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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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13. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0524

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DER KUNSTMHRKT— von den Auktionen

Bevorftehende Auktionen

BERLIN Die Verfteigerung der berühmten
Kunftfammlungen desBarons vonOppen-
heim in Köln wird, wie nunmehr beftimmt
feftfteht, vom 27.—29. Oktober d.J. in Berlin in
Rudolph Lepkes Kunftauktionshaus unter
gemeinfamer Leitung diefer Firma und der Firma
Hugo Helbing in München ftattfinden. Än
derfelben Stelle wird die Sammlung vom 20.
bis 26. Oktober gezeigt werden, nadidem die
Gemäldegalerie von Änfang Juli bis Mitte Äuguft
auf Wunfch der Stadt Köln im dortigen Wallraf-
Richartj-Mufeum ausgeftellt war. Soeben er-
fdiien auch der muftergültig bearbeitete und
feiten reich und fchön illuftrierte zweibändige
Katalog. Zu dem erften Bande, der die Gemälde-
fammlung enthält, hat Exz. von Bode, zum
zweiten,‘in dem neben den fehr fchönen Skulp-
turen und Glasgemälden vor allem die berühmte
Krugfammlung befchrieben und abgebildet ift,
hat Geheimrat von Falke die Einleitungen ge-
fchrieben. Wir werden auf die bedeutende
Kollektion fpäterhin noch ausführlich zu fprechen
kommen.

Stattgehabte Auktionen

LONDON In der lebten Zeit haben neben
einer Reihe kleinerer Verkäufe, die aber zum
Teil wenigftens einige Werke von hohem Wert
enthielten, drei große Auktionen ftattgefunden:
die der Grenf eil fchen Ältmeifter-Kollek-
tion, die derMezzotintos, die LordNorth-
wick in der erften Hälfte des 19. Jahrhunderts
gefammelt hatte, und die eines Teiles der be-
rühmten Wilton Houfe - Bibliothek des
Earl of Pembroke. Alle drei find feinerzeit
hier fchon behandelt worden. Die beften Re-
fultate wurden für die Pembrokedrucke erzielt.
Meffrs. Sotheby, die diefen Verkauf leiteten
und einen vorzüglich bearbeiteten Katalog dazu
herausgegeben hatten, hatten bekannt gegeben,
daß der 211 Partien umfaffende, zur Auktion
gelangende Teil der Bibliothek als Ganzes ver-
kauft werden folle, falls ein gutes Angebot vor
den Äuktionstagen — 25. und 26. Juni — ein-
liefe. Mehrere Angebote, fo erfährt man, wur-
den auch gemacht, aus Amerika wie auch aus
Deutfchland, aber wie das Auktionsrefultat dann
bewies, waren fie nicht günftig genug gewefen,
und fo kam es denn zur Auktion und Zerftreu-
ung diefer mit fo viel innerer Anteilnahme und
wahrem Stolz angelegten und lange bewahrten
Sammlung, und das Gefamtrefultat war ^38936.
Drei Käufer taten fich vor allem hervor, das

war einmal natürlich die Firma Quaritch, fodann
der amerikanifche Händler G. D. Smith aus New-
York, der, wie einft im Hoeverkauf, eine fehr
große Zahl der Schätje erwarb und nun auf
Nimmerwiederfehen nach Amerika mit fich nimmt,
nachdem er noch einen zweiten Fifchfang in der
bevorftehenden Huthauktion getan haben wird,
und Mr. Fairfax Murray, der unter dem Pfeu-
donym eines „Mr. Archer“ eine Reihe bedeu-
tender Werke erftand. Am zweiten Äuktions-
tage trat unter den zahlreichen Käufern aus
allen Zentren Herr Hierfemann aus Leipzig her-
vor, da er den höchften Preis des Tages —
£ 1850 — für eine Handfchrift auf Pergament
aus dem 15. Jahrhundert mit 27 alten Karten,
die „Geographia“ des Ptolemaeus illuftrierend,
zahlte.

Die Northwick-Mezzotintos trugen bei Meffrs.
Chriftie vom22.—25. Junizufammen,^119327.17.6
ein, von denen £ 17583.5.6 auf 356 Blätter nach
Werken von Reynolds fielen, die zum größten
Teil einft das Eigentum des Thomas Lawrence
waren und deffen Stempel tragen. In der Nach-
laßauktion des Lawrence waren ca. 600 Blätter
für nur „f* 152.5.0 verkauft worden! Der Unter-
fchied zwifchen den beiden oben angeführten
Summen ftellt den Preis dar, der für ca. ein
Dußend anderer Mezzotintos und etwa 40 Blätter
meift nach Bildern der Angelika Kauffmann ge-
zahlt wurde.

Am 26. Juni gab es dann den großen Tag
der Saifon bei Meffrs. Chriftie, an dem die
Grenfellgemälde und eine größere Anzahl von
Werken der frühen britifchen Schule aus ver-
fdiiedenem Befiße — im ganzen 115 Nummern —
£ 106148 eintrugen. Davon entfallen auf die
67 Grenfellbilder ^53078.4.0. Eine große Zahl
der letzteren hatte der unglückliche Grenfell in
wenigen Jahren erworben und zwar meift von
Sir Hugh Lane, der jeßt Direktor der National
Gallery in Dublin ift. Es ßel nun fehr auf, daß
Lane als eifrigfter Käufer während der Ver-
fteigerung am 26. Juni auftrat und für im ganzen
£ 27 980 V., Werke aus der Grenfellkollektion
zurüdckaufte — und wie es fcheint für verhält-
nismäßig geringe Summen —, die er diefem
Sammler einft im freihändigen Verkauf über-
laffen hatte. Am auffallendften war in diefer
Beziehung die Verfteigerung des Tizian wohl
auch mit Recht zugefchriebenen vortrefflichen
Männerporträts „Ein Mann mit roter Müfee“
(Nr. 66 des Kataloges). Diefes Bild, deffen Her-
kommen jetst feßfteht, war 1906 in ftark nach-
gedunkeltem, ftaubbeladenem Zuftande von Lane
um £ 2205 bei Chriftie erfteigert worden. Nach-
dem es gereinigt worden war, verftummten ver-

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