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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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15. Heft
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Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0553

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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGE-
WERBEMUSEUMS DER STÄDT KÖLN

Mit 1« Abbildungen Von G. E. LÜTHGEN

Wie es der Eigenart der Sammlung entfpricht, wurde in den beiden lebten Jahren
vorwiegend auf die Erwerbung von Werken des Mittelalters Wert gelegt. Das
frühejte Stück i[t eine merowingifche Dolchfcheide aus Holz mit durchbrochenem Blei-
mantel. Der Schmuck, Bandwerk, ein Drachenkopf, viereckige Rofetten für Almandine
weift auf die merowingifche Kunft des 5.-7. Jahrhunderts.

Die romanifche Kunft gab dem Rheinland eine Monumentalität der Gefinnung, die,
ausgehend von der Baukunft und der Wandmalerei, felbft in den feinften Schmuck-
formen kunftgewerblicher Bildungen wirkfam blieb. Eine romanifche Bronzefchüffel
mit Gravierungen aus der Gefchichte Samfons gibt dafür ein gutes Beifpiel. Es ift
eine runde flache Schüffel, in deren Innern die Bilder im Kreife angeordnet find. Für
jede einzelne Darftellung wurde eine architektonifch ftraffe Umrahmung gefchaffen.
Säulen mit antikifierenden Kapitelen trennen Bild von Bild. Über je zwei Säulen
fpannt fich gleich Bogen in Halbkreisform die Infchrift. So entftand eine Arkaden-
reihe, die durch ihre Anordnung auf die ftraff gefchloffene Kompofition der roma-
nifchen Baukunft weift, und die in der Zeichnung, dem Aufbau und der Gliederung
der einzelnen Bilder felbft das gleiche Stilgefühl verrät, das die Größe der romanifchen
Wandmalerei ausmacht, dadurch ein wichtiges Bindeglied bildend zwifchen der Monu-
mentalmalerei und der Miniatur oder den bildnerifchen Schmuckformen des Kunftgewerbes.

Aus dem Leben Samfons gelangten zur Darftellung: die Verkündigung von Samfons
Geburt, die Geburt Samfons, die Überwindung des Löwen, Samfons Vermählung,
weiterhin die Darftellung, wie Samfon Rätfel aufgibt, wie Samfons Weib den Philiftern
die Löfung des Rätfels mitteilt, wie Samfon die Kleider aus Askalon verteilt und end-
lich wie er nach Askalon eilt und dort eine Anzahl Philifter erfchlägt.

Ähnliche Schüffeln, die alle auf die Rheingegend weifen, find im Louvre, im
Aachener Suermondt-
mufeum, im Provinzial-
mufeum in Trier, in der
Viktorskirche in Xan-
ten. Als Entftehungszeit
kommt die zweite Hälfte
des 12. Jahrhunderts in
Betracht.

Verfchiedene andere
für die romanifche Kunft
der Rheinlande wich-
tige Stücke wurden er-
worben. Außer einem
Elfenbeinkäftchen vor
allem Schmuckarbeiten,
zumeift kölnifchen Ur-
fprungs. Deckel, Ecken
und Kanten des Käft-
chens find mit vergol- flbb. 1. Elfenbeinkäftchen, rheinifdi, Köln, Kunitgewerbe-Mufeum

detem Kupferblech ein- zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts

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