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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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6. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0239

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Entwicklung nicht gänzlich zum Stillftand kam,
vielmehr manche glückliche Ergänzungen ins
Mufeum gelangten. Die Sammlung diefer Ge-
fellfchaft ift jeßt nach den Saßungen ebenfalls
verftaatlicht worden, fo daß ein einziger großer
Staatsbefiß befteht. Eine größere Anzahl von
Oldenburgern und viele Mufeumsfreunde außer-
halb des Landes (befonders in Bremen) find der
Mufeumsgefellfchaft mit 100—300 M. Jahres-
beiträgen beigetreten. So kann man auch manche
poßtive Mitwirkung aus Oldenburg neben der
oben angedeuteten doch lediglich negativen Be-
wegung melden.

Um das Kunftleben in Oldenburg nun weiter-
hin in die richtigen Bahnen zu lenken, wird es
nötig fein, alle pofitiven Kräfte zufammenzu-
halten; dann mag auch noch der Gemäldefamm-
lung in einiger Zeit ein glücklicheres Los be-
fdiieden fein. Raspe.

PÄRIS Im LOUVRE ift dem Bildhauer und
Maler Antoine Louis Barge ein neuer Saal ein-
gerichtet worden. Der Hauptbeftand an Plaftiken,
Ölgemälden, Paftellen und Zeichnungen ift dem
franzößfchen Staat von dem in Paris lebenden
ruffifchen Kunftfammler Zonbalof gefchenkt wor-
den. Wenn ßch fogar Ausländer noch als fo
großherzige Stifter erweifen, warum foll der
Louvre überhaupt noch kaufen.

Der archäologifchen Abteilung des Louvre
wurde eine Grabftele des 4. Jahrhunderts ge-
ftiftet, der mittelalterlichen Abteilung ein koft-
bares Reliquarium des 13. Jahrhunderts.

Dem MUSEE DE LUXEMBOURG wurde ein
Aquarell von Larffon, ein Gemälde von Dagnan-
Bouveret und von dem belgifchen Maler Millais
geftiftet. O. G.

AUSSTELLUNGEN

ÄMSTERDÄM Im STÄDTISCHEN MU-
SEUM haben drei tüchtige Künftler ausgeftellt:
Ä. van den Berg, W. van den Berg (Vater
und Sohn) und Theod. Goedvriend. Ä. v. d.
Berg feffelt vor allem durch feine Schattierungen
in Grau, die von feinem Empßnden zeugen. In
diefen Grifaillen, wenn man fie fo nennen darf,
ift der Künftler am perfönlichften (z. B. den
feinen athmofphärifchen franzößfchen Land-
fchaften) mehr, als in den farbigeren Stücken
(z. B. Blumen oder Stilleben), die wohl auch
ftark ßnd, aber daneben etwas hartes haben.
Willem v. d. Berg lehnt fleh mit Vorliebe an
alte Meifter, namentlich die aus der fpanifchen
Blütezeit, an. Kolorit, Äuffaffung des Sujets,
Tgpißerung, Figurenftil, Malweife, alles erinnert
an Velasquez, Goga u. a. Es gehört eine be~

SAMMLUNGEN » AUSSTELLUNGEN

fondere Gabe dazu, die Farben fo prächtig wie
er zu fehen und zu fühlen und folche glänzen-
den Dinge damit zufammenzuftellen. In Goed-
vriends Werk macht ßch van Goghs Einßuß
geltend, vor allem in den Blumenftücken. Seine
Stadtanfichten nehmen wieder einen anderen
Plaß ein. Sie ßnd in grau und braun gehalten
und laßen mit ihren verfchwommenen Farben
einen Künftler erkennen, der viel durchgemacht
hat und nur langfam geworden ift. Ein paar
Landßhaften erinnern an Daubiqng und van
Gogen. R. B.

BERLIN Das SCHINKEL-MUSEUM derTech-
nifchen Hochfchule zu Charlottenburg, das bisher
ein fehr verborgenes Dafein führte, beginnt ßch zu
regen, und verfudit das Intereße der Allgemeinheit
zu erwecken. Zunächft warb ein warmherziger
Vortrag des Vorftehers Prof. Max G. Zimmer-
mann, vor einem geladenen Auditorium der ge-
bildeten Stände gehalten, für diefes viel zu
wenig gekannte Inftitut, dann wurde eine Son-
derausftellung von Werken Schinkels in den
Mufeumsräumen erößnet, die ßch auch lebhaften
Befuches erfreut. Diefe Äusftellung ift erficht-
lich auf das Prinzip der Einführung geftimmt,
und fo bringt fie denn neben Dingen, die meifter-
lich und heute noch vorbildlich ßnd, auch Dinge,
dife nur als hiftorifche und lokale Kuriofa gelten
können, wie der ungeheuerliche Schloßbrunnen-
entwurf, vor dem man nur glücklich fein darf,
daß er nicht ausgeführt wurde. Mit Recht
ift die Menge der gotifchen und gotißerenden
Entwürfe zurückgedrängt worden. Schinkels
lebendige Wirkung geht nicht von diefen Ar-
beiten aus, die, bei allem Refpekt vor der ftrö-
menden Phantafie, die ßch in Einzelheiten aus-
lebt, doch eben Reißbrettarchitekturen ßnd, denen
zudem eine falfche Vorftellung der Gotik über-
haupt, eine, die im Banne der Boißereefchen
Änfichten ftand, zum Licht verholfen hat, und
die oft genug das feine, faft unbeirrbar feine
konftruktive Gefühl vermißen laßen, das fonft
gerade auch die nebenfächlichften Schinkelfchen
Blätter auszeichnet. Diefes konftruktive Gefühl
fpricht auch ftark aus den zahlreich ausgeftellten,
überaus fchönen Theaterdekorationsentwürfen,
.die oft mit erftaunlich geringen Mitteln, einem
Profpekt und zwei Seitenkulißen, Wirkungen von
einer Monumentalität und einem Reichtum her-
vorbringen, daß man nur wünfehen könnte, unfer
Opernhaus griffe einmal nach diefen Vorbildern;
es fpricht aus den Entwürfen für die Wand-
dekorationen der prinzlichen Wohnräume, wo
fie mit den zierlich-fparfamen Formen des Em-
pire in feinfter Rhythmik hantieren, noch be-
wundernswerter da, wo die Mittel der pompe-

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