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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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14. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0547

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SAMMLUNGEN » AUSSTELLUNGEN

die für die Arbeit notwendigen Werkzeuge findet.
4. Medaillen mit dem Schutzpatron der Gilde.
Die wichtigften find die unter 1—3 genannten.
Sie gewähren einen Einblick in die Befchäftigung
felbft und find daher oft von großem Wert für
die Kenntnis des alten Handwerkes.

Im GEMEENTE MUSEUM flnd drei Monate
lang alte Beftecke aus dem Beflg des Herrn
J. Ä. Frederiks im Haag ausgeftellt. Reproduk-
tionen nach Gemälden holländischer Meifter aus
dem 17. und 18. Jahrhundert demonftrieren die
Praxis des Gebrauchsmaterials.

Die Ausftellung greift bis auf die Stein- und
Bronzezeit zurück. Die Meffer vom 6. bis 9. Jahr-
hundert bilden eine Kategorie, die fidi bis ins
13. fortfegt. Das Material jener Zeit ift recht
einfach; erft im 14. und 15. Jahrhundert nimmt
die Verzierung der Meffer zu. Die Ausftellung
zeigt einige fchöne Proben von prächtig gra-
vierten Griffen. Das 16. und 17. Jahrhundert,
die Blütezeit der Silberfchmiedekunft, hat manch
wertvolles Stück hervorgebradit. Meffer mit
email champleve, mit Elfenbein gefchnittenen
Griffen, Bernftein und Palmenholz, mit Perl-
muttergriff, filber getriebenen Filigran- undÄchat-
griffen finden wir zufammengebracht. Daneben
Scheiden von Holz, Metall oder Leder. Oft
fehr zierliche Etuis, die man gebrauchte, wenn
man zu einem Effen ging und fein eigenes Be-
fteck dazu mitnahm. R. B.

MOSKÄU Faft gleichzeitig erfchienen der
offizielle Jahresbericht des Rumjangeff-Mu-
feums pro 1913, fowie derjenige der „Gefell-
fchaft der Freunde“ diefes Mufeums. Die
Gemäldegalerie und das Kupferftichkabinett des
Mufeums, welche im Herbft in einen neuen,
wenn auch nur proviforifchen Bau überfiedeln,
haben zum Teil durch genannte Gefellfchaft und
ihre Mitglieder anfehnliche Bereicherung er-
fahren. Von Bedeutung |md namentlich die
zahlreichen Ankäufe und Schenkungen von Ar-
beiten faft fämtlicher zeitgenöffifcher ruffifdier
und vieler ausländifdier Graphiker, von denen
das Kupferftichkabinett bisher nur vereinzelte
Proben befaß. Unter den der Gemäldegalerie
von W. Iffakoff vermachten 21 Gemälden ßnd
von künftlerifchem Intereffe: zwei fignierte Män-
nerbildniffe von Chr. Paudiß und Cornelius
Janfon van Ceulen, fowie ein holländifches
„Mädchen mit Leuchter“, welches Herr B. Wipper
in einem kurzen Äuffag des Jahresberichts, ohne
befonders zu überzeugen, dem Jan Steen zu-
fchreiben will. Ebenfowenig überzeugend fcheint
die vom gleichen Kunfthiftoriker vorgefchlagene
Autorfchaft H. Rigauds bei einem anonymen

Herrenporträt franzöfifcher Herkunft aus der
gleichen Sammlung.

Unter den Erwerbungen der „Gefellfchaft
der Freunde des Rumjangeff-Mufeums“
fteht das ausgezeichnete Bruftbild eines jungen
Offiziers (1813) von Oreft Kiprensky in erfter
Reihe. Es ift für die große Steigerung der Preife
für Werke ruffifcher Meifter des 18. und Beginn
des 19. Jahrhunderts bezeichnend, daß diefe,
allerdings fehr detailliert in Bleiftift, Paftell und
Deckfarben ausgeführte Porträtzeichnung mit
3500 Rubel bezahlt wurde. P. E.

AUSSTELLUNGEN

HÄGEN i. W. An die Tagung des Deutfchen
Werkbundes fchloß fidi ein eintägiger Ausflug
nach Hagen, wo das Mufeum Folkwang und
die Gartenftadt Hohenhagen mit den Häufern
von van de Velde, Behrens und Lauweriks be-
fichtigt wurden. Die Tagung endete mit einer
Feftvorftellung der Duncanfchule im Städtifchen
Schaufpielhaus. Während im Kunftgewerbehaus
alle hiefigen kunftgewerblichen Erzeugniffe, wie
die der HagenerSilberfchmiede, Batiks, Schmiede-
und Einbindearbeiten uff. ausgeftellt wurden,
waren imMUSEUM FOLKWANG imgroßenAus-
ftellungsfaale die legten Neuerwerbungen
ausgeftellt. Im Hauptraum an der rückwärtigen
Wand haben die Gegenftände der Expedition
Frobenius Plag gefunden. Unter diefen aus-
drucksvollen Schnigereien fei befonders auf einige
Elfenbeinarbeiten hingewiefen, die den Stempel
einer außergewöhnlichen Formenklarheit tragen.
Diefe Expedition hat ja gerade das Problem
aufgerollt, wie es möglich ift, daß unter den
fragenhaft expreffioniftifchen Dingen der Neger-
kunft plöglich fa|t klaffifch anmutende Formen
auftreten. Alle diefe Erwerbungen werden fpäter
in Verbindung mit den modernen expreffioni-
ftifchen Bildern aufgeftcllt werden. — Ein neu-
feeländifches Idol aus Nephrit — eine Opfer-
tafel aus Narvalzahn liegt diefen Arbeiten bei. Im
Schrank links vom Eingang befinden fidi die
Ankäufe aus der Vente Sambon (Anfang Mai
in Paris). Eine große Bereicherung der antiken
Abteilung erfuhr hier das Mufeum durch den
Ankauf einer etruskifdien archaifchen Figur
(5.—6. Jahrh.) mit einer vorzüglichen hellgrünen
Patina. Zwei kleinere gröbere Bronzen flehen
daneben. Bemerkenswert ift auch ein fehr ele-
gantes nordfranzöfifches Elfenbeintäfelchen mit
der Madonna. Vor allen Dingen aber füllte
diefe Vente dem Mufeum wichtige Lücken in
der Renaiffancekeramik. Es wurden ein Mantua-
teller, ein Faencateller und Aibarello und ein
Derutateller (mit der Darftellung des Sultans

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