrucken der Forfchung und
dem Kreife der Kunftiiebhaber zugängtich machen.
Es foiien vornehmlich Gemälde, Handzeichnungen
und Skulpturen vom fpäten Mittelalter bis zum
Schluß des 18. Jahrhunderts Aufnahme finden.
Die Lichtdrucktafeln (jährlich 80 Tafeln in Liefe-
rungen) [ollen von kurzen fachlichen Angaben
begleitet fein, die [ich in der Hauptfache auf
Maße, Technik, Erhaltungszuftand, Herkunft,
Signatur u. dergl. befchränken. Außerdem foll
verfucht werden, wo es möglich erfcheint, dem
betreffenden Werke feine kunfthiftorifche Stellung
in knapper Form anzuweifen, ln erfter Linie
follen Werke ausPrivatbefi^, kleineren entlegenen
Sammlungen, Kirchen undSchlöffern, fowie Neu-
erwerbungen der Mufeen berückfichtigt werden.
Dann aber wird man dem Kunfthandel größere
Aufmerkfamkeit [chenken. Man fubfkribiert auf
den Jahrgang für 36 Mk. Das erfte Heft, das
foeben erfcheint, enthält Werke von Aertgen
van Leyden, Lucas Cranach, Francesco Coffa,
G. M. Crespi, Francisco de Goya, Nikolaus
Knüpfer, Hans Leu, Bartolommeo Montagna,
P. P. Rubens, Tizian, Lud. Carracci, daneben
einige wichtige anonyme Arbeiten der primitiven
Schulen. Die Beiträge der erften Lieferung
rühren her von Wilhelm Bode, Max J. Binder,
Oskar Fifchel, Osvald Siren, Karl Koetfchau,
Valerian von Loga, Julius Vogel und den Heraus-
gebern. Ihre ftändige Mitarbeit haben die be-
deutenden Fachgenoffen des In- und Auslandes
zugefagt.
RUSSISCHE LITERATUR
Mit der kürzlich erfchienenen fünften Lieferung
ift der erfteBand derbreitangelegten „Gefchichte
der Malerei aller Zeiten und Völker"
(Petersburg, Verlag „Schipownik") vollendet,
welche der ruffifche Maler und Kunftfchriftfteller,
Alexander N. Benois, im vorigen Jahre heraus-
zugeben begonnen hat. In bezug auf Papier,
Druck und äußere Ausftattung präfentiert fich das
Werk ausgezeichnet; das reiche Illuftrationsmaterial
ift originell zufammengeftellt und vermeidet in
gefchickterWeifeAHzubekanntes. Dem Programm
desVerfaffers gemäß, behandelt dieferBand die
Landfchaftsmalerei feit dem Altertum bis zum
Ende des Quatrocento in den romanifchen und

germanifchen Ländern. Allerdings ift der Begriff
„Landfchaftsmalerei" hier etwas weit gefaßt, und
Benois verfteht darunter überhaupt jeden deko-
rativen Hintergrund fowie alles dasjenige im
Gemälde, was am wenigften von Zeitforderungen
abhängt und worin fich die rein malerifchen
Tendenzen des Werkes befonders deutlich ver-
folgen laffen. * *
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Soeben ift der laufende Band für 1912 des
„Jahrbuchs derGefellfchaft derKünftler-
Architekten" (Petersburg, Selbftverlag), wie
gewohnt, als kompakter, glänzend ausgeftatteter
Tafelband ohne jeden Text erfchienen. Bei dem
Mangel fpezieiler ruffifcher Kunftzeitfchriften ift
diefe Publikation, die in bunter Reihe vorzügliche
Reproduktionen von neueften Bauten, architek-
tonifchen Entwürfen, Arbeiten in verfchiedenen
Zweigen der dekorativen Künfte fowie graphi-
fchen Blättern bringt, als Überficht des Kunft-
fchaffens auf befagtem Gebiet in Rußland ftets
äußerft erwünfcht.
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Der Petersburger Verlag „Gradufchtfchy
Den" gibt eine ruffifche Ausgabe des „Lebens
Michelangelos" von Hermann Grimm unter
der Redaktion des bekannten Leonardoforfchers
A. L. Wolynsky heraus, wozu letzterer eine
eigene Arbeit über das Gewölbe der Sixtinifchen
Kapelle beifteuett. Die Ausgabe ift auf fünf
Bände berechnet und foll in ca. 550 Illuftrationen
faft das ganze Oeuvre Michelangelos, feine
Ikonographie, fowie Zeitbilder zu dem Grimm-
fchen Text enthalten. Die künftlerifche Aus-
ftattung des ganzen Werkes liegt in den Händen
der bekannten Buchkünftler M. Dobushinsky
und G. Narbutt.
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Von der von IgorGrabar herausgegebenen
„Ruffifchen Kun ft gefchichte" (Moskau,
1. Knoebel) ift nunmehr Band IV zu Ende ge-
führt, welcher den dritten Teil der Gefchichte
der Baukunft in Rußland bildet. Er umfaßt die
Entwicklung der Architektur St. Petersburgs
nebft Charakteriftik ihrer Hauptmeifter von der
Gründung der Newahauptftadt bis zu den lebten
Ausläufern des Klaffizismus zur Zeit Nikolaus 1.
Der Text diefes Bandes, der ebenfo überreich
illuftriert ift wie die vorhergehenden, ftammt in
erfter Reihe aus der Feder des Herausgebers,
fowie ferner des Petersburger Architekten
Iwan Fomin. P. E.

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