Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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24. Heft
DOI Artikel:Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN
Inv.-Nr.
2630—48. Miniaturen von Richard Coliins,
Johann Anspach, dem Monogrammijten
H. W. C. und unbekannten Meiftern.
1016. Siingeiand, Pieter Cornelis'z van,
Früchtejtitleben. Ais Leihgabe von J. Al-
lard zu Geertruidenberg. R. B.
BRÜSSEL Das MUSEE ANC1EN hat auf
derVerfteigerung der Sammlung Aynard in Paris
ein kleines Bild aus der Schule des van Eyck,
„Chriftus am Kreuz" darftellend, für 14300 Fr.
erworben. F. M.
HANNOVER Das KESTNER-MUSEUM,
über deffen Neuerwerbungen ausführlich an diefer
Stelle in Lieft 22 berichtet worden ift, erwarb
kürzlich als fünftes Bild von Feuerbach aus
dem Berliner Kunfthandel das ausgezeichnete
große Kinderftändchen vom Jahre 1860, ein
Galerieftück erften Ranges und zweifellos eines
der gehaltvollsten Bilder des großen Meifters.
Auch zu diefer Neuerwerbung kann man Han-
nover mit Recht beglückwünfchen. n.
LONDON Die große Firma Harrods hat
die umfangreiche Koftümfammlung des Mr.
Talbot Hughes, die alle Moden aus der Zeit
Jakobs I. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in
ausgezeichneten Exemplaren umfaßt, für die
Nation angekauft und wird fie dem VICTORIA-
UND ALBERTMUSEUM überweifen F.
MAILAND Für den Preis von insgefamt
100000 Francs find zwei Gemälde der Galerie
Crespi in Mailand, Domenico Morones Er-
mordung des Bonaccolfi und Francesco Gra-
naccis Einzug König Karls VIII. von Frankreich
in Florenz vom Staate angekauft worden. Das
Bild Morones wird dem Museo dei Gonzaga
überwiefen werden, das im Palazzo Ducale in
Mantua eingerichtet wird, und das Gemälde
Granaccis einer der Florentiner Galerien. W. B.
ROTTERDAM MUSEUM BOYMANS.
Außer dem Chriftuskopf im Befit$e von Dr. A. Bre-
dius, von dem fchon im Heft Nr. 23 berichtet
wurde, find noch einige andere Neuaufteilungen
zu erwähnen. An erfter Stelle muß das fdhöne
Porträt des Cornelius Mufius genannt werden,
das fchon von der Utrechter Ausftellung Nord-
niederländifcher Kunft her bekannt ift und vor
langer Zeit bereits einmal von Dr. E. van Rijke-
vorsel als Leihgabe überlaffen worden war.
Mufius, 1500 in Delft geboren, war ein bedeu-
tender Gelehrter, Prior des St. Agatha-Klofters
in Delft, Verehrer von Erasmus, von ruhiger
Sinnesart und ebenfo fromm als gelehrt. Sein
Porträt gibt den Eindruck des fanftmütigen
Mannes gut wieder; fein und fauber ausgeführt,
verrät es Jan van Scorels Einfluß. Der fchöne
Originalrahmen ift erhalten geblieben. — Bredius
hat dem Mufeum auch 3 Zeichnungen von Rem-
brandt überlaffen, wozu noch eine von J. O.
Kronig gefügt ift. Die fchönfte wurde im vo-
rigen Jahre von Bredius in London gekauft; fie
ift vielleicht die vollendetfte Zeichnung Rem-
brandts, die feit langer Zeit ans Licht gekommen
ift. Die Darftellung, die unbekannt war, ift nun
identifiziert. Es ift die merkwürdige Gefchichte
von König Saul bei der Hexe von Endor. Der
umnachtete Geift des Königs hat Troft gefucht
bei ihren Zauberkünften: fie läßt in dem Dunkel
den Prophet Samuel vor ihm erfcheinen. Der
König und feine zwei Begleiter find erfchöpft
von den Aufregungen und von Schlaflofigkeit.
Die Alte bereitet eine Speife, aber der König,
fchreckensbleich, weigert fich zu effen. Diefer
Augenblick ift dargeftellt. Die Kompofition ift
knapp zufammengefaßt und wohl um 1653—55
entftanden.
Die Oberfäle des Mufeums wurden einer ein-
greifenden Veränderung unterzogen, wodurch
es ermöglicht wurde, zwei große Stücke beffer
zur Geltung zu bringen. Das erfte ftellt die
Regenten des hl. Geift-Spitals vor, ift von Jan
Daemen Cool gemalt und eine Leihgabe des
Hofpitals. Es ift ein prächtiges Gemälde, bei
den übrigen Rotterdamer Meiftern aufgehängt,
und im Boymans als Regentenftück ein Unikum.
Das zweite große Ganzfigurenbild ftammt aus
dem Schloß von Yffelmonde, zeigt die Familie
des Rotterdamer Magiftratsmitgliedes Johan van
Yck, Mann, Frau und Kind und ift 1632 gemalt.
Es fcheint, nach Vergleichen zu urteilen, daß es
fich bei diefem Bild um eine Arbeit Jan van
Ravefteyns, des Haager Hofmalers, handelt,
da es vor allem große Ähnlichkeit mit dem
Porträt von Sir John Burroughs (feit 1910 im
Rijksmufeum-Amsterdam) aufweift. Boymans
würde alsdann einen der bedeutendften Rave-
fteyns befit;en. R. B.
WIEN Die K. K. ÖSTERR. STAATSGALERiE
hat eines der lebten Werke Max Liebermanns
erworben; das große Bild, das in diefem Sommer
entftanden ift, zeigt einen Jäger in einer hol-
ländifchen Dünenlandfchaft.
* * *
Das K. K. MUSEUM FÜR ÖSTERR. VOLKS-
KUNDE, eine der größten volkskundlichen Samm-
lungen Europas, ift in feinen jetzigen Mieträum-
lichkeiten im Börfengebäude gänzlich unzuläng-
880
Inv.-Nr.
2630—48. Miniaturen von Richard Coliins,
Johann Anspach, dem Monogrammijten
H. W. C. und unbekannten Meiftern.
1016. Siingeiand, Pieter Cornelis'z van,
Früchtejtitleben. Ais Leihgabe von J. Al-
lard zu Geertruidenberg. R. B.
BRÜSSEL Das MUSEE ANC1EN hat auf
derVerfteigerung der Sammlung Aynard in Paris
ein kleines Bild aus der Schule des van Eyck,
„Chriftus am Kreuz" darftellend, für 14300 Fr.
erworben. F. M.
HANNOVER Das KESTNER-MUSEUM,
über deffen Neuerwerbungen ausführlich an diefer
Stelle in Lieft 22 berichtet worden ift, erwarb
kürzlich als fünftes Bild von Feuerbach aus
dem Berliner Kunfthandel das ausgezeichnete
große Kinderftändchen vom Jahre 1860, ein
Galerieftück erften Ranges und zweifellos eines
der gehaltvollsten Bilder des großen Meifters.
Auch zu diefer Neuerwerbung kann man Han-
nover mit Recht beglückwünfchen. n.
LONDON Die große Firma Harrods hat
die umfangreiche Koftümfammlung des Mr.
Talbot Hughes, die alle Moden aus der Zeit
Jakobs I. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in
ausgezeichneten Exemplaren umfaßt, für die
Nation angekauft und wird fie dem VICTORIA-
UND ALBERTMUSEUM überweifen F.
MAILAND Für den Preis von insgefamt
100000 Francs find zwei Gemälde der Galerie
Crespi in Mailand, Domenico Morones Er-
mordung des Bonaccolfi und Francesco Gra-
naccis Einzug König Karls VIII. von Frankreich
in Florenz vom Staate angekauft worden. Das
Bild Morones wird dem Museo dei Gonzaga
überwiefen werden, das im Palazzo Ducale in
Mantua eingerichtet wird, und das Gemälde
Granaccis einer der Florentiner Galerien. W. B.
ROTTERDAM MUSEUM BOYMANS.
Außer dem Chriftuskopf im Befit$e von Dr. A. Bre-
dius, von dem fchon im Heft Nr. 23 berichtet
wurde, find noch einige andere Neuaufteilungen
zu erwähnen. An erfter Stelle muß das fdhöne
Porträt des Cornelius Mufius genannt werden,
das fchon von der Utrechter Ausftellung Nord-
niederländifcher Kunft her bekannt ift und vor
langer Zeit bereits einmal von Dr. E. van Rijke-
vorsel als Leihgabe überlaffen worden war.
Mufius, 1500 in Delft geboren, war ein bedeu-
tender Gelehrter, Prior des St. Agatha-Klofters
in Delft, Verehrer von Erasmus, von ruhiger
Sinnesart und ebenfo fromm als gelehrt. Sein
Porträt gibt den Eindruck des fanftmütigen
Mannes gut wieder; fein und fauber ausgeführt,
verrät es Jan van Scorels Einfluß. Der fchöne
Originalrahmen ift erhalten geblieben. — Bredius
hat dem Mufeum auch 3 Zeichnungen von Rem-
brandt überlaffen, wozu noch eine von J. O.
Kronig gefügt ift. Die fchönfte wurde im vo-
rigen Jahre von Bredius in London gekauft; fie
ift vielleicht die vollendetfte Zeichnung Rem-
brandts, die feit langer Zeit ans Licht gekommen
ift. Die Darftellung, die unbekannt war, ift nun
identifiziert. Es ift die merkwürdige Gefchichte
von König Saul bei der Hexe von Endor. Der
umnachtete Geift des Königs hat Troft gefucht
bei ihren Zauberkünften: fie läßt in dem Dunkel
den Prophet Samuel vor ihm erfcheinen. Der
König und feine zwei Begleiter find erfchöpft
von den Aufregungen und von Schlaflofigkeit.
Die Alte bereitet eine Speife, aber der König,
fchreckensbleich, weigert fich zu effen. Diefer
Augenblick ift dargeftellt. Die Kompofition ift
knapp zufammengefaßt und wohl um 1653—55
entftanden.
Die Oberfäle des Mufeums wurden einer ein-
greifenden Veränderung unterzogen, wodurch
es ermöglicht wurde, zwei große Stücke beffer
zur Geltung zu bringen. Das erfte ftellt die
Regenten des hl. Geift-Spitals vor, ift von Jan
Daemen Cool gemalt und eine Leihgabe des
Hofpitals. Es ift ein prächtiges Gemälde, bei
den übrigen Rotterdamer Meiftern aufgehängt,
und im Boymans als Regentenftück ein Unikum.
Das zweite große Ganzfigurenbild ftammt aus
dem Schloß von Yffelmonde, zeigt die Familie
des Rotterdamer Magiftratsmitgliedes Johan van
Yck, Mann, Frau und Kind und ift 1632 gemalt.
Es fcheint, nach Vergleichen zu urteilen, daß es
fich bei diefem Bild um eine Arbeit Jan van
Ravefteyns, des Haager Hofmalers, handelt,
da es vor allem große Ähnlichkeit mit dem
Porträt von Sir John Burroughs (feit 1910 im
Rijksmufeum-Amsterdam) aufweift. Boymans
würde alsdann einen der bedeutendften Rave-
fteyns befit;en. R. B.
WIEN Die K. K. ÖSTERR. STAATSGALERiE
hat eines der lebten Werke Max Liebermanns
erworben; das große Bild, das in diefem Sommer
entftanden ift, zeigt einen Jäger in einer hol-
ländifchen Dünenlandfchaft.
* * *
Das K. K. MUSEUM FÜR ÖSTERR. VOLKS-
KUNDE, eine der größten volkskundlichen Samm-
lungen Europas, ift in feinen jetzigen Mieträum-
lichkeiten im Börfengebäude gänzlich unzuläng-
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