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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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8. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN » AUSSTELLUNGEN

antiken Kunftgewerbes (Schaß von Pränefte!)
fo wichtigen Beftände diefes aufgelaffenen Mu-
feums ebenda einer Neuordnung unterzogen
wurden, über die wir demnächst ausführlich

berichten. * *

*

Das MUSEO BARRACHO, die hochherzige
Stiftung des kürzlich verftorbenen kalabrifchen
Senators ift nun, bereichert um einige ganz be-
deutfame Stücke, wieder der Öffentlichkeit über-
geben worden. Das Kopfende eines marmornen
Sarkophagdeckels griechifch-phönizifchen Ur-
fprunges und pdonifcher Provenienz, ift ebenfo
bemerkenswert wie der dem myronifchen Typus
naheftehende marmorne Ephebenkopf, den der
Ehrendirektor des Mufeums, Dr. Ludwig Pollak,
geftiftet hat. Befonderes Intereffe verdienen die
beiden, aus dem 3. Jahrh. n. Chr. ftammenden
palmyrenifchen Kalkfteinreliefs, Porträtdarftel-
lungen eines Mannes und einer Frau (eine ähn-
liche weibliche Halbbüfte befand [ich bereits
hier). Von hellenifchen Einflüffen ftark durch-
drungen, zeigen diefe Arbeiten in abfoluter
Frontalanficht einen ftarken Zug zur Individuali-
fierung fowohl in der genau beobachteten Tracht
als auch in der Typik der Raffe. Mit den aller-
einfachften Mitteln der Schneidetechnik find die
Umriffe des Kopfes und der Haare fcharf ak-
zentuiert. Die Reliefierung erreicht faft die volle
Wirkung der Rundplaftik.

* *

*

GALERIE BORGHESE. Die „Heilige Familie“
des SimoneContarini(Pe[aro 1612—48), welche
vor kurzer Zeit aus römifchem Privatbefiß er-
worben werden konnte, ift jeßt im Botticelli-
faale auf einer Staffelei aufgeftellt worden.
Die Arbeit des jung verftorbenen und fehr fel-
tenen Künftlers ift wunderbar erhalten; kolo-
riftifch ftark correggiesk beeinflußt, gehört das
Bild vermöge feiner ungemein gefchloffenenKom-
pofition, dem innigen Ausdruck des dem Jefus-
knäblein die Hand küffenden Johannes, der
wundervoll paftofen Malerei des weißen Kopf-
tuches der Madonna und der des ganz fpag-
nolettoartig modernen breiten Mache des Hauptes
deshl.Jofeph.zu denPerlen derganzenSammlung.

F. P.

SPELLO Auf Veranlaffung der Oberintendanz
für die Kunftdenkmäler ift vor kurzem in einem
Raum neben der Kollegiatkirche S. Maria ein
ftädtifches Mufeum eröffnet worden, deffen
Hauptfehäße ein Diptychon des feltenen Orvie-
taner Meifters Cola di Petrucciolo mit der Kreu-
zigung Chrifti und der Krönung Mariä und der
Signatur CO[L]AUS. PETRUfCCIOLI] DE UR-
BEVETER1. PINXIT fowie dem fragmentari-

fchen Datum . . . XXXV (1385 ?), einige Werke
der Goldfchmiedekunft, die im Oktober 1913
geftohlene Madonna Pinturicchios und ein Bild
von Niccolo Älunno ßnd. W. B.

ST. PETERSBURG Im MUSEUM ALEXAN-
DERS III. wird fehr eifrig an der neuen Inftal-
lierung der fpeziellen Abteilung für altrufßfche
Ikonenkunft gearbeitet, welche durch den hier
feinerzeit gemeldeten Ankauf der großartigen
Sammlung N. Lichatfchows feitens des Zaren
zur reichhaltigften in ganz Rußland geworden
ift. Dank derOpferwilligkeit einiger Kunftfreunde,
u. a. des Moskauer Sammlers P. J. Charito-
nenko, ift die Möglichkeit geboten, diefe Samm-
lungen in einigen gefonderten und ftilentfpre-
chend dekorierten Sälen, und zwar in reichen
Wandvitrinen, zu placieren. Die Eröffnung diefer
Säle foll noch diefen Frühling erfolgen, und
Prof. N. P. Kondakow bereitet einen Führer
durch die ganze Abteilung vor.

Außerdem ift eine grandiofe Publikalion in
Vorbereitung, welche den ganzen Inhalt der
überreichen Sammlungen diefer Abteilung um-
faffen foll und deren Koften die Familie Te-
refeiltfchenko auf ßch genommen hat. P. E.

VLISSINGEN Hier wurde vor kurzem das
STÄDTISCHE MUSEUM in dem als Gefchenk
überlaffenen Gebäude am Bellamyplaß eröffnet.

R. B.

ÄUS STELLUNG EN

BERLIN In einem Kabinett des erften Stock-
werks der NÄTIONALGALERIE find etwa
40 Landfchaftsbilder und Studien ausgeftellt, die
die neuefte Entdeckung und Erwerbung des fchon
oft fo glücklichen Finders Berndt Grönvoldt dar-
ftellen. Es ift wieder ein bisher unbekannter Ham-
burger Maler, den der Wiederentdecker Wasmanns
aufgefpürt hat, diesmal aber einer, den auch die
Zeitgenoffen nicht kannten. Hans Beckmann
war Malergefelle in Hamburg, wo er 1809, ein
Jahr nach Jacob Gensler, geboren wurde. Um
1830 ift er dann nach München gegangen, um
ßch zum Maler auszubilden, und hier, meift in
den bayrifchen Vorbergen, find diefe köftlichen
Skizzen enlftanden, die in ihrer feinen Tonig-
keit und ihrem •malerifchen Reichtum fich mit
den beften Werken der Dänifchen Schule be-
rühren. Es beftand ja gerade damals ein leb-
hafter Verkehr zwifchen Kopenhagen und Ham-
burg-Altona. Von den Hamburgern [teht ihm
Jacob Gensler am nächften, obwohl man an
keinen direkten Zufammenhang denken darf,
und manches Waldbild und Seeftück wieder zu

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