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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Trenkwald, Hermann von: Dresdener Fayencefiguren
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0261

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DRESDENER FÄYENCEFIGUREN

Mit einer Abbildung Von H. v. TRENKWÄLD

Im Jahrgang III diefer Zeitfchrift (S. 205 ff.) hat E. Zimmermann die Gefchichte der
von Böttger 1708 gegründeten Dresdener Fayencefabrik eingehender behandelt und
zum erftenmal, auf Grund ficheren Beweismaterials, eine Reihe authentifcher Arbeiten
diefer Manufaktur veröffentlicht. Aus der Frühzeit der Fabrik, und zwar aus der
Eggebrechtfchen Periode um 1720, gibt es blau bemalte Flafchenvafen — Nachbildungen
chinefifcher Porzellane — ferner große Barock-Deckelvafen und Blumenkübel mit Blau-
malerei, welche innerhalb des älteren deutfchen Fayencebeftandes fehr beachtenswerte
und individuelle Leitungen darftellen, fchließlich Apothekenkannen und einzelnes Ge-
brauchsgefchirr. Aus der Spätzeit der Fabrik (Periode Hörifch, um 1770—1780) Bier-
krüge, Teller ufw., Gebrauchsware von geringem Kunftwert. Weitere Arbeiten diefer
Zeit hat dann O. Riefebieter in derfelben Zeitfchrift (V., S. 584 ff.) angeführt und zu-
gleich die Markenkenntnis bereichert.

Ich vermag nun das bis jeßt bekannte Material an frühen Arbeiten um einige
figürliche Stücke zu ergänzen.

Das Frankfurter Kunftgewerbemufeum erwarb aus Privatbefiß drei Fayencefiguren,
von denen zwei bekannte Böttger-Modelle wiedergeben: den Pantalone und Pierrot
der Komödienfigurenfolge aus rotem Steinzeug im Flerzoglichen Mufeum zu Gotha1.
Für die dritte, die einen auf einen Stock fich ftütjenden Bauern darftellt, ift ein
Böttgermodell nicht nachgewiefen, doch zeigt fie viel Ähnlichkeit mit einer im Befiße
von Flerrn Heidelbach (Paris) befindlichen Plaftik in rotem Steinzeug2 3 *.

Die beigegebene Abbildung der drei Figuren enthebt mich der näheren Befchreibung.
Sie find weiß glafiert, unbemalt. Die Höhe des Pantalone beträgt 19,3 cm, die des
Pierrot 19,8 cm, die des Bauern 21,7 cm. Die Sockelplatte ift wie bei den Steinzeug-
figuren rechteckig.

Zufammen mit den Figuren befanden fich im gleichen alten Befiß drei Böttger-
Steinzeugplaftiken8 und mehrere Böttger-Gefäße. Auch diefer Umftand bringt die
Fagencefiguren in enge Verbindung mit Böttger.

Ein Vergleich mit den im Johanneum befindlichen Dresdener Fayencen hat es aber
vollends als unzweifelhaft erfcheinen laffen, daß die Figuren der Dresdener Werkftatt
entftammen. Die Glafur hat den gleichen milchigen Ton; fie liegt ziemlich dick, ftellen-
weife aber wieder fehr dünn auf — ganz wie dies bei den Gefäßen der Fall. Als
für die Figuren charakteriftifch fei erwähnt, daß die Glafur auf deren Rückfeiten nach
unten etwas bläulich zufammenläuft. Die Farbe des Scherbens ift ein wenig heller
als bei den Gefäßen in Dresden, fie gleicht aber der Scherbenfarbe der Apotheken-
kanne im Leipziger Mufeum.

Wir haben es beim Pantalone und Pierrot mit Figuren zu tun, welche der gleichen
Form entftammen wie die entfprechenden in Böttgers Manufaktur entftandenen Stein-
zeugplaftiken eines noch unbekannten Künftlers, nicht etwa mit Nachformungen nach
diefen. Die Steinzeugfiguren find kleiner und der Höhenunterfchied (Pantalone 17 cm,

1 Vgl. E. Zimmermann, Erfindung und Frühzeit des Meißener Porzellans. Berlin 1900.
Abb. 56 u. 57. — Eine Wiederholung des Pantalone aus der gleichen Privatfammlung ift in den
Befiß des Johanneums in Dresden gelangt.

2 Vgl. E. Zimmermann, Erfindung ufw. Äbb. 69.

3 Von diefen ift ein mit Emailfarben kalt bemaltes Exemplar des Harlekins aus der er-

wähnten Komödienfigurenfolge ebenfalls in das Frankfurter Mufeum gelangt.

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