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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0283

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AUSSTELLUNGEN

eigenen Lande vor internationalem Publikum
repräfentativ vertreten zu fehen, bieten während
des Jahres faß die einzige flusftellungsmöglichkeit
dieferÄrt in nädifter Nähe der Heimat; denn von
den Kunftvereinen usw. wollen wir hier abfehen.
Die diesjährige Husftellung bewegt fich auf gleich
guter Höhe wie ihre Vorgängerinnen; freilich
wird die Qualität und der Fortfehritt in der
Entwicklung nur in Einzelfällen über ein gutes
Mittelmaß hinausgehen können. Wenn nun für
rein problematifdie Naturen in einem inter-
nationalen Badeort auch nicht der Ort ift, zu
debütieren, und es ßch an einem folchen Platje
fchließlich auch um eine Verkaufsausftellung han-
deln muß, fo darf man doch betonen, daß auch
heuer wieder ein frifcher, moderner Zug durch
das Ganze geht. Dazu tragen die einheimifdien
Veranftalter ebenfo fehr bei wie die Ausfteller
aus den übrigen deutfehen Kunftzentren, fo Ber-
lin, München, Stuttgart, Weimar, Dresden usw.
Am lohnendften ift die Beßchtigung der graphi-
fchen und plaftifchen Abteilungen, wo die Be-
gabungen am urfprünglichften ßch äußern. Die
Blätter von Thöng-Graz, Greve-Lindau, Gelbke,
Kupferfdimid, Pfefferle, Riedel, Melzer fallen
neben den Berlinern Slevogt, Liebermann, Rös-
ler, Meid und Orlik, die zum Teil mit erftaun-
lich qualitätvollen Kollektionen vertreten find,
nicht ab. Hoetgers gleißende Majoliken, die
großzügigen figuralen Schöpfungen von Lehm-
bruck, Kolbe, Seiler und Engelmann feien zu-
nächft unter den Plaftiken erwähnt; ihnen reihen
fich an die ebenfalls groß und ftreng aufgefaß-
ten Büften von Schließier, die Arbeiten der Bild-
hauerin Heide Roßn; Hügel und Geibel zeigen
vielverfprechende Figurenfchöpfungen; Pöppel-
mann, Chrifta Winsloe, Föry, Feift, Degenhart
feien noch mit namhaften Plaftiken angeführt.
In der Malerei ßnd neben einer refpektablen
Zahl von Meiftern wie Trübner, Corinth, Thoma,
Dill, Schönleber, Put} u. a. mehrere Vertreter
der jüngeren Generation auf der Äusftellung zu
ßnden, die in der Tat Neues zu fagen haben
oder die doch Entwicklung in ihrem Schaffen
zeigen; in diefem Sinne müffen wir unftreitig
Goebel und Sprung hervorheben. Weiterhin
nennen wir auf figürlichem Gebiete Schinnerer,
Spiro, Hellwag, Sterl, Guntermann und ins-
befondere Cafpar. Treffliche, modern gefärbte
Landfchaften haben Egler, Maria Cafpar-Filfer,
Reeger und Oertel gefchaffen. Auch das Still-
leben hat in Scholz und Graeber Bearbeiter ge-
funden, die weit über das Gegenftändlicbe hin-
aus uns künftlerifch zu intereffieren vermögen.
Noch müffen wir auf einige Sonderkollektionen
hinweifen, fo die Aquarelliften-Gruppe, inner-
halb der fich Heine, Gilles, Engelhorn, Goebel,

Ule und Volz auszeichnen; eine Kollektion Zeich-
nungen und Aquarelle zeigt als Sonderausftel-
lung in der graphifchen Abteilung Bernh. Pan-
kok; ihn wird im Laufe des Sommers der
Karlsruher Verein für Originalradierung ablöfen.
Einen großen Raum, der alljährlich bekannteren
Meiftern für Kollektivausßellungen zur Ver-
fügung geftellt wird, füllt diesmal der Figuren-
maler undPorträtift CafparRitter mit Schöpfungen
repräfentativer Art. Auch das Kunftgewerbe
kommt mit wenigen, aber recht erlefenen
Arbeiten zur Geltung; ich nenne allein die ent-
zückenden Porzellane von W. Zügel und Frd.
Liebermann oder den Metallfchmuck von Johann
Frenzen fowie Ph. Oberle. G.

BERLIN In der Äusftellung des Salons
GURLITT feffelt am meiften Otto Hettner mit
ein paar großen, wirklich monumental empfunde-
nen Kompofitionen neben farbig fehr feinen,
hellen Landfchaften und Figurenbildern. Sonft
bringt die Äusftellung manche Enttäufchung.
Weder He ekel noch Erbslöh haben gehalten,
was ihre Anfänge verfprachen. Heckeis Bilder
leben von einer fehr literarifchen Hieroglyphik
des Gefühls und Erbslöh ift in eine fchwäch-
liche und füßlich-farbige Art verfallen.

* *

*

Im KÜNSTLERHAUSE zeigte Henryk Glicen-
ftein eine Kollektion von Plaftiken, Gemälden
und Zeichnungen. Die Plaftiken bewährten ihn
wieder als einen tüchtigen Bildner, deffen Werke
fich durch Gefchloffenheit der Silhouette und
gute Funktion der Glieder auszeichnen, und bei
dem nur manchmal einleifeakademifch-epigonen-
hafter Zug ftört. Von den Bildern ßnd nur die
wenigen fkizzenhaft behandelten Köpfe gut.
Sobald er an große Vorwürfe in Ausführlichkeit
herangeht, unterliegt er im Kampf mit der
Materie fo fehr, daß alle organifchen Tugenden
aus der Darstellung fchwinden. Die Zeichnungen
und Radierungen in ihrer abrupten, andeutenden
Art ßnd dagegen wieder trefflich.

* *

*

Bei WERTHEIM zeigt Erna Frank neue
Arbeiten. Sie hat bedeutende Fortfehritte zu
verzeichnen, die neuen, meift rein geäßten Land-
fchaften ßnd breiter und großzügiger im Aufbau
und in der Technik, auch die Lithographien
haben bei aller gewohnten Feinheit und tonalen
Bereicherung größere Formen aufzuweifen. Es
freut zu fehen, wie diefe Künftlerin, unverwirrt
von den Strömungen, ßcher einen Weg geht,
der wirklich der ihrige ift.

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