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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0284
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AUSSTELLUNGEN

Ich glaube nicht, daß irgendwer einen Scha-
den erlitten hätte, wenn die NEUE GALERIE
die Gemälde von Hans Keller noch nicht ge-
zeigt hätte. Auch die Zeichnungen haben mehr
äußerlichen Schmiß als innere Kraft und zeigen
mehr die Richtungen der neueren Kunft als eine
eigene Art. Von Kisling werden 8 Gemälde
gezeigt, das befte zwei frühe Stilleben von
mäßiger Geometrifierung, das übrige farbig fon-
derliche, aber merkwürdig unlebendige Stili-
fierungen von Landfchaflen. Edwin Scharff
gehört zu der gleichen Gruppe wie etwa Genin.
Aber feine Äktkonfigurationen bleiben troß ftar-
ker Plaftik fehr in akademifcher Befangenheit

ftecken. * *

*

Bei SCHULTE ftellen zwei Trübnerfchüler aus,
Artur Grimm und Guftav Hofmann, denen
der Einfluß des Lehrers noch eine Gemeinfam-
keit der Phyfiognomie gibt. Daneben zeigen
fleh aber Anjalje zu eigener Geftaltung, und
namentlich die Köpfe und die Landfchaft aus
Hollerbach von Grimm erwecken Hoffnungen.
Von den beiden Spaniern, die der Salon ein-
lud, ift Enrique M. Cubells y Ruiz mit fei-
nen guten, an Sorolla erinnernden Fifcher- und
Strandbildern dem fehr äußerlich-eleganten, das
nationale in der Konvention auflöfenden Lopez-
Mezquita weit überlegen. Äußer diefen be-
merkt man noch einige recht hübfehe Bilder von
Meyerkaffel: einen Oftfeeftrand, ein Wismarer
Hafenbild und alte Häufer in Danzig.

AMSLER & RUTHARDT zeigen neue Arbeiten
Wilhelm Giefes, die noch fehr ungleich ge-
raten find. Gut find die meiften der Zeichnungen,
namentlich die ruhenden Tiere. Bei den Ra-
dierungen haben die einfachften Blätter die beften
Qualitäten. Die Darftellung des Bewegten und
die Gliederung größerer Maßen mißlingt meift

noch. * *

*

Das HOHENZOLLERN - KUNSTGEWERBE-
HÄUS führt in dem fpanifchen Illuftrator F. Xavier
Gofe einen begabten Schilderer eleganten Le-
bens vor. Neben guten Zeichnungen üben vor
allem einige Aquarelle einen ftarken Reiz aus,
in denen er mit Hilfe einer eigenartigen Naß-
in-Naß-Ärbeit raffinierte Wirkungen in der Wie-
dergabe namentlich von Pelzwerk erzielt. Zu
gleicher Zeit find von W. Zügel gute Tier-
plaftiken in Bronze und eine hübfehe Enten-
gruppe, ausgeführt von der Porzellanfabrik Ro-
fenthal, ausgeftellt, außerdem, aus der gleichen
Fabrik, eine Sammlung der bekannten Lieber-
mannfdien Porzellanfiguren. H. Fr.

Im KGL. KUNSTGEWERBE-MUSEUM ift zur-
zeit dieGläferfammlung des Herrn Kommerzienrat
Jacques Mühfam, Berlin, ausgeftellt. Die etwa 400
Pokale umfaffende Sammlung ftellt den bedeu-
tendften deutschen Privatbefit} an Gläfern des 17.
und 18. Jahrhunderts dar. Sie befchränkt fleh in der
Hauptfache auf drei große Gruppen: Gefchnittene
deutfehe Gläfer, diamantgeriffene und punktierte
holländifche Gläfer und die fogenannten Zwifchen-
goldgläfer. Unter den gefchnittenen Arbeiten
ragen koftbare Pokale aus Nürnberg, Böhmen-
Schlefien, Thüringen und aus den branden-
burgifchen Hütten Potsdam und Zechlin hervor;
unter den etwa 50 punktierten holländifchen
Gläfern befinden fleh hervorragende Werke der
berühmteften Meifter Greenwood und Wolff,
und die böhmifchen Zwifchengoldgläfer, die an
Zahl und Güte von keiner Privat- oder Mufeums-
fammlung übertroffen werden, veranfchaulichen
alle Varianten diefer kunftvollen Technik in größter
Vollftändigkeit. Es fchließen fleh an Gläfer von
Mildner in Guttenbrunn und zart emaillierte
Becher von der Hand der bekannten Glasmaler
Sigismund und Gottl. Sam. Mohn (Anfang des
19. Jahrhunderts), und auch die Biedermeierzeit
ift mit einer Anzahl charakteriftifcher Überfang-
gläfer gut vertreten. — Die Sammlung ift durch
ihre Äusftellung im Kunftgewerbe-Mufeum in
dankenswerter Weife der öffentlichen Berichti-
gung für einige Wochen zugänglich gemacht
worden.

BUDAPEST Befondere Äufmerkfamkeit ver-
dienten in diefer Saifon die Winterausftellungen
im ERNST-MUSEUM. Die Veranstaltungen
diefes Inftituts erfreuen fleh mit Recht einer
großen Anerkennung, weil fle im allgemeinen
ein fehr gediegenes Material aufweifen.

Eine Kupe^ky- und Mänyoki-Äusftel-
lung erwies fleh allerdings als eine verfrühte
Unternehmung. Sie wurde in kurzer Zeit und
ziemlich weitherzig zufammengeftellt. Von Mä-
nyoki war nicht viel zu fehen. Zwei authen-
tifche Porträts befißen eher dokumentarifehen
Wert. Ein kleines weibliches Bildnis (Beflßer
Prof. Alexander Nyäri) ift wegen der Reife des
Stiles hervorzuheben.

Unter den Kupetjki-Bildern gab es eine ganze
Reihe falfcher und verdächtiger Zufdireibungen.
Die beften Stücke — ein männliches Bildnis aus
der frühen und ein anderes aus der reifen Pe-
riode — gehören mit mehreren anderen der
Kunftfammlung der Haupt- und Refidenzftadt
Budapeft, wohin fle als Nachlaß des Grafen
Eugen Zichy gelangten. Ein Selbftbildnis des
Künftlers, in polnifcher Gala, das nachweisbar
in Rom gemalt wurde (Befißer Anton Deutfch-

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