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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft 18/19
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Literatur
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[Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0637

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LITERATUR ° AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

Schwanthaler, „deffen Art ihm nicht entfprach“,
und Pilotys, mit dem er auf die Dauer auch
nicht auskam, zu feiner eigenen Art durchkämpfte.
Schließlich krönen dann die Wiener Jahre durch
Arbeit und Ehren das Leben des Künftlers. Über
den Stil Natters wird nicht viel gefprochen. Man
ift da wefentlich auf die Abbildungen ange-
wiefen. Nur zuleßt fällt ein Wort, das, an den
Anfang geftellt und entwickelt, eineAnalyfe der
Natterfchen, nach einem Worte Erich Schmidts
cinquecentiftifchen Kunft hätte vermitteln können,
jenes Wort: Die Schatten find die Farben der
Plaftik. Bei der Würdigung der Natterfchen
Lebensarbeit ift alle zu große Pathetik glücklich
vermieden, und nur die, freilich echt Wienerifche
Eigenart, den eigenen Umgangskreis in allzu
rofigem Lichte darzuftellen, würde man gern
vermiffen. Da aber der Kreis eine Anzahl der
markanteren Erfcheinungen der damaligen Wie-
ner geiftigen Elite umfaßt — nur die beiden
Größten, Brahms und Feuerbach fehlen —, fo
wird das Buch auch in den nicht fachmäßig
intereffierten Kreifen freundliche Anteilnahme
finden.

Im Verlage von S. Hirzel in Leipzig gibt
Lovis Corinth den Vortrag ÜBER DEUTSCHE
MALEREI heraus, den er Ende Januar d. J. in
der Berliner Freien Studentenfchaft gehalten hatte.
Die Schrift, die ein Weck- und Kampfruf fein
will, kommt heute noch viel mehr zur rechten
Zeit als damals der Vortrag, und wenn der un-
geheure Kampf, in dem wir ftehen, glücklich zu
Ende geführt ift, wird es von allen Lagern Zu-
ftimmung geben, auch von denen, die vielleicht
zur Zeit, als der Vortrag gehalten wurde, noch
abfeits ftanden. Nur muß dann die Erkenntnis
der Gründe für die bekämpften Erfcheinungen
und die der hiftorifchen Entwicklung, die zu
ihnen führte, tiefer fundamentiert werden, als
es dem ungeftümen Temperament des mahnen-
den und warnenden Künftlers möglich war.

Dr. Paul Wislicenus läßt jeßt feinem Buche
über Shakefpeares Totenmaske gleichfalls im
Verlage von Eugen Diederichs in Jena ein neues
folqen: NACHWEISE ZU SHAKESPEARES
TOTENMASKE. DIE ECHTHEIT DER MASKE.
Zu dem Material, das in der erften Publikation
enthalten war, kommt nun der, wie mir fcheint,
überzeugende Nachweis, daß das fogenannte
Chandosbild, das man immer gegen die Echt-
heit der Maske anführte, nur deshalb nicht mit
ihr übereinkommt, weil es nach feiner eigenen,
nicht getreuen, fondern von der konventionellen
Shakefpearevorftellung beeinflußten Kopie, die

von Kneller herrührt, mehrmals übermalt worden
ift. Vergleicht man die Maske mit dem Bilde,
wie es eine Photographie darftellt, die zwifchen
zwei Übermalungen von der fauber gewafchenen
und von allen fremden Zutaten befreiten Lein-
wand aufgenommen worden ift, fo findet fich
völlige Übereinftimmung gerade in den wich-
tigen konftruktiven Details. Desgleichen weift
Wislicenus nach, daß die Grabesbüfte, die das
zweite Argument gegen die Echtheit der Maske
bildete, erft bei einer fpäteren Überarbeitung,
der Reparatur von 1748, in den jeßigen Zuftand
verfeßt worden ift. Und zwar hat fich die Re-
paratur fichtlich gerade auf die Teile erftredct,
an denen jeßt Differenzen mit den Maßen der
Maske entftehen. Nimmt man die Fülle der
anderen, übereinftimmenden Maße, die zudem
gerade auf die wichtigften Knochenpartien ent-
fallen, fo kann man fich dem Schluffe nicht gut
entziehen, daß die beiden Stücke in engfter Be-
ziehung zueinander ftehen, ja, daß die Büfte
mit Hilfe der Maske angefertigt fein muß. Nach
den Nachweifungen diefes Buches, die durch
50 gute Tafeln unterftüßt werden, kann man die
Echtheit diefer Maske für gefiebert halten, und
man wird es gern tun, weil die Maske in ihrer
fchlichten Schönheit es wert ift, als Trägerin der
vergänglichen Form zu gelten, in der der un-
vergängliche Geift Shakefpeares weilte. H. Fr.

EINGEGÄNGENE JAHRESBERICHTE

KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT
STRASSBURG. Bericht 1912 und 1913. (Er-
werbungen der Sammlungen und der Bibliothek,
mit 114 Abbildungen.)

GEWERBEMUSEUM ZU BREMEN. Bericht
für das Jahr 1913/14. (Bericht über die Neu-
erwerbungen und Lehrplan der Kunftgewerbe-
fchule.)

KUNSTVEREIN ZU BARMEN. Jahresbericht
1913.

DEUTSCHER VEREIN FÜR KUNSTWISSEN-
SCHAFT. Eingetragener Verein. Dritter Be-
richt über dieDenkmäler deutfeher Kunft.
Berlin 1914. In Kommiffionsverlag bei Georg
Reimer.

Bevorstehende Auktionen

BERLIN RudolphLepkesKunftauktionshaus-
Berlin und Hugo Helbing-München geben be-
kannt, daß die Verweigerung der Sammlung
Oppenheim-Köln während des Krieges nicht
ftattfindet. Das neue Datum wird feinerzeit be-
kannt gemacht werden.

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