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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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4. Heft
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Bombe, Walter: Alte peruginer Gebildwebereien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0133

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HLTE PERUGINER GEBILDWEBEREIEN

Mit 17 Abbildungen Von WALTER BOaiBE

IV. (Fortfeljung aus Heft 3)

Von der allgemeinen Beliebtheit, deren fich unfere Peruginer Webereien in alten
Zeiten erfreut haben, zeugen auch die vielen bildlichen Wiedergaben derfelben auf
Darftellungen der Geburt Mariä, der Hochzeit zu Kana,
des Gaftmahls des Herodes, des heiligen Abendmahls,
der Fußwafchung, der Meffe ufw., die wir von italieni-
fdien Meiftern befißen. Duccio di Buoninsegna gibt auf
feiner Darftellung des Abendmahls im Sienefer Dom-
mufeum das Abbild eines Tifchtuchs „a occhio di pernice“

(mit Rebhuhnaugen) und einfacher Streifenmufterung an
den Enden, Giotto zeigt auf der Hochzeit zu Kana in
der Cappella Scrovegni zu Padua (1304) ein Tifchtuch
mit affrontierten Vögeln in ftreng linearer Stilifierung,

Pietro Lorenzetti läßt auf feinem Triptychon der Geburt
Mariä im Sienefer Dommufeum zwei Dienerinnen er-
fcheinen, die Handtücher mit geometrifcher und einfacher
Streifenmufterung tragen (f. Abb. 11), und auf feinem
Fresko der Fußwafchung in der Unterkirche von S. Fran-
cesco zu Affifi trägt Chriftus ein ähnliches Tuch. Auf
einem Fresko Simone Martinis ebenda zelebriert der
heilige Martin die Meffe vor einem Altar, deffen Decke
drei Zierftreifen mit reihenweife angeordneten Vögeln
und einem eigentümlichen Zickzackmufter fchmücken.

Auf einem andern Fresko, das den heiligen Martin in
Prieftergewändern darftellt, ift der Altar mit einem Tuche
bedeckt, das am Rande kreuzweife Streifen und Rauten
zeigt. Der unbekannte Meifter, der in S. Francesco zu
Affifi das Leben des heiligen Nikolaus fchildert, gibt
die Darftellung von Geweben mit einfachem geometri-
fchen Dekor, fo auch Bartolo di Maeftro Fredi in feiner
Geburt der Maria in S. Agoftino zu San Gimignano. Im
Jahre 1365 malte Giovanni da Milano in S. Croce zu
Florenz das Gaftmahl des Pharifäers, und bedeckte den
Tifch mit einem Tuche, das an den beiden Enden außer
einfachen geometrifchen Muftern abwechfelnd Lilien und
„Caftellucci“, fowie affrontierte Vögel zeigt, während
er auf dem Fresko mit Maria und Martha uns ein Tifch-
tuch mit Sternenmufterung vorführt. Alle diefe Mufter
finden fich dann vereinigt auf dem Fresko der Geburt
der Maria. Gentile da Fabriano gibt auf feiner Predellen-
tafel der Flucht nach Ägypten im Louvre einer Be-
gleiterin, der leßten Figur links, ein Tuch mit geometri-
fcher Mufterung über den Arm, und fein Landsmann „ ... ...

' . < u u ■ , , ’ , r-u • • Abb. 11. Ausfchnitt aus dem

Antonio da Fabriano hüllt den toten Chriftus in ein Triptychon von Pietro Loren-

Lendentuch, das affrontierte Vögel und Rautenmufterung zetti: „Geburt der Jungfrau“ im

zeigt (von 1452, im Mufeo Pierfanti zu Matelica. Fra Dommufeum zu Siena

Der Cicerone, VI. Jahrg., 4. Heft. 8

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